Sündhaft teure Pilze aus Tschechien? Neue Vorschrift ermöglicht Anbau von Trüffel

Wer an Trüffel denkt, dem kommt wohl als erstes Italien oder Frankreich in den Sinn. Aber nun könnten auch in Tschechien schon bald die ersten heimischen Trüffel auf den Tellern landen. Der Anbau der teuren Pilze ist nämlich vor kurzem durch die Änderung einer Regierungsverordnung möglich geworden. Und nun schießen die ersten Trüffelfarmen wie Pilze aus dem Boden.

Foto: Milan Gryndler,  Tschechischer Rundfunk / Český lanýž

Trüffel aus Tschechien – das könnte in fünf bis sechs Jahren schon Realität sein. Vladimír Ilenčík ist einer, der auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:

„Meine Trüffelfarm ist noch ganz neu. Vor etwa einem halben Jahr habe ich die Setzlinge gepflanzt, die zuvor mit dem Pilz geimpft wurden.“

Prächtige Eichen, Erlen oder auch Hainbuchen sollen die kleinen Setzlinge einmal werden, die dort in der Erde stecken.

„Auf dieser Fläche von einem halben Hektar habe ich 250 Jungpflanzen eingesetzt. Es sollen aber etwa 50 weitere hinzukommen, da ich noch mehr kaufen konnte. Im Herbst wollen wir also wieder pflanzen.“

Doch mehr noch als um die Bäume geht es natürlich eigentlich um die Delikatesse, die ihnen zu Füßen einmal unter der Erde sprießen soll. Denn Trüffel wachsen so, dass sich ihr Myzel mit feinsten Wurzeln der Bäume verbindet. Über die Pflanzen werden die Pilze mit Nahrung versorgt. Irgendwann, wenn aus der Wiese ein Wald geworden ist, könnte es laut Vladimír Ilenčík soweit sein mit den ersten eigenen edlen Pilzen…

„Bei idealen Bedingungen könnten sich an den Haseln in fünf Jahren die ersten Trüffel bilden. Bei den Hainbuchen und Eichen dürften in etwa 15 Jahren die ersten Pilze wachsen. Die Trüffel an den Haselnusssträuchern haben eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren, im Falle der beiden Bäume könnte sie hingegen bei bis zu 50 Jahren liegen.“

Foto: Milan Gryndler,  Tschechischer Rundfunk / Český lanýž

Geduld ist also gefragt bei der Trüffelzucht. Doch am Ende stehe womöglich nicht nur ein brummendes Geschäft, sondern auch eine Verbesserung der eigenen Speisekarte, scherzt Ilenčík:

„Ich mag diese Köstlichkeit sehr, habe in meinem Leben aber natürlich noch nicht sehr viel davon gegessen. Nun hoffe ich, dass Trüffel in etwa fünf Jahren fester Bestandteil meines Frühstücks sein werden.“

In Tschechien gibt es laut des Verbandes der Trüffelzüchter (Asociace Český lanýž) Dutzende Unternehmer, die die Pilze aktuell anbauen. Möglich geworden ist diese Tätigkeit durch eine Gesetzesänderung. Denn seit dem 1. März dieses Jahres gelten Trüffel hierzulande offiziell als Nutzpflanze. Richard Beneš hat den Verband der Trüffelzüchter mitgegründet und jahrelang für den legalen Anbau des Pilzes gekämpft. Er biete interessierten Landwirten die Untersuchung von Setzlingen und von Bodenproben an, sagt Beneš in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Wir können in der Erde alle Stoffe nachweisen, die dem Pilz gefährlich werden könnten“, so der Unternehmer.

Foto: Tea Veseláková,  Tschechischer Rundfunk

Der Verbandschef verkauft zudem Pflänzlinge, die mit dem Trüffelpilz geimpft wurden. Und dabei könne man den Kunden fast schon eine Erfolgsgarantie anbieten:

„Wir untersuchen jeden einzelnen Setzling mittels einer DNA-Probe. Dadurch wollen wir herausfinden, ob die Impfung mit dem Myzel erfolgreich war.“

Zudem begleitet Beneš die Züchter der Schlauchpilze auch nach dem Setzen der Bäume. Vor kurzem habe man außerdem eine neue Entdeckung gemacht, durch die die Trüffelzucht in Tschechien in Zukunft noch besser funktionieren könnte:

„Das ist ein großer Erfolg für uns: Wir haben im Boden drei Bakterien entdeckt, die gemeinsam mit dem Trüffel auftreten. Durch sie wachsen die Pilze schneller“, so Richard Beneš.

Seinen Worten zufolge werden in den Böhmischen Ländern bereits seit mehreren Jahrhunderten Trüffel angebaut – womöglich schon seit den Zeiten Karls IV. Wo sich die heutigen Trüffelplantagen in Tschechien befinden, ist allerdings ein Geheimnis – zu groß ist die Angst der Züchter vor Dieben. Denn schließlich kann ein Kilogramm des Pilzes problemlos mehrere Hundert oder gar Tausend Euro einbringen.