Tag der Lehrer

Nach dem Jahr 1989 hat - wie so viele Feiertage in Tschechien - auch den Tag der Lehrer am 28. März ein trauriges Schicksal ereilt. Vor der Wende wurde er nicht nur von den Pädagogen und ihren Schülern allerorts als ein wichtiges Datum zelebriert. Heutzutage dagegen wird dieser Tag an vielen Schulen schier übergangen. Ludmila Clauss berichtet.

Meine Schuljahre sind schon lange vorbei, trotzdem kann ich mich an den Tag der Lehrer gut erinnern. Wir Kinder brachten unseren Lehrern Blümchen und selbstgemalte Glückwunschkarten, von den Lehrern gab es dafür Süßigkeiten. Der 28. März war für uns Schüler ein schöner Frühlingstag, an dem der Unterricht in einer gelockerten Form stattfand und wir die Gelegenheit bekamen, unsere lieben Lehrer auch mal von einer anderen als ihrer "pädagogischen" Seite zu erleben.

1955 wurde der Tag der Lehrer in der Tschechoslowakischen Republik zum ersten Mal gefeiert. Die kommunistische Regierung wollte mit diesem Tag die Öffentlichkeit daran erinnern, dass sie die wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe der Lehrer bei der Erziehung der "nächsten Generationen der Erbauer des Sozialismus im Land" achten sollte. Der Feiertag wurde auf den 28. März festgelegt. - Zu Ehren des tschechischen Denkers Jan Amos Komensky/ Comenius, der als Begründer der modernen Pädagogik gilt und der an diesem Tag, im Jahr 1592, geboren wurde.

Nach der Wende 1989 geriet auch dieser Festtag, sowie auch viele andere aus der kommunistischen Zeit, etwas in Vergessenheit.

An einer Schule in Jihlava/ Iglau wird der Tag der Lehrer heute zum Anlass genommen, um die Arbeit der Pädagogen in einer sehr unterhaltsamen Art und Weise zu feiern. Ich unterhielt mich mit der Direktorin der Grundschule in der Seifertova-Straße, Stanislava Prokesova.

"Es war früher mehr oder weniger von oben angeordnet. Es gab verschiedene Versammlungen mit Vorträgen, es wurden Orden und Auszeichnungen verliehen. So praktizieren wir es heute natürlich nicht mehr. Unsere heutigen Lehrertage sind eher eine unterhaltsame Angelegenheit ohne Formalitäten."

Und wie sieht der Festtag an dieser Schule aus? Begegnen die Schüler ihren Lehrern auf eine besondere Art und Weise? Dazu noch einmal Frau Prokesova:

"Sie gratulieren ihnen und bedanken sich bei ihnen. Es ist ein angenehmer Tag, an dem sich die Kinder mit den Lehrern unterhalten, alle sehr viel Spaß erleben. Es soll kein ernster Tag sein. Dafür haben wir uns eine Aktion ausgedacht: Die Kinder nehmen an diesem Tag die Stelle der Lehrer ein und unterrichten sie und die Lehrer wiederum setzten sich in die Schulbank und schlüpfen in die Rolle der Schüler. Die Kinder sollen dabei erfahren, dass die Lehrertätigkeit nicht ganz so einfach ist... Auf jeden Fall ist es eine Bereicherung für beide Seiten."

Dieses Beispiel zeigt vielleicht, dass die Botschaft bestimmter Festtage, mögen diese auch aus einer "anderen" Zeit kommen, auch heute noch aktuell und sinnvoll sein kann. Es kommt eben immer auf die sinnvolle Umsetzung an.

Autor: Ludmila Clauss
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