Tschechen und Deutsche wollen Dokumentationszentrum an alter Grenze in Waidhaus / Rozvadov

Pavel Poc (Foto: Pavel Pocs Archiv)

Fast 40 Jahre hing der Eiserne Vorhang zwischen dem westböhmischen Rozvadov und dem bayerischen Waidhaus. Man war getrennt und hatte doch eine gemeinsame Erfahrung. Genau dies könnte in Zukunft in einem Dokumentationszentrum dargestellt werden – direkt am alten Grenzübergang. Bürger und Politiker in Waidhaus sind dafür und haben mittlerweile auch die Unterstützung tschechischer Politiker. Doch noch droht ein Abriss der Grenzgebäude.

Grenzübergang Waidhaus / Rozvadov  (Foto: www.pavelpoc.cz)
Vor knapp drei Jahren ist Tschechien dem Schengener Abkommen beigetreten. Vielerorts war man froh, dass endlich die Grenze verschwand – so auch in Rozvadov. Doch nun setzen sich Bürger und Politiker für einen Erhalt der Grenzanlagen ein. Dies ist nur scheinbar ein Widerspruch, denn entstehen soll ein Museum:

„Die Einrichtung dort ist einzigartig, denn die meisten Grenzübergänge sind schon abgebaut worden. Aus Sicht des historischen Gedenkens, das ja noch recht kurz ist und noch nicht mal eine Generation umfasst, wäre es sicher gut, wenn dokumentiert würde, wie es aussah, als die Grenze zwischen den Nachbarn Bayern und Böhmen nahezu geschlossen war“, sagt der tschechische Europaabgeordnete Pavel Poc.

Pavel Poc  (Foto: www.pavelpoc.cz)
Der Sozialdemokrat aus Mariánské Lázně / Marienbad unterstützt daher das Vorhaben, am alten Grenzübergang in Rozvadov / Waidhaus ein Dokumentationszentrum zur Grenze aufzubauen. Die Idee dazu entstand in Waidhaus. Uli Grötsch ist dort Markt- und Kreisrat:

„Als vor ein paar Monaten in der Presse angekündigt wurde, dass die Grenzanlagen zurückgebaut werden, kam die Idee aus dem heimatkundlichen Arbeitskreis doch darüber zu reden, ob man die Anlagen eben nicht erhalten sollte. Wir waren uns im Gemeinderat auch sehr schnell einig, einstimmig einig, dass wir die Anlagen erhalten wollen und gemeinsam mit unseren tschechischen Nachbarn darin etwas schaffen und aufbauen wollen, das unseren gemeinsamen Bezug zur Grenze dokumentiert.“

Miroslav Nenutil  (Foto: www.nenutil.cz)
Geplant ist, im Hauptgebäude der Grenzanlagen eine ständige Ausstellung einzurichten und in einem Wärterhäuschen unmittelbar an der heutigen Staatsstraße für das Museum zu werben. Auf tschechischer Seite sind die Anlagen aber bereits abgebaut worden, und auch die deutsche Seite ist eigentlich dazu verpflichtet - das schreibt das Schengener Abkommen vor. Am vergangenen Samstag trafen sich deswegen Kreisrat Grötsch, der tschechische Senator Miroslav Nenutil aus Stříbro / Mies und der Europaabgeordnete Poc mit Vertretern der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben unmittelbar am Grenzübergang. Mit zumindest einem positiven Ergebnis:

„Wenn auch die bayerische Straßenbauverwaltung ihren Segen dazu erteilt, dann stellt sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nicht in den Weg und sieht zunächst vom Rückbau ab“, fasst Uli Grötsch zusammen.

Uli Grötsch  (Foto: www.pavelpoc.cz)
Doch noch sind wortwörtlich nicht alle Hindernisse aus dem Weg geräumt, wie Pavel Poc anmerkt:

„Es muss noch die Frage geklärt werden, was mit dem verglasten Wärterhäuschen geschieht, das mitten auf der Straße steht und das ein Teil der Ausstellung sein soll. Dazu gibt es, so weit ich weiß, noch keine genau Vereinbarung, da das Häuschen in gewisser Weise den Verkehr behindert.“

Würde auch dieses Problem gelöst, dann seien er und sein Büro bereit, weiter zu helfen, ergänzt der tschechische Europaabgeordnete. Denn mindestens ein Teil der Finanzierung sollte doch die EU übernehmen, finden die Waidhauser.