Temelin - Öffentliche Anhörung

Hochsicherheitszone Temelin

Während in Temelin am Mittwoch der erste Reaktorblock des AKW's mit 55% seiner Maximalkapazität im Probebetrieb lief, fand in Èeské Budejovice/ Budweis eine öffentliche Anhörung zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) statt. Olaf Barth war vor Ort.

Zunächst präsentierten die tschechischen Kommissionsmitglieder den 150-200 Interessierten kurz und knapp die Ergebnisse ihrer jeweiligen Untersuchungsbereiche. Die Zusammenfassungen hörten sich dann so an:

"Der potenzielle Einfluss des Kraftwerks auf die Umwelt ist als niedrig, nicht markant und akzeptabel zu bezeichnen. In Schulnoten übersetzt, würde das AKW eine Durchschnittsnote von 2,5 erhalten."

Leider bezog keiner der Fachleute dazu Stellung, in welchen Bereichen man dementsprechend möglicherweise deutlich unter dieser Durchschnittsnote lag und auch nicht dazu, dass eine 2,5 eben nur irgendwo zwischen gut und befriedigend liegt, was von sehr gut noch weit entfernt ist und vor allem die AKW- Kritiker kaum zufrieden stellen dürfte. Jene hatten die öffentliche Anhörung auch bewusst boykottiert, da die UVP ihrer Meinung nach nicht den EU-Richtlinien entsprach. Rund 30 tschechische und österreichische Temelin-Gegner versammelten sich vor dem Sitzungsgebäude, um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen. Otto Pumpinger von der Bewegung "Stop Temelin" erklärte, das heutige Hearing sei sinnlos, denn:

"Es ist auf Basis einer Dokumentation für die UVP, die nicht regulär ist und die nicht europäischen Standards entspricht. Und deshalb erachten wir die Tatsache, dass das Hearing heute stattfindet schon als Verletzung der Vereinbarungen von Tschechien und Österreich."

Im Gebäude beantworteten die Experten unterdessen insgesamt 67 schriftlich eingereichte Anfragen aus der Bevölkerung, die von den Kommissionsmitgliedern verlesen und mal mehr, mal weniger prägnant beantwortet wurden. Die vierstündige Anhörung verlief dementsprechend ruhig und geradlinig, hatte aber zu keiner Zeit den Charakter einer kritischen Debatte.

Im Anschluss an die Sitzung konfrontierte ich den Direktor des AKW'S, Frantisek Hezoucky, mit dem Vorwurf einiger Temelingegner, dass der Kommission nur ein Bruchteil der verfügbaren Temelin-Dokumente zur Verfügung gestanden habe. Hier seine Reaktion:

"Wir haben der Kommission sämtliche Informationen zukommen lassen, um die sie uns gebeten haben. Ich denke wirklich , dass es sehr unfair ist, die Autoren des Berichtes wegen einem angeblichen "Mangel an Informationen" zu kritisieren, wenn man sich vor Augen hält, dass es um ein Dokument ging, dessen Inhalt, Kapitel und Unterkapitel bereits vorab unter der Aufsicht der EU abgestimmt wurden und für die man alle Informationen bekommen konnte."

Die Regierung präsentiert das Theaterstück:

"Internationale Beurteilung Temelins"

Regie: Ministerium für Industrie und Handel

In den Hauptrollen: M. Gregr + J. Hanzlicek

(Danke, wir haben kein Interesse!!!)

Autor: Olaf Barth
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