Lampen aus! Brünn untersucht den Umfang des Lichtsmogs in der Stadt
Das mährische Brno / Brünn möchte gegen den Lichtsmog ankämpfen. Das heißt gegen ständig leuchtende Lampen in der Nacht. Vor kurzem sind dazu die Daten von einem Experiment veröffentlicht worden. Was dabei herausgekommen ist und wie es nun weitergehen soll in der zweitgrößten Stadt Tschechiens, dazu im Folgenden mehr.
In der Nacht auf den 10. April ist es soweit – der Wissenschaftler Petr Baxant von der Technischen Universität in Brünn steht auf einem Hügel oberhalb der Stadt. Dann gehen die Lichter der öffentlichen Beleuchtung aus. Baxant und seine Mitstreiter messen mit einem Spezial-Fotoapparat die Resthelligkeit. Über das detaillierte Ergebnis, das mittlerweile vorliegt, sind die Wissenschaftler erstaunt:
„Die Messungen haben ergeben, dass der sogenannte Lichtsmog nur um etwa 40 Prozent weniger wurde. Wir waren überrascht, dass es nicht mehr gewesen ist. Die öffentliche Beleuchtung in der Stadt umfasst rund 43.000 Lampen – aber selbst als sie gelöscht wurden, war es nicht richtig dunkel“, so Baxant von der Fakultät für Elektroingenieurswesen und Kommunikation an der TU Brünn.
Und weiter sagte der Wissenschaftler:
„Das restliche Licht stammte vor allem von Parkplätzen oder Leuchtreklamen, Geschäften und Einkaufszentren. Ebenso trägt die Sicherheitsbeleuchtung an Privatgrundstücken dazu bei.“
Das heißt, dass für den Lichtsmog in größerem Maße der privatwirtschaftliche Sektor verantwortlich ist als alles, was zur Stadt gehört. Das zeigt auch der neue Licht-Stadtplan von Brünn. Dort strahlen vor allem der Hauptbahnhof, der Logistikpark im Stadtteil Černovice, die zahlreichen Einkaufszentren oder der Flughafen. Deswegen möchte die Stadt nun auch in der Privatwirtschaft die Lichter herunterdimmen. Michal Marciniszyn von der Piratenpartei ist Vorstandsvorsitzender des Betriebs technischer Netze in Brünn:
„Der erste Schritt ist immer, eine Übereinkunft zu erzielen. Nichtsdestotrotz kann die Stadt auch mit einer Gemeindeverordnung den Lichtsmog regulieren. Und zwar die Farbe des Lichts – sodass etwa auf den Parkplätzen nicht das blaueste Licht leuchtet. Dies ist zwar am energiesparendsten, schädigt aber extrem die Natur. Regulieren lassen sich zudem die Intensität der Beleuchtung und ihre Dauer.“
Dass blaues Licht schädigt, schließt den Menschen mit ein.
„Bei uns Menschen führt es dazu, dass wir schlecht einschlafen, weil wir nur wenig Melatonin bilden können. Bei Insekten führt es dazu, dass sie um die Lichtquellen schwirren und dabei verenden. Und Pflanzen reagieren auf eine hohe Intensität blauen Lichts damit, dass sie im Herbst erst spät die Blätter abwerfen. Das erhöht bei ihnen wiederum den Stress, der für sie in der Stadt ohnehin schon hoch ist“, so Michal Marciniszyn.
Im Sommer möchte der Brünner Magistrat noch ein weiteres Experiment starten. So sollen die Lampen im und um den Park Lužánky mit biodynamischen Leuchtstoffröhren ausgestattet werden. Diese können in unterschiedlichen Lichtfarben strahlen. Die Anwohner sollen dann bewerten, welche Art Licht ihnen am besten erscheint. Das soll dann über einen QR-Code für jede der Lampen geregelt werden.