Tour de Ski – das Sporthighlight zur Jahreswende in Tschechien

Loipen in Nové Město na Moravě (Foto: ČTK)

Zwischen den Feiertagen zu Weihnachten, Neujahr und dem Dreikönigstag werden im internationalen Sport stets Wettbewerbe mit großer Tradition ausgetragen. Im Skilanglauf will man sich eine solche Tradition mit der Tour de Ski erst erarbeiten – und das vor allem mit Hilfe von tschechischen Rennveranstaltern. Denn in Nové Mesto na Morave und in Prag werden gleich Etappenrennen der Tour ausgetragen.

Loipen in Nové Město na Moravě  (Foto: ČTK)
Alljährlich, wenn zwischen den Feiertagen zu Weihnachten, Neujahr und dem Dreikönigstag der Sport in den Mittelpunkt gerückt werden soll, dann setzen einige Wintersportveranstalter vor allem auf Tradition. Allen voran der HC Davos, der seit 1923 mit dem Spengler Cup das älteste Eishockey-Clubturnier der Welt austrägt. Erwähnt seien ebenso die Ausrichter der internationalen Vierschanzentournee, bei der seit 1952 vier Skispringen – in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen – zu einer attraktiven und lukrativen Tournee verknüpft sind.

Der besondere Reiz dieser Veranstaltungen ist der, dass gerade zwischen den Festtagen viele Menschen das Bedürfnis haben, ein sportliches Topevent zu besuchen. Also hat spät, aber dennoch auch der Skilanglaufsport eine Rennserie entwickelt, mit der die Zuschauer zwischen Weihnachten und Dreikönigstag an die Loipe gelockt werden sollen – die Tour de Ski. Nach der Auftakttour vor Jahresfrist wird sie in dieser Saison zwar erst zum zweiten Male ausgetragen, doch wie es scheint, wollen und werden sich vor allem tschechische Veranstalter bei ihr einen Namen machen.

Auf dieser Tour werden innerhalb von zehn Tagen – vom 28. Dezember bis zum 6. Januar – je acht Herren- und Frauenläufe ausgetragen, davon allein fünf in der Tschechischen Republik. Und zwar die Etappen eins und zwei am 28. und 29. Dezember sowie vier und fünf am 1. und 2. Januar im mährischen Nové Mesto na Morave sowie Renntag Nummer drei, zwei 1-km-Sprintrennen, die am 30. Dezember in der Prager Innenstadt über die Bühne gehen. Der ursprüngliche Tourplan sah vor, dass die Etappen drei und vier im bayerischen Oberstdorf ausgetragen werden. Wegen Problemen mit dem Verkauf der TV-Übertragungsrechte stieg der Deutsche Skiverband jedoch aus. Daraufhin wand sich die Internationale Ski-Föderation (FIS) an den tschechischen Verband mit der Bitte, ob man mit einem weiteren Veranstalter für Oberstdorf einspringen könne. Der WM-Ort Liberec wurde es jedoch nicht, da die dortige Langlaufstrecke in Vesec noch nicht soweit fertig gestellt ist, um den frühzeitigen Härtetest schadlos zu überstehen. Deshalb machten die Organisatoren in Nové Mesto na Morave jetzt Nägel mit Köpfen: Sie sagten der FIS zu, so dass sich ein Großteil der Skilanglauf-Weltelite diesmal über Silvester und Neujahr in der malerischen Gegend der Böhmisch-Mährischen Höhe aufhalten wird. Um diese Zusage aber geben zu können, mussten erst mehrere Voraussetzungen geschaffen werden. Die wichtigste davon – die Strecke muss schneesicher sein. Und da kam den Mähren der Wettergott noch rechtzeitig zu Hilfe, wie Radio Prag auf einer Pressekonferenz am Montag durch Zora Honzlová vom Organisationsteam erfuhr:

„Vor einem Monat waren die Schneeverhältnisse hervorragend. Danach setzte Tauwetter ein und der Schnee begann zu schmelzen, einschließlich des Kunstschnees, von dem nur noch die Hälfte übrig blieb. Zum Glück hat in der vergangenen Woche erneut Frost eingesetzt, also produzieren wir seit Freitag neuen Kunstschnee. Und heute Morgen hat man mir gesagt: Für die 4-km-Loipe ist genügend Schnee vorhanden.“

Ein zweites Problem war die Organisation der zusätzlichen Übernachtungen. Aber halt nicht für die Veranstalter in Nové Mesto na Morave, wie uns Zora Honzlová mit einem verschmitzten Lächeln verriet:

