Transparency International nimmt Korruption im tschechischen Gesundheitswesen aufs Korn

Bürokratie bedeutet mächtige Institutionen, sei es in der Verwaltung oder im unternehmerischen Sektor. Hier werden lukrative Aufträge vergeben und wichtige Regularien des Geschäftslebens geschaffen. Deswegen besteht in diesem Bereich leicht die Versuchung, es mit Bestechung zu versuchen. So etwa lässt sich das Problem "Korruption" beschreiben, gegen das auch der tschechische Ableger von "Transparency International" ankämpft. Auf einer Pressekonferenz in Prag hat Transparency ein neues Projekt vorgestellt. In seinem Fokus steht diesmal das tschechische Gesundheitswesen.

Ein ganzes Team, das zusammen an dem Projekt arbeitet, war diesmal auf der Pressekonferenz von Transparency International zugegen, um stellvertretend über mehrere Bereiche des Geflechts zu sprechen, das das tschechische Gesundheitswesen bildet. In jedem von ihnen, seien es Behörden der Staatsverwaltung, Versicherungsanstalten, Klienten, Pharmaindustrie oder Krankenhäuser, gibt es eine ganze Reihe von Gelegenheiten zur Korruption, und sie werden auch, wie auf der Pressekonferenz konstatiert wurde, reichlich genutzt. Umso mehr, da die Gesundheit allgemein einen sensiblen Lebenswert darstellt, für deren Erhaltung viele Tschechen bereit sind, auch ins eigene Portemonnaie zu greifen. Dazu zwingt sie allerdings das System des Gesundheitswesens, das sich nicht flächendeckend durch Qualität und Zugänglichkeit für alle auszeichnet. Mehr Licht in das komplizierte Wesen dieses Systems will jetzt die tschechische Transparency International bringen. Um Informationen bat ich ihre Direktorin Adriana Krnacova:

Adriana Krnacova
"Es ist in der Tat für uns ein neues Thema. Wir haben uns ein bisschen von der deutschen Transparency International inspirieren lassen. Unser Hauptanliegen ist es, mehr Transparenz in die Prozesse, die im Gesundheitswesen zustande kommen, zu bringen. Hauptsächlich deswegen, weil in diesem System zu viele öffentliche Gelder zirkulieren, ohne dass eine gute Kontrolle gewährleistet wäre."

Sie haben bis jetzt dieses Gebiet sozusagen erkundet und jetzt liegt etwas Schwarz auf Weiß. Wie geht es nun weiter mit der Umsetzung des Projektes?

"Jetzt wollen wir versuchen, die Verluste zu quantifizieren, die durch die Korruption, aber auch durch die Ineffizienz im Gesundheitswesen entstehen. Wir wollen auch eine interaktive Website bilden, auf der die Klienten der medizinischen Fürsorge sehen können, wo das Geld auf diesem Sektor einfließt und natürlich auch wohin es wegfließt. Auch damit kann etwas mehr Transparenz geschafft werden. Hauptsächlich geht es um Informationen, was mit den Geldern der Steuerzahler passiert."

Mehr als nur eine Meinungsumfrage hat ergeben, dass die Mehrheit der Tschechen mindestens einmal im Leben der Korruption begegnet ist, besonders häufig aber beim Arzt bzw. im Krankenhaus. Schließlich gilt es beinahe als Gang und Gäbe, dass Patienten in Tschechien den inneren Drang haben, einer Krankenschwester oder seinem Arzt nach einer mehr oder weniger anspruchsvollen Behandlung wenigstens ein kleines Geschenk zu machen. Ist es eigentlich nicht der Keim, der zur Korruption des medizinischen Personals führen kann und überhaupt ein mentales Problem der Tschechen? Adriana Krnacova widerspricht:

"Die Tschechen haben viele verbale Probleme, aber dieses da gehört aber nicht dazu. Es geht viel mehr um einen Indikator des schlecht funktionierenden Systems, nichts anderes. Ich würde zum Beispiel ein Päckchen Kaffee nicht als Korruption betrachten. Es ist aber schon brisant, wenn man nicht wenig Geld, etwa 20.000 - 30.000 Kronen, zum Beispiel für eine Gelenkoperation bezahlen muss. Das ist natürlich ein Signal, dass etwas Schlimmes in dem bestehenden System passiert."