Tschechen im Weißen Haus: Rückblick vor Fialas Besuch in Washington
Der tschechische Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) wird am Montag US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus in Washington treffen. Die beiden Politiker wollen demnach die anhaltende Unterstützung der Ukraine bekräftigen sowie gemeinsame Prioritäten in Sicherheitsfragen, ökonomischen Angelegenheiten sowie bezüglich der demokratischen Werte besprechen.
Mit Fialas Besuch wird zum ersten Mal seit fünf Jahren ein tschechischer Politiker zu einem offiziellen Gespräch mit einem US-Präsidenten im Weißen Haus zusammenkommen. Woran wird damit angeknüpft?
Tomáš Garrigue Masaryk war der erste Vertreter der Tschechoslowakei, der im Weißen Haus empfangen wurde. Allerdings kam es dazu im Juni 1918, noch bevor der eigenständige tschechoslowakische Staat ausgerufen wurde. Masaryk führte Verhandlungen mit Wodrow Wilson über die amerikanische Unterstützung für die Staatsgründung. An den ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten erinnert heute eine Statue im diplomatischen Viertel in Washington.
1943 kam der im Exil lebende Präsident Edvard Beneš in das Oval Office. Die langen Verhandlungen mit Franklin D. Roosevelt zogen sich bis zum nächsten Tag hin. Beneš sprach danach vor dem US-Kongress, wo er die Entschlossenheit der Tschechen bekräftigte, nach dem Krieg zu einem demokratischen System zurückzukehren.
Es dauerte fast 60 Jahre, bis ein weiterer tschechoslowakischer Politiker das Weiße Haus besuchen konnte. 1990, kurz nach seiner Wahl zum Staatspräsidenten, wurde Václav Havel dort von George Bush empfangen. Am 21. Februar 1990 war er der erste Politiker aus Osteuropa, der vor beiden Häusern des US-Kongresses stand. Seine Rede wurde mit Standing Ovations belohnt. Havel reiste dann noch mehrere Male nach Washington. 1998 verhandelte er mit Bill Clinton über die NATO-Mitgliedschaft Tschechiens. Bei seinem dritten Besuch sprach er mit George Bush Jr. hauptsächlich über die NATO, die Irak-Krise und die Bedrohung durch den Terrorismus. 2003 empfing Bush erneut den inzwischen schon ehemaligen Präsidenten. Havel wurde als erster Tscheche und einer der wenigen Ausländer mit der höchsten amerikanischen Auszeichnung, der Presidential Medal of Freedom, geehrt.
Der erste Politiker, der die unabhängige, selbstständige Tschechische Republik im Weißen Haus vertrat, war der ehemalige Premier und spätere Präsident Václav Klaus. Im Oktober 1993 traf er mit Vizepräsident Al Gore und zwei Jahre später mit Präsident Bill Clinton zusammen. Bei beiden Gelegenheiten stand der Beitritt Tschechiens zur Nato im Mittelpunkt. 2005 kam Klaus, schon als Präsident, im Rahmen eines inoffiziellen Besuchs mit George Bush Jr. zusammen.
Miloš Zeman war als Premier im November 2001 zu Besuch im Weißen Haus, kurz nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center. Bei seinem viertelstündigen Treffen mit George Bush Jr. ging es daher hauptsächlich um den Kampf gegen den Terrorismus. Es folgten weitere offizielle Treffen der tschechischen Regierungschefs und US-Präsidenten: George Bush Jr. traf 2003 Vladimír Špidla und 2008 Mirek Topolánek. 2011 kamen Petr Nečas und Barack Obama in Washington zusammen und 2019 Andrej Babiš und Donald Trump.
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