Tschechen in Mailand: „Die Straßen sind halb leer“

Foto: ČTK / LaPresse via AP / Claudio Furlan

Ganz Italien ist seit Montag Quarantäne-Zone. Wie erleben aber die Tschechen vor Ort die Lage? Auch die Wahl-Mailänderin Jana Šulcová lebt derzeit in der roten Zone. Radio Prag International hat mir ihr gesprochen.

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Tomáš Petříček  (Foto: ČT24)
Weiterhin ist Italien das Land in Europa, das am stärksten vom Coronavirus betroffen ist. Erst wurden nur weite Teile des Norditaliens unter Quarantäne gestellt, seit Montag liegt das ganze Land in der roten Zone. Alle Tschechen in den betroffenen Regionen können laut dem tschechischen Außenministerium jedoch in ihre Heimat zurückkehren. Dazu Chefdiplomat Tomáš Petříček (Sozialdemokraten):

„Man sollte nicht in Panik verfallen und seine Abreise vorbereiten. Zudem sollte man unsere konsularischen Einrichtungen in Rom oder Mailand kontaktieren. Außerdem sollten unsere Bürger die Medien vor Ort verfolgen.“

Polytechnikum Mailand  (Foto: ČTK / LaPresse via AP / Gian Luigi D'Alberto)
Wie es derzeit in den betroffenen Regionen in Italien aussieht, das weiß Jana Šulcová. Die Tschechin lebt seit Jahren in Mailand und leitet dort einen Verein für Auslandstschechen. Gegenüber Radio Prag International hat sie die Lage vor Ort geschildert:

„Ich kann bestätigen, dass die Straßen in Mailand halb leer sind. Das war aber schon vergangene Woche so. Auch die Straßenbahnen und weitere öffentliche Verkehrsmittel sind nur gut zur Hälfte ausgelastet. Wer kann, der arbeitet von zu Hause aus, und auch die Schüler und Studenten bleiben daheim.“

Wie lange der Ausnahmezustand dauern wird, das kann auch Šulcová nur schwer einschätzen:

Mailand  (Foto: Dimitris Vetsikas,  Pixabay / CC0)
„Mailand ist in der roten Zone, und man kann sich nicht mehr frei draußen bewegen. Dem entsprechenden Regierungsdekret zufolge soll die Quarantäne bis 3. April dauern. Es ist schwer zu sagen, ob sie noch verlängert wird. Derzeit leben wir wirklich von Tag zu Tag und von Dekret zu Dekret. Diese werden schnell nacheinander verlautbart, weil die Lage sich ja laufend weiterentwickelt. Erst sah es so aus, als ob sich die Zahl der Infizierten nicht so schnell erhöhen würde. Dann gab es aber einen sprunghaften Anstieg, und die Maßnahmen gegen eine Ausbreitung wurden verschärft.“

Tatsächlich steht das Land fast still. Die Bürger sind dazu aufgerufen, ihre Häuser nur zu verlassen, wenn das beispielsweise aufgrund ihrer Arbeit unvermeidbar ist. Dahingegen dürfen Cafés, Restaurants oder Läden noch offen haben. Die Öffnungszeiten sind jedoch von 6 bis 18 Uhr begrenzt und in der Gastronomie muss ein Mindestabstand von einem Meter zwischen den Gästen gewährleistet sein. Jana Šulcová selbst verbringt die Quarantäne-Zeit zu Hause:

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„Ich kann von zu Hause aus arbeiten. Ich bin froh, dass ich mich um meine Kinder kümmern kann. Die Schulen sind zu, genauso wie die Kindergärten und Universitäten. Jede Familie löst die Lage individuell, viele sind aber in Mailand geblieben. Man hat uns beispielsweise empfohlen, die Kinder nicht zu den Großeltern zu schicken, da die ja eine der Risikogruppen sind. Vor allem, wenn sie selbst krank sind. Wenn jemand nicht von zu Hause aus arbeiten kann, dann ist die Kinderbetreuung natürlich ein Problem.“

Ihr tue es jedoch leid, dass sie ihre anstehenden Reisepläne wegen der verschärften Maßnahmen hat absagen müssen, so Jana Šulcová.