„Die Veranstalter der Skirennen in Nové Mesto na Morave haben zu den Drei- und Vier-Sterne-Hotels, die im Umfeld von 20 Kilometern liegen, eine sehr gute Beziehung aufgebaut. Man kann getrost sagen: Bei jedem Skievent im Ort rechnen sie schon mit einer Nachfrage von uns. Daher kommen sie uns auch stets entgegen. Jetzt zum Beispiel, als es darum ging, kurzfristig Übernachtungskapazitäten frei zu schlagen, hat das Hotel Ski kurzerhand sämtliche Gäste, die Silvester hier verbringen wollten, ausgeladen und die Zimmer den Teilnehmer der Tour de Ski zur Verfügung gestellt.“

Illustrationsfoto: ČTK
Nicht gerade schön für die Betroffenen, aber leider nicht zu ändern, ergänzt die ehemalige slowakische Skilangläuferin. Und um zu verdeutlichen, dass für die Tour in der Tat jedes Bett gebraucht wird, rechnete Zora uns vor:

„Wir müssen rund 400 Leute unterbringen. 150 davon sind die Aktiven, die die Rennen bestreiten, weitere 200 bilden den Tross ihrer Begleitpersonen, und der Rest sind die Gäste des internationale Skiverbands FIS, des Veranstalters sowie Journalisten. Insgesamt rechnen wir mit 380 bis 400 Leuten.“

Die Skisport-Verantwortlichen in Nové Mesto na Morave sind keine heurigen Hasen. Mit der jährlichen Ausrichtung der Weltcuprennen „Golden Ski“ haben sie sich nachhaltig profiliert. Doch ihr Veranstaltungsort, in nur etwas über 600 Meter über Meereshöhe gelegen, ist vor Wetterkapriolen nicht gefeit. Deshalb mussten sie vor Jahresfrist ihre Teilnahme an der ersten Tour de Ski schweren Herzens absagen. Der Grund: Das milde Winterwetter hielt weder Natur- noch Kunstschnee parat. Daher ist man nun besonders froh, in dieser Saison gleich für vier Tage der Nabel der Skilanglaufwelt zu sein:

„Wir sind froh darüber, dass wir ein Rennveranstalter der Tour de Ski geblieben sind. Im ergangenen Jahr war es uns ja wegen der Witterungsverhältnisse leider nicht möglich, das geplante Rennen hier auszutragen. Wenn es weder schneit noch fröstelt, dann kann man in der Tat nicht Skilaufen. Dass wir in dieser Saison nun anstatt zweier Läufe gleich vier Rennen der Tour ausrichten dürfen, sehen wir als gewissen Ausgleich für den Rennausfall im Vorjahr an. Und als i-Tüpfelchen kommt hinzu, dass wir vom 18. bis 24. Februar 2008 auch die Europameisterschaft im Biathlon ausrichten werden.“

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Roman Koudelka  (Foto: ČTK)
Vor zwei Jahren war der Tscheche Jakub Janda noch einer der großen Triumphatoren in der internationalen Skisprungsszene. Nach dem Weggang des slowenischen Trainers Vasja Bajc jedoch springt Janda nur noch hinterher. An seine Stelle aber ist nun ein Jüngerer getreten, der erst 18-jährige Roman Koudelka aus Lomnice nad Popelku. Bei den beiden Weltcupspringen im österreichischen Villach belegte der amtierende Junioren-Weltmeister jeweils einen hervorragenden vierten Rang. Nach dem ersten Sprunglauf war er darüber noch erfreut, nach dem zweiten Springen aber packte ihn schon der Ehrgeiz:

„Ein klein bisschen ärgere ich mich schon. Der Podestplatz lag für mich schon zweimal in Reichweite, also will ich bald auch auf dem Podium stehen. Die Saison ist aber noch längst nicht zu Ende, und meine Karriere hat ja gerade erst begonnen. Von daher hoffe ich, dass das noch klappen wird.“

Tschechien - Russland,  Euro Hockey Tour  (Foto: ČTK)
Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft landete ein weiteres Mal bei einem Turnier der Euro Hockey Tour nur im geschlagen Feld. Beim Channel One Cup in Moskau, der das einst berühmte Iswestija-Turnier ablöste, belegte sie hinter Gastgeber Russland und Finnland nur den dritten Platz. Zwischen dem 5:4-Auftaktsieg über Schweden und der 1:5-Pleite gegen Russland boten sich die tschechischen Cracks ein packendes Duell mit den Finnen, in dem sie erst im Penaltyschießen mit 5:6 unterlagen. Nach dieser Partie analysierte der zweifache Torschütze Petr Kumstát:

„Gut ist, dass wir wenigstens noch einen Punkt gewonnen haben. Denn nach wenigen Minuten lagen wir schon mit 0:3 hinten – ein Rückstand, denn man im internationalen Eishockey nicht so ohne weiteres aufholt. Uns aber ist es gelungen. Nur schade, dass der Gegner immer dann ein weiteres Tor erzielte, wenn wir gerade den Anschluss hergestellt hatten. Wir haben dennoch den Ausgleich geschafft, im Penaltyschießen aber leider etwas unglücklich verloren.“

Autor: Lothar Martin
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