Theaterfestival: „Biografie, ein Spiel“ aus Zürich, „Tucho und K.“ aus Luxemburg

„Tucho und K.“ (Foto: www.kasemattentheater.lu)

Seit Sonntag läuft in Prag die fünfzehnte Ausgabe des deutschsprachigen Theaterfestivals. Am Dienstag gastierte das Zürcher Theater Neumarkt mit Max Frischs Stück „Biografie: Ein Spiel“ in Prag. Und das Luxemburger Kasemattentheater präsentierte unter den Titel „Tucho und K.“ Briefe von Kurt Tucholsky und Franz Kafka. Radio Prag war dabei.

„Biografie: Ein Spiel“  (Foto: www.theater.cz)
Was wäre, wenn man die eigene Biografie zurückdrehen und einzelne Abschnitte des eigenen Lebens noch einmal leben könnte? Dieser Frage geht Max Frisch in seinem 1968 uraufgeführten und 1984 überarbeiteten Drei-Personen-Stück „Biografie: Ein Spiel“ nach. In Prag zu sehen war es in einer beachtenswerten Inszenierung von Barbara Weber, der Leiterin des Zürcher Neumarkt-Theaters. In den drei Hauptrollen der grotesk-tragischen Komödie überzeugen Alicia Aumüller, Jörg Koslowsky und Sigi Terpoorten und das raffinierte Bühnebild von Madlaina Peer macht den Theaterabend endgültig zum Erlebnis.

„Tucho und K.“  (Foto: www.kasemattentheater.lu)
Mit starkem Tschechien-Bezug aufwarten konnte das Kasemattentheater Luxemburg, das unter dem Titel „Tucho und K.“ Briefe von Franz Kafka und Kurt Tucholsky präsentierte.

„Es ist eine Mischung aus einer szenischen Lesung und Inszenierung. Und vor allem eine sehr interessante Begegnung, eine briefliche Begegnung zwischen Tucholsky und Kafka. Tucholsky hat sich sehr früh schon für Kafka interessiert. Schon im Jahre 1913 hat er Kafka hoch gepriesen und seine Prosa und Geschichten rezensiert. Diese Begegnung, die in den Briefen verläuft, ist sehr interessant und auch sehr traurig, weil sie sie einen sehr traurigen Zeitabschnitt beschreibt“, sagt Petr Štědroň, der Chefdramaturg des deutschsprachigen Theaterfestivals im Gespräch mit Radio Prag.

An altmodischen Holztischen sitzend lesen Marc Limpach und Germain Wagner abwechselnd aus der Korrespondenz von Tucholsky und Kafka, eingetaucht in zunächst warmes, mit zunehmender Dramatik der Ereignisse immer greller werdendes Licht. In der Mitte zwischen den beiden Schauspielern sitzt die Cellistin Judith Lecuit, die die langen Textpassagen mit ihrer Musik auflockert und so das Abgleiten der Aufführung ins Monotone verhindert.

„Tucho und K.“  (Foto: www.kasemattentheater.lu)
Aber haben die beiden Literaten einander tatsächlich so viel geschrieben, dass man damit eine gut eineinhalbstündige Theateraufführung bestreiten kann? Dazu Dramaturg Petr Štědroň:

„Nein, eigentlich haben sie sich nicht so viel geschrieben. Aber da gibt es natürlich auch andere Briefe. Nicht nur zwischen Tucholsky und Kafka, sondern auch vielmehr zwischen Tucholsky und seinen Empfängern und Kafka und seinen Empfängern.“