Tschechien als Vorreiter im Kampf gegen Lichtverschmutzung? Neue Norm regelt maximale Helligkeit

Ein Strahl einer Taschenlampe am Nachthimmel

In Tschechien ist zum 1. März eine neue technische Norm in Kraft getreten, die helfen soll, die Lichtverschmutzung zu reduzieren. Vertreter des Umweltministeriums haben am Mittwoch in der Prager Štefánik-Sternwarte über die Entstehung der Maßnahme informiert.

Petr Hladík | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Lichtverschmutzung ist ein immer größeres Problem sowohl in den Städten als auch auf dem Land. Die überflüssige, allzu starke oder unnatürlich gefärbte Beleuchtung wirkt sich nämlich negativ nicht nur auf die Gesundheit der Menschen aus, sondern auch auf die von Tieren und Pflanzen. Deswegen steuert Tschechien nun dagegen und hat eine neue technische Norm erlassen. Petr Hladík (Christdemokraten) ist derzeit Staatssekretär im Umweltministerium und wird nächste Woche zum Ressortchef ernannt. Als Kommunalpolitiker in Brno / Brünn sei er zuvor oft mit dem Problem des Lichtsmogs konfrontiert worden, sagt er und nennt ein Beispiel:

„Firmen, die beispielsweise eine Straße reparierten und dort die Straßenbeleuchtung austauschten, installierten dort Lampen aus China. Kurz danach schrieben uns die Bewohner, die Straße sei überbeleuchtet, man könne bei diesem Licht nicht schlafen. Der Lampenschein war bedeutend stärker als bei früheren Natrium-Dampflampen. Von nun an gilt eine neue Norm, auf die sich alle öffentlichen Auftraggeber berufen können, wenn sie eine Neugestaltung oder einen Austausch der Beleuchtung durchführen.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Die Änderung, die die Maßnahme bringt, besteht nicht nur in der Regelung der Lichtintensität und des beleuchteten Korridors. Sondern es werden zudem die Orte unterschieden, die beleuchtet werden sollen. So gelten andere Regeln etwa für ein Wohnviertel und für einen Park.

Petr Hladík macht darauf aufmerksam, dass Licht den menschlichen Schlaf negativ beeinflusst. Aber nicht nur Menschen sind betroffen.

Anna Pasková und Petr Hladík | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Genauso negativ wirkt sich die Beleuchtung auf die Natur aus – auf kleine Tiere und auf Pflanzen. Mittlerweile gilt als bewiesen, dass Bäume wegen dem Lichteinfluss früher ihre Blätter abwerfen und im Frühjahr früher grün werden. Viele Insekten und kleine Tiere, die auch in Städten leben, sind nachtaktiv und suchen dann nach Nahrung. Die Beleuchtung stört ihren Biorhythmus. Ich denke, die Städte und Gemeinden werden zu dem Schluss kommen, dass es nicht notwendig ist, die ganze Nacht über Licht zu haben. Vielleicht schalten sie künftig für ein paar Stunden die öffentliche Beleuchtung aus. Genauso wenig müssen Billboards und Baudenkmäler die ganze Nacht lang beleuchtet werden.“

Vergleich von dunklem und urbanem Himmel | Foto: Peter Znášik,  Archiv der Tschechischen Astronomischen Gesellschaft

Ziel der neuen Norm ist laut Hladík, die Verantwortlichen  zu einem Umdenken bei der nächtlichen Beleuchtung zu bewegen. Mit weniger Licht können Firmen und Gemeinden zudem viel Geld sparen. Die Norm ist nicht verbindlich, soll jedoch als Anleitung dienen. Tschechien gilt dabei als Vorreiter bei den Bemühungen, den Lichtsmog zu reduzieren. Petr Hladík:

„Während der EU-Ratspräsidentschaft haben wir das Thema der Lichtverschmutzung auf EU-Ebene angesprochen. Denn genauso wie die Luftverschmutzung kennt auch der Lichtsmog keine Grenzen. Es würde uns freuen, wenn derartige Normen in der EU irgendwann einmal verbindlich würden.“

Anna Pasková | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Anna Pasková leitet die Sektion für Umweltpolitik und nachhaltige Entwicklung im Umweltministerium. Zu den nächsten Plänen merkt sie an:

„Wir werden mit den Vertretern des Ministeriums für Regionalentwicklung verhandeln, um die Norm im Rahmen des Baugesetzes verbindlich zu machen. Das Problem der Lichtverschmutzung soll bei neuen Bauprojekten berücksichtigt werden.“

Das Umweltministerium unterstützt langfristig auch finanziell die Modernisierung von öffentlichen Beleuchtungen. Der Fokus liegt dabei auf Gemeinden in den tschechischen Nationalparks.