Temelin Inbetriebnahme verschoben

Die ursprünglich für Sonntag geplante Wiederinbetriebnahme des südböhmischen Kernkraftwerks Temelin verschiebt sich um einige Tage. Einzelheiten darüber und über weitere Entwicklungen im Zusammenhang mit dem umstrittenen AKW erfahren Sie von Olaf Barth.

Mit dem Anfahren des ersten Reaktors werde man laut den Worten des Kraftwerkssprechers Milan Nebesar warten, bis auch der Sekundärkreislauf wieder betriebsbereit sei. Zunächst müssten allerdings noch die Vibrationen an einem Turbinenrohr beseitigt werden. Als Termin für die Wiederinbetriebnahme ist der 20. Februar anvisiert. In der Zwischenzeit begutachtet eine von der Agentur für Atomenergie in Wien entsandte internationale Untersuchungskommission das AKW Temelin und dessen Auswirkungen auf die Umwelt. Ab Dienstag werden die Mitglieder dieser Kommission in Prag mit Vertretern einer EU-Delegation beraten, die laut Melker Vereinbarung fachmännische Hilfe gewähren und die Vorgehensweise dokumentieren soll. Dazu erklärte der Koordinator der tschechischen Untersuchungsgruppe Vaclav Hanus:

"Ziel der Mission, die noch bis März andauert, ist es, das Gefährdungspotential des Kernkraftwerks Temelin zu beurteilen und das unter verschiedenen Aspekten. Also auch bezüglich der Frage, wie man die Technik bedient, sie auswertet und wie man überhaupt mit ihr umgeht. Dies gilt sowohl für den laufenden Betrieb als auch bei abgeschaltetem Reaktor." Wie Hanus hinzufügte, sollen die Ergebnisse der Analyse ungefähr zwei Monate nach Beendigung der Mission vorliegen."

Unterdessen bezichtigen österreichische Atomkraftgegner weiterhin die tschechische Regierung der Zuwiderhandlung gegen die Vereinbarungen von Melk und drohen mit neuen Grenzblockaden ab dem kommenden Wochenende. Der tschechische Vizepremier Vladimir Spidla erklärte hingegen, die tschechische Seite erfülle die Bedingungen von Melk und deshalb seien weitere Blockaden unberechtigt und ein klarer Verstoß gegen die Absprachen. Auch der Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus verkündete:

"Nach meinem Gefühl, wäre eine Wiederaufnahme der Blockaden durch Österreich ein klares Foulspiel oder mehr noch ein Eigentor. Ich glaube dass das auch die österreichischen Politiker, zumindest die vernünftigen, so sehen."

Nicht nur die tschechischen Politiker sehen das so, auch der Generaldirektor für die EU-Erweiterung, Eneko Landaburu, führte an, er glaube, dass die Kommission zeigen wird, dass Temelin den notwendigen Anforderungen entspricht.

Autor: Olaf Barth
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