Svatý Hostýn - Zufluchtsort vor Tataren
Er ist der bekannteste mährische Wallfahrtsort. Seine Entstehung ist mit dem Einbruch der Tataren nach Mähren im 13. Jahrhundert verbunden: Svatý Hostýn.
Die Region von Hostýn wurde einst von den Kelten bewohnt. Bis heute erinnert an sie ein mächtiger Wall, der fast zwei Kilometer lang ist. Auf dem Hügel Hostýn steht heute anstelle eines keltischen Oppidums die Maria Himmelfahrtskirche. Über dem Hauptaltar steht eine Statue von Jungfrau Maria mit Jesuskind, das in seiner Hand Blitze hält. Diese etwas ungewöhnliche Darstellung der Mutter Gottes hängt mit den historischen Ereignissen von 1241 zusammen, sagt Pavel Malének. Er arbeitet im Rathaus im Städtchen Bystřice pod Hostynem:
„Im 13. Jahrhundert sind die Tataren nach Mähren eingefallen. Das hiesige Gebiet war dicht bewaldet, und die Bewohner, die unter den Angriffen der Tataren litten, flüchteten auf den Berg Hostýn. Dort befand sich ein Oppidum aus keltischen Zeiten und das Wichtigste: Es gab dort Wasser. Leute, die dort nach Rettung vor den Tataren suchten, beteten zur Jungfrau Maria. Sie baten um ein Wunder, das die Tataren stoppen sollte. Es entfesselte sich ein Gewitter. Als sich die Tataren auf die Eroberung von Hostýn vorbereiteten, schlug ein Blitz in das Zelt des Chans und tötete ihn. Die Tataren gaben dann ihre Eroberungspläne auf.“
Dieses Ereignis ist in Mähren bekannt geworden. Viele Leute pilgerten auf den Hostýn, um Jungfrau Maria um Hilfe bei verschiedenen Problemen zu bitten. Im 16. Jahrhundert begann man in dieser Region nach Silber und Gold zu suchen. Damals wurde dort eine Holzkirche für die Bergleute erbaut. Ein Gemälde in der Kirche erinnerte an das Wunder. Die große Kirche ließ Frantisek Antonin Rottal im 18. Jahrhundert errichten. Ignac Cyrani von Bolleshaus baute sie in den Jahren 1721 – 1748. Die Kirche steht in einer Höhe von 718 Metern und sticht aus der ganzen Umgebung hervor. Über dem Kirchenportal befindet sich ein Mosaikbild von 26 Quadratmetern, das aus 260.000 kleinen Steinen zusammengestellt wurde. Die Wallfahrtskirche hatte ein bewegtes Schicksal, sagt Pavel Malének:
"In der Zeit der Josefinischen Reformen am Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Wallfahrtsort aufgehoben. Die Wallfahrtstradition wurde erst wieder um das Jahr 1840 belebt, als der Marienkult erneut an Bedeutung gewann. Seitdem wird die Wallfahrttradition bis in die Gegenwart aufrechterhalten. Sie wurde zwar während des Kommunismus immer wieder unterdrückt, aber man kann sagen, dass trotz kommunistischer Schikane die Menschen auf den Hostýn gepilgert hatten.“
Zur Kirche führt eine monumentale Treppe, die verhältnismäßig neu ist. Der Bau der Treppe wurde so finanziert, dass einzelne Menschen, Familien oder Pfarreien die einzelnen Treppenstufen kauften. Wenn die Pilger heute die Treppe hinaufgehen, können sie auf der Seite lesen, wer die bestimmte Stufe bezahlte. Die Kirche wurde in den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts zur Basilika Minor ernannt. Die Verleihung eines Titels Basilica minor soll zur stärkeren Bindung der Kirchen an den römischen Bischof beitragen und zudem die Bedeutung dieser Kirche für die Umgebung hervorheben.
„Es ist interessant, dass in der Zeit, wo es keine Religionsfreiheit gab, diese Kirche den Ehrentitel erhielt. Vom Friedhof aus kann man gut sehen, dass die Kuppel der Basilika ein wenig an den Helm der Tataren erinnert.“Auf dem Hostýn gibt es zwei Kreuzwege, besonders erwähnenswert ist der neue Kreuzweg, sagt Pavel Malének:
„Dieser wurde nach dem Entwurf vom bekannten slowakischen Architekt Dusan Jurkovic errichtet, der eine gute Beziehung zu Mähren hatte. Er ging dabei von der Volksarchitektur der Region von Valassko aus. Für die einzelnen Darstellungen der Kreuzwegstationen wurde Keramik benutzt. Denn man suchte nach Material, das durch die harten Witterungsbedingungen, die auf dem Hostýn herrschen, nicht beschädigt wird. Dieser Kreuzweg wurde in den Jahren 1903 bis 1912 errichtet. Während der Jahre wurde auch der Keramik-Kreuzweg beschädigt, vor vier Jahren wurde er gründlich renoviert und repariert."
Die meisten Pilger, die Hostýn besuchen, stammen aus Mähren. Viele Pilger kommen auch aus der Slowakei. Es kommen Leute aus der ganzen Welt nach Hostýn – unter ihnen sind hohe kirchliche Würdenträger und Staatsmänner. Jährlich besuchen etwa 200.000 Pilger den Wallfahrtsort, sagt Pavel Malének:„Die ganze Wallfahrtssaison beginnt am Palmensonntag und dauert bis zum zweiten Oktobersonntag. Feuerwehrleute, die Sportorganisation Orel, Imker, aber auch verschiedene Ordensgemeinschaften kommen hier her. Das Interesse für den Wallfahrtsort ist sehr groß. Heute ist es eher ein Problem, einen freien Termin für eine Pilgergruppe zu finden.“
Wie kam Svatý Hostýn zu seinem Namen? Das Wort „svatý“ – heilig - wurde übrigens erst später hinzugefügt. Pavel Malének:
„Es gibt einige Erklärungen für den Ursprung des Namens. Es könnte von einem keltischen Wort abgeleitet werden, denn auf dem Hostýn befand sich eine wichtige keltische Siedlung. Die Bezeichnung könnte auch aus dem Deutschen stammen. Im Namen ist das Wort Theyn beziehungsweise Stein enthalten. Die Etymologie des Namens wird man wahrscheinlich nie erläutern können.“
Auf dem Hostýn ist aber nicht nur die Wallfahrtskirche, sondern es gibt dort auch andere Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch wert sind. Im vergangenen Jahr wurde ein Museum in Hostýn feierlich eröffnet, das sich sowohl mit der Geschichte des Ortes, als auch mit der Natur in der Region befasst. Der historische Aussichtsturm wurde vor fünf Jahren rekonstruiert und ist an Wochenenden geöffnet. Während der Schulferien – im Juli und August – ist der Turm täglich geöffnet.