Theaterfestival in Hronov

Marktplatz in Hronov

In unserer heutigen Ausgabe des Kulturspiegels begeben wir uns nach Ostböhmen, dort fand nämlich Mitte August das traditionsreiche 70. Laientheaterfestival Jiraskuv Hronov statt. Wir haben uns in Hronov umgesehen und in den nächsten paar Minuten präsentieren wir Ihnen einige Theaterimpressionen, zu denen Sie am Mikrophon Marcela Pozarek begrüsst.

Marktplatz in Hronov
In Tschechien ist nicht nur der Staatspräsident ein bekannter Dramatiker, passionierte Theaterleute gibt es in allen Ecken und Enden der Republik, zusammen kommen sie jeweils im August, um in Hronov ihre Inszenierung sowohl Theaterkritikern, als auch dem einheimischen kulturbeflissenen Publikum darzubieten. In diesem Jahr gaben Amateurtheatergruppen aus Litauen, Deutschland, der Slowakei, Frankreich und Holland dem Festival einen Hauch von internationalem Flair und die ausländischen Gäste waren denn auch von der kreativen Atmosphäre der ostböhmischen Kleinstadt begeistert. So beispielsweise Franz-Josef Witting, Präsident des Amateurtheatervereins in Baden-Württemberg:

Das Hronover Theaterfestival bietet Interessierten die Möglichkeit an Pantomimeseminaren, Stückanalysen und Regieworkshops teilzunehmen. Eine Einführung in die Grundlagen der Schauspielkunst bot in seinem Kurs Vaclav Spirit an, der am Festival mit einer Inszenierung seiner Theatergruppe aus Lörrach auftrat. Spirit emigrierte vor 1989 nach Deutschland und kann sich bis heute gut an frühere Theaterbegegnungen in Hronov erinnern...

Wie bereits erwähnt, konnte man täglich in Hronov nicht nur zwei Inszenierungen besuchen, man hatte auch die Möglichkeit aktiv an Seminaren sein schauspielerisches Können unter Beweis zu stellen. An Vaclav Spirit Seminar nahmen unter anderem zwei junge Damen teil, Monika Fricova fragten wir, was sie dazu bewogen hat, an den Kursen teilzunehmen.

"Ich bin aus Mähren und ich liebe Theater. Irgendwie möchte ich da weiter machen und so bin ich her gekommen um die Grundlagen ein bisschen kennen zu lernen. Die Atmosphäre gefällt mir ausserordentlich, weil hier alle vom Fach sind und man mit allen sprechen kann, sei es in der Kneipe oder in einem Kurs."

Barbara Augustinova aus Ostrava, Ostrau erläutert im folgenden, was alles in den Kursen geboten wurde.

"Wir analysieren hier beispielweise die Theaterstücke, die wir Tags zuvor gesehen haben, dann machen wir praktische Übungen zum Entspannen und Aufwärmen, wir lernen hier die Grundlagen der Schauspielkunst."

Stückanalysen mit Teilnehmern des Festivals leitete u.a. auch Franz-Josef Witting. Waren die Debatten spannend...

Die Mitglieder der Theatergruppe Gut und Edel gaben nicht nur ihre eigene Kunst zum besten, sondern bildeten sich im Rahmen eines Theaterseminars auch noch weiter. Der Laienschauspieler Stefan Oesterlin dazu:

In Hronov gab es für jeden Geschmack etwas zu sehen, wer beispielweise die expressiv - temperamentvolle Schauspielkunst der Slowaken liebt war in der Vorstellung des Theaters aus Levice gut bedient.. Im Theaterstück "Schlinge für zwei" kommt ein klassisches Beziehungsdreieck zum Zuge, ein Ehepaar durchlebt gerade seine Sinn- und Erotikkrise, als die Frau mit der Wahrheit wortwörtlich rausrückt: Auf der Bühne findet sich plötzlich der Ehemann mit dem Liebhaber seiner Frau in einem verbalen Duell konfrontiert, dem beide nach ironisch geistreichen Spitzen in den Himmel entfliehen, in dem sie vom Bühnenboden an Schlingen ins Jenseits enthoben werden. Es gab aber noch vieles mehr zu sehen, was Vaclav Spirit besonders gefallen hat erzählt er im folgenden:

Sprachbarrieren waren für die ausländischen Gäste überhaupt kein Problem, die tschechische Theatersprache wussten sie gut zu entschlüsseln, wie Franz-Josef Witting beweist:

Im Rahmen des Theaterfestivals fand auch die Jahresversammlung des AITA, der Association International des theatre amateurs, der internationalen Amateurtheatervereinigung, deren Präsident Jacques Lemaire uns im Gespräch diese Organisation etwas näher vorstellte:

Jirasek-Theater in Hronov
"Heute haben wir hier eine Zusammenkunft des mitteleuropäischen Komitees veranstaltet, das in Kontrast zu seinem Namen Länder umfasst von Irland bis Sibirien, es ist ein sehr wichtiges Komitee innerhalb unserer Organisation. Man hat also die Gelegenheit wahrgenommen hier am Hronover Festival einige Problem des AITA zu diskutieren, insbesondere das Verhältnis der Regionen zu der Dachorganisation. Kopfzerbrechen bereit uns vor allem die Finanzierung, weder die einzelnen Amateurgruppen noch ihre Verbände sind nämlich reich."

Kunst braucht Geld, Geld ist aber nicht alles, wie Vaclav Spirit bestätigte. Wie die Amateurtheaterstrukturen in Deutschland und Tschechien funktionieren, erläutert er im Folgenden:

Bei angenehmer Sommerhitze ging das Theaterfestival zu Ende. Man gab für Kinder die Vorstellung "Gestrickte Märchen", wen es ins Freie lockte konnte auf einer Freilichtbühne der Hronover Blaskapelle lauschen und Kinder verteilten an News - Hungrige die Theaterzeitung, mit Rezensionen, Interviews, Klatsch und Tratsch wie es zu einem richtigen Festival gehört. Besuchen konnte man auch das Geburtshaus des Romanschriftstellers und Dramatikers Alois Jirasek, der dem Hronover Theaterfestival seinen Namen gab. Das Haus liegt am Rande eines lauschigen Parks und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Kustodin Eva Klatovska führte uns durch die sehenswerten Räumlichkeiten und sagte auch etwas über ihre Verhältnis zum Theaterfestival:

"Wir sind eine Kleinstadt und dieses Festival, die Kultur ist für die Einheimischen eine Bereicherung des Alltags. Schade aber ist, dass man von Jirasek, der so viele schöne Stücke geschrieben hat, heutzutage gar nichts mehr aufführt. Das tut vielen Hronovern sehr leid, das kann ich Ihnen versichern."

Autor: Marcela Pozarek
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