Teilnehmer des Prager Schriftstellerfestivals diskutieren über EU

Prager Schriftstellerfestival, photo: CTK

Fünf Tage voll mit Autorenlesungen, Treffen mit Schriftstellern, Podiumsdiskussionen und Autogramstunden. Das war das 14. Prager Schriftstellerfestival, das an diesem Donnerstag zu Ende geht. Markéta Maurová hat den Hauptspielort, das Prager Theater Minor besucht.

Prager Schriftstellerfestival,  photo: CTK
Eine der zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen dieses Prager Literaturereignisses war eine Podiumsdiskussion des österreichischen Blattes "Der Standard", die der Tradition und Zukunft Europas galt. "Eine neue EU: bisher Ungeborene über Tote" war ihr Motto. Die tschechische Schriftstellerin Eda Kriseová (die u. a. Biographin von Vaclav Havel ist) verwies in der Debatte auf gewisse Gemeinsamkeiten, die Bürger aus ehemals totalitären Staaten verbinden. Sie unterstrich dabei die Unterschiede zwischen der EU einerseits und der Zwangsvereinigung im ehemaligen sowjetischen Block andererseits. Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse räumte zwar ebenfalls Unterschiede zwischen Brüssel und Moskau ein, versuchte diese beiden Regierungszentren jedoch auch zu vergleichen:

"Das gemeinsame ist heute eben die Fokussierung auf zentralistische Politik. Da möchte ich Sie daran erinnern, dass von einer Kommission regiert wird, die ich nicht gewählt habe, die kein Mensch gewählt hat. Wir wählen Abgeordnete im Europaparlament, das keine legislative Funktion hat, also eben nicht regieren darf und nicht einmal ein Veto-Recht gegen das hat, was die Kommission tut. Also würde ich mit den Lobgesängen auf die europäische Demokratie ein bisschen vorsichtiger sein, die demokratiepolitisch und demokratiegeschichtlich einen Rückschritt darstellt, im organisatorischen Hinblick. Dass sie aber wirtschaftspolitisch, finanzpolitisch, kulturpolitisch, aber auch bildungs- und freiheitspolitisch Vorzüge zu der Situation vorher hat, ist unbestritten."

Abgesehen von den Schattenseiten: Von prinzipieller Bedeutung ist die Möglichkeit, sich entscheiden zu können, einigten sich die Diskutierenden, zu denen weiter der österreichische Autor Norbert Gstrein, der US-amerikanische Verleger Peter Meyer sowie der Journalist Gerfried Sperl als Moderator gehörten. Und die Entscheidung für den Beitritt zur EU sei für Tschechien die beste Wahl gewesen, so Eda Kriseová.