Theresienstadt: Milliardeninvestition für europäisches Bildungszentrum
Die tschechische Regierung hat dieser Tage die Bereitstellung von umfangreichen Fördermitteln für das nordböhmische Terezin / Theresienstadt beschlossen. Theresienstadt, das seine dunkelsten Jahre als nationalsozialistisches "Vorzeigeghetto" erlebt hat, soll damit zu einem europäischen Seminar- und Bildungszentrum ausgebaut werden. Thomas Kirschner berichtet.
Insgesamt 7,5 Milliarden Kronen, das sind rund 260 Millionen Euro, hat die Regierung bis 2013 für den Ausbau Theresienstadts bereitgestellt - nicht weniger als das 250-fache des städtischen Jahresbudgets. Die Mittel sollen aus tschechischen wie auch europäischen Quellen kommen, informierte der Minister für Regionalentwicklung Radko Martinek:
"Die Regierung hat mich beauftragt, eine Koordinierungskommission zu gründen, die die Stadt Terezin dabei unterstützen wird, die Situation zu verbessern und die bestehenden Gebäude für die vorbereiteten Projekte zu adaptieren."
Derzeit herrscht in Terezin lähmender Stillstand - die Stadt leidet immer noch unter dem Abzug des größten Arbeitgebers, der tschechischen Armee, im Jahr 1996 und den verheerenden Überschwemmungen vom Sommer 2002. Ausgerechnet das dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte bedeutet nun neue Hoffnung für Terezin: Von 1941 bis 1945 hatten die Nationalsozialisten die ganze Stadt zu einem "Vorzeigeghetto" umgewandelt, in dieser Zeit sind in Theresienstadt rund 35.000 Juden ums Leben gekommen. Der Ausbau der Stadt zu einem europäischen Bildungs- und Begegnungszentrum soll daher jetzt einen Gegenpunkt zu der Geschichte des Hasses setzen. Für die Stadt wird das weit reichende Veränderungen mit sich bringen, bestätigt Bürgermeister Jan Hornicek gegenüber Radio Prag:
"Wir werden uns wohl erstmal daran gewöhnen müssen, dass Terezin auf die nächsten zehn, fünfzehn Jahre zu einer Großbaustelle wird, und dann werden eine Menge Besucher zu Kursen und Seminaren in die Stadt kommen. Die Stadt wird sich sehr verändern - sie wird lebendiger werden und es wird auch mehr Arbeitsplätze geben. Nur mit der Ruhe, die jetzt herrscht, wird es wohl vorbei sein. Ich bin selbst neugierig, aber ich bin überzeugt, dass es für Terezin keinen anderen Weg gibt."
Die neuen Projekte sollen aber die schwere Vergangenheit Theresienstadts nicht vergessen machen, betont Bürgermeister Hornicek: Die sei und bleibe ein unabtrennbarer Bestandteil der Geschichte der Stadt.