Titel „Farm des Jahres 2020“ geht an Familienbetrieb in Milošovice
Am Montag hat der Verband für private Landwirtschaft den Titel „Farm des Jahres“ vergeben. Gewonnen hat ihn der Bauernhof der Familie Cihlář aus dem kleinen Dorf Milošovice in Mittelböhmen. Ihr größter Trumpf ist: Die Cihlářs haben gezeigt, dass die jahrhundertealte Tradition der familiären Zusammenarbeit weiterlebt.
Die Familie Cihlář erhielt die Auszeichnung ursprünglich für das Jahr 2020, wegen der Corona-Pandemie konnte die Preisverleihung damals aber nicht stattfinden. Das tue der Würdigung der fünfköpfigen Familie jedoch keinen Abbruch, lobt der Vorsitzende des Verbandes für private Landwirtschaft (ASZ), Jaroslav Šebek, die Leistung der Cihlářs:
„Die Familie überzeugt mit ihrer altbäuerlichen Herangehensweise, ihrer Liebe für den Landbau und die Tiere. Sie lässt die Begeisterung und den Optimismus für ihre Arbeit förmlich spüren. Und sie strahlt die Überzeugung aus, dass sie den richtigen Weg gewählt hat – die private Landwirtschaft.“
Die Cihlářs bewirtschaften eine Fläche von 70 Hektar und führen eine mittlere Zucht mit weniger als 100 Holstein-Rindern. Mit diesen leistungsstarken Milchkühen haben sie auch schon nationale Preise in anderen Wettbewerben gewonnen. Für die zum Teil körperlich schwere Arbeit ist sich niemand zu schade, auch die erst zehnjährige Tochter Kája packt mit an. Es mache ihn stolz, jetzt diesen Titel bekommen zu haben, sagt Bauer Radek Cihlář. Danach ergänzt er:
„Wir benötigen nicht mehrere Tausend Hektar, um davon leben zu können. Wir haben 70 Hektar, von denen wir uns gut ernähren. Doch man muss sich das vorstellen: Wenn wir ein großes Unternehmen führen und die Fläche in kleine Farmen mit 50 bis 70 Hektar aufteilen würden, wie viel an Produkten zehn von ihnen anbieten könnten. Und zwar dann, wenn sie diese Produkte selbst verarbeiten würden.“
Mit dieser Aussage spielt Cihlář auch darauf an, dass die private Landwirtschaft in Tschechien, die oft auch mit gesunden Bio-Produkten verknüpft ist, immer populärer wird. Seine Farm erfahre dies hautnah, denn für die tollen Milchprodukte seiner Frau Mirka kämen die Menschen mittlerweile auch schon aus größeren Entfernungen zu ihrem Gut in Milošovice, bestätigt der neue Titelträger.
Bei der Preisverleihung war auch Senatschef Miloš Vystrčil (Bürgerdemokraten) zugegen. Dabei hob er nicht nur die Arbeit der privaten Landwirte hervor, sondern auch den zum Teil beschwerlichen Weg, den sie bis zur Bewirtschaftung ihres jeweiligen Bauernhofes zurücklegen mussten:
„Der Grund für meine Wertschätzung ist der, dass diese Landwirte heute frische und leckere Nahrungsmittel herstellen und sich sorgfältig um Vieh und Ackerland kümmern. Aber nicht nur das. Bemerkenswert finde ich ebenso, dass sie aus Familien kommen, die früher eigenen Boden bearbeitet haben und diesen auch nicht aufgeben wollten. Manchen von ihnen wurde der Boden zwar entzogen, doch sie haben dorthin zurückgefunden und darauf erneut eine Landwirtschaft auf die Beine gestellt.“
Derzeit aber ist ein neues Problem hinzugekommen: die Corona-Pandemie. Sie führte laut Jaroslav Šebek unter anderem dazu, dass sich der gesamte Bewirtschaftungsprozess verteuert habe, die Preise für landwirtschaftliche Produkte aber auf buchstäblich sozialistischem Niveau, also sehr niedrig geblieben seien. Ein weiteres Problem sieht der Verbandschef im Mangel an Arbeitskräften:
„Überhaupt nicht gelöst ist, wie ein Bauernhof weiter bewirtschaftet wird, wenn eine oder mehrere Personen aus dem Familienbetrieb an Covid-19 erkranken sollten. Denn selbst wenn alle dann in Quarantäne müssten, muss sich jemand täglich um das Vieh kümmern. Das ist eine anstrengende Arbeit, und kaum jemand kann sich wohl vorstellen, dass die privaten Landwirte tatsächlich 24 Stunden täglich auf ihrer Farm zu tun haben.“
Umso höher sind dann auch die Preise einzuschätzen, die am Montag beim Wettbewerb „Farm des Jahres 2020“ vergeben wurden. Der Verband für private Landwirtschaft zählt mittlerweile rund 7500 Mitglieder.