Tschechen lassen sich in Deutschland auf HIV testen: ein Problem?
Die Kurve zeigt nach oben – immer mehr Menschen in Tschechien sind HIV-positiv. Zu Ende vergangenen Jahres waren 2906 Fälle bekannt. In der letzten Zeit gibt es zudem den Trend, dass sich Menschen von hier in den Nachbarländern testen lassen, besonders in Deutschland. Nun ist die Frage aufgekommen, in wieweit das ein Problem ist.
„Die Tests laufen unter Zahlen ab, sie sind anonym. Man muss einfach nur nach Deutschland zu einer NGO oder einem Beratungszentrum fahren.“
Jene HIV-Infizierten, die von ihrer Erkrankung im Ausland erfahren, tauchen hierzulande meist nicht in den Statistiken auf. Aber ohnehin ist die Dunkelziffer hoch, erläutert der Leiter des tschechischen Referenzlabors für HIV-Tests, Vratislav Němeček:
„Es gibt relativ viele Menschen, von denen wir nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Auch für Tschechien wurde ein Modell erstellt, um die Zahl zu schätzen. Demnach liegt die Dunkelziffer bei 20 Prozent, das wären dann rund 600 infizierte Menschen.“Nicht bekannt ist bisher, wie viele Tschechen sich im Ausland testen lassen. Beim Drogenberatungszentrum in Most beobachtet man den HIV-Testtourismus argwöhnisch.
„Wir befürchten, dass sich diejenigen, die sich im Ausland testen lassen und HIV-positiv sind, unsichtbar und anonym fühlen. Und dass sie dann hierzulande machen, was sie wollen“, so Lubomír Šlapka, Leiter des Zentrums.
Allerdings ist die Gesetzeslage in Tschechien die gleiche wie in Deutschland. Es besteht keine namentliche Meldepflicht für HIV-Infizierte. Wie jemand mit seiner Erkrankung umgehe, liege also allein an ihm, sagt auch Vratislav Němeček vom Referenzlabor:
„Grundsätzlich wichtig ist, dass der Betroffene von seiner Erkrankung weiß. Er kann sich dann behandeln lassen und ist im Bilde, dass er für seine Sexualpartner ein potenzielles Risiko darstellt. Dabei ist es egal, ob der Test in Deutschland oder in Tschechien erfolgt ist.“Warum Tschechen einen Test in Deutschland vorziehen, dafür hat der Leiter des Referenzlabors keine direkte Erklärung. Denn auch hierzulande kann man sich anonym und kostenlos checken lassen.
„Das Referenzlabor gibt das Testergebnis nur an diejenigen weiter, die dem Gesetz nach dieses erhalten dürfen. Das ist also derjenige, der sich hat untersuchen lassen. Es ist der behandelnde Arzt, der das Ergebnis mitteilt. Zudem erhält das HIV-Zentrum, das den Infizierten zur Seite stehen soll, auch noch eine Kopie. Aber personenbezogene Daten werden in keinem Fall mitgeteilt“, so Vratislav Němeček.
Die einzige Ausnahme besteht bei Strafverfahren gegen Menschen, die andere vorsätzlich mit dem Virus angesteckt haben.