Theatermacher Andre Hübner-Ochodlo stellt sich als Interpret jüdischer Lieder in Brno vor
Es ist nicht lange her, dass in unserem Programm über den deutschen Theater-Regisseur Andre Hübner-Ochodlo die Rede war. Der Anlass war die Tschechien-Premiere eines von ihm einstudierten Theaterstücks des schwedischen Dramatikers Lars Noren am Nationaltheater in Brno / Brünn. Am kommenden Sonntag ist der seit vielen Jahren vor allem in Polen lebende Künstler wieder in der südmährischen Landeshauptstadt anzutreffen. Diesmal jedoch in einer anderen Rolle. Der Anlass ist das landeweit laufende Jahr der Jüdischen Kultur:
Die ersten Takte des Gesangs haben es ganz bestimmt angedeutet. Andre Hübner, Ochodlo ist sein Künstlername, kommt diesmal als Sänger. Europaweit wird er als einer der besten Interpreten jüdischer Lieder bezeichnet. Es gibt phantastische Übersetzungen dieser Lieder aus dem Tschechischen von Irena Lexova, die in Prag lebt, sagte der Künstler in einem Interview mit Radio Prag. In Zusammenarbeit mit der erwähnten Übersetzerin wie auch mit dem Polnischen Institut in Prag waren schon früher Konzerte des Sängers und seiner Band in mehreren tschechischen Städten zustande gekommen. Daher ist Tschechien für ihn keine "terra incognita".
"Also wir kennen Tschechien und wir hatten immer einen wunderbaren Publikumskontakt. Jetzt freue ich mich auf ein Konzert, das in Brno stattfinden wird - am 29. Oktober 2006."
Alles habe bei ihm per Zufall in Warschau angefangen, sagte uns der Theatermacher, als er über seine Laufbahn als Interpret jüdischer Lieder erzählte. Seitdem sind viele Jahre vergangen, in denen Hübner-Ochodlo unzählige Programme mit Liedern vorbereitet hat. Der Begriff "jüdische Lieder" stellt allerdings eine umfassende Kunstgattung dar. Sein Interpret hat jedoch konkrete Schwerpunkte:
"Mein Hauptaugenmerk ist auf die jüdische Poesie gerichtet. In Polen habe ich mittlerweile sehr gute Komponisten gefunden, die zu unbekannten jüdischen Gedichten neue Musik schreiben. Mein jüngstes Projekt hat Gedichte russisch-jüdischer Poeten, die Stalin in den 50er Jahren alle in einer Nacht ermorden ließ, zur Grundlage. Die Gedichte sind unbekannt und erst vor kurzem in Deutschland erschienen. Phantastische Poesie! Weltpoesie!"
Man liegt nicht falsch, wenn man glaubt, viel Leidenschaft für dieses Liedgenre aus Ochodlos Worten herauszuhören. Schließlich macht er daraus keinen Hehl, und so können sich alle, die das Konzert in Brno besuchen werden, auf ein ungewöhnliches Erlebnis freuen. Was schöpft aber der Künstler selbst aus den Liedern, die er singt:
"Es ist schwer, darauf zu antworten. Das ist meine Passion, meine Luft, mein täglich Brot! Wenn ich das nicht machen könnte, wäre ich wohl wirklich ein sehr trauriger und unnützer Mensch!"