Trinkgeld darf nicht automatisch kassiert werden
Das Renteneintrittsalter, der geplante Abriss eines Hauses auf dem Prager Wenzelsplatz oder aber auch die betrügerischen Praktiken der tschechischen Gastwirte. Das sind Themen, die Sie in Ihren Briefen angesprochen und kommentiert haben.
Wir senden zwar heute eine Ferienausgabe des Hörerforums, wollen aber einige Themen aufgreifen, die noch vor der Sommerpause auf der tschechischen politischen und gesellschaftlichen Bühne aktuell waren.
„Radio Prag höre ich, ehrlich gesagt, selten am Computer. Ich lade mir die Programme am liebsten herunter und höre sie beim Waldlauf. Und auch die Lieblingstage haben sich dabei herausgestellt: Freitag und Samstag mit Nachrichten, Kultursalon und tschechischer Geschichte. Bei diesen Sendungen ist eigentlich immer etwas dabei, was mich interessiert.“So schreibt Lutz Winkler aus Schmitten. Und interessiert hat ihn diesmal der Beitrag über den geplanten Abriss eines Hauses auf dem Prager Wenzelsplatz:
„Ich habe in den letzten Wochen einen Beitrag über eine Bürgerinitiative gehört, die versucht, ein historisches Haus auf dem Wenzelsplatz vor Abriss zu retten. Dieser Beitrag hat mich sehr angerührt, zumal ich manche bundesdeutsche Innenstadt erlebe, die einen wahren Kahlschlag in der historischen Bausubstanz durchgeführt hat. Der Abriss ist die eine Seite, aber die teilweise schrecklichen Neubauten sind eine andere Sache. Besonders, wenn die Neubauten dann in die Jahre kommen und die Stadtväter merken, dass die Innenstädte veröden. Besonders an den Wochenenden und nach Geschäftsschluss merkt man, ob die Innenstädte angenommen werden oder nicht. So gibt es immer mal wieder Initiativen, die die Innenstädte wieder beleben wollen. Aber bei den Versuchen ist es leider geblieben.“ Soweit die Meinung von Lutz Winkler. Die Rente, ihre Höhe, die Art, wie man die Rentenversicherung zahlt, und das Renteneintrittsalter – das sind Themen, die keinen Arbeitnehmer hierzulande unbetroffen lassen. Die demographische Entwicklung und das immer höhere Renteneinstiegsalter sind aber eine allgemeine Tendenz in ganz Europa. Die Zeilen von Jörg-Clemens Hoffmann aus Alsbach-Hähnlein beweisen es:„Mit besonderem Interesse habe ich den Beitrag zur Rente mit 67 Jahren gehört. Hier in Deutschland wurde diese bereits vor einigen Jahren stufenweise eingeführt. Zwar ist bekannt, dass kaum Arbeitsplätze für ältere Menschen angeboten werden, dennoch wird erwartet, dass die Arbeitnehmer so lange arbeiten können. Wenn nicht, droht Arbeitslosigkeit und Hartz IV. Für mich bedeutet die Rente mit 67 nichts anderes als eine verschleierte Rentensenkung, denn kaum jemand, der hart körperlich arbeiten muss, wird so lange im Arbeitsleben stehen. Also wird früher in Rente gegangen, was entsprechende finanzielle Einbußen zur Folge hat. Außerdem wird bei der Diskussion verschwiegen, dass die Krankenkassen zusätzlich belastet werden und jüngere Arbeitnehmer geringere Chancen auf einen beruflichen Aufstieg haben, da die älteren, häufig ´ausgebrannten´ Kolleginnen und Kollegen auf den finanziell attraktiven Posten sitzen.“
Soweit Jörg-Clemens Hoffmann zum Thema Rente. Matthias Altmann aus Zittau hat uns in seiner E-Mail seinen Prag-Besuch geschildert und dabei ein Problem genannt, dem er hier begegnet ist. Anfang der 90er Jahre galten in Gaststätten und Restaurants hierzulande Doppelpreise – die niedrigeren Preise für Einheimische, die höheren für Ausländer. Dieses Unwesen wurde bereits abgeschafft, doch manche Gastwirte wissen einen anderen Weg, wie sie weiter auf ihre Kosten kommen. Herr Altmann beschreibt ihre Methode:
„Dámy a pánové, seit etwa einem Jahr empfange und lese ich täglich Ihren sehr interessanten Newsletter in meiner Muttersprache Deutsch. Erst kürzlich konnte ich mit Ihren Informationen zum Streik der tschechischen Eisenbahner eine geplante Eisenbahnfahrt gut absolvieren. Heute habe ich nun eine Anfrage zur Preisgestaltung in Prager Restaurants, einer Thematik, die Sie nach meiner Suche in Ihrem Internetangebot in den vergangenen Jahren schon oft behandelt haben. Am vergangenen Sonnabend war ich Gast in einem Restaurant auf der Prager Kleinseite. Die Rechnung weist den Preis mit dem Zusatz ´Total incl. Service´ aus. Unter der Rechnung steht der Satz ´TIP IS NOT INCLUDED´. Die Kellnerin erklärte mir, dass im ausgewiesenen Rechnungspreis keine Servicegebühr enthalten sei und man zehn Prozent des Rechnungspreises als Servicegebühr erwarte. Ich gebe in Gaststätten immer ein Trinkgeld, allerdings nicht in vorbestimmter Höhe. Aber wo kann ich mich über das geltende rechtliche Regularium informieren?“
Im Zitat wurde ein ähnlicher Fall wie im Tschechischen Fernsehen beschrieben, das Anfang Juli über den Betrug tschechischer Gastwirte an Touristen berichtet hat. Also, Herr Altmann, die Kellner haben keinesfalls Recht, diese Summe automatisch zu kassieren. Es liegt am jeweiligen Kunden, ob er seine Zufriedenheit mit einem Trinkgeld belohnt oder nicht. Die Höhe liegt gewöhnlich bei zehn Prozent des Preises, auch da gibt es aber keine feste Vorschrift oder Regel. Sollten Sie wieder auf ähnliche Praktiken wie bei Ihrem letzten Prag-Besuch stoßen, können Sie sich an die Tschechische Handelsinspektion (Česká obchodní inspekce, http://www.coi.cz/de) wenden. Hoffentlich wird es aber nicht mehr passieren, und Sie werden bei den künftigen Reisen in unser Land zufrieden sein. Und damit wollen wir uns für heute verabschieden. Wir freuen uns auf Ihre Briefe und Zuschriften. Schreiben Sie uns an die Adresse: Radio Prag, Vinohradská 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik beziehungsweise an [email protected]. Mit einem neuen Hörerforum melden wir uns wieder in zwei Wochen, bis dahin machen Sie´s gut!