Tschechien: Arbeitslosigkeit sinkt, Produktivität steigt

In Tschechien hat der Übergang von der Planwirtschaft zur Markwirtschaft große Anforderungen an die hiesigen Unternehmen gestellt. Sie sollten konkurrenzfähig sein und eine große Arbeitsproduktivität haben, hieß es. Nach 18 Jahren kann eine Bilanz gezogen werden. Um Probleme mit der Transformation ist man zunächst nicht herum gekommen. Heute sinkt die Arbeitslosigkeit seit vier Jahren kontinuierlich und die Arbeitsproduktivität hat den europäischen Durchschnitt erreicht.

Die Arbeitslosigkeit hat Ende vergangenen Jahres ihr Rekordminimum erreicht. Sie lag bei 4,9 Prozent. Ein Wert, der auch die Spezialisten überraschte.

„Aus makroökonomischer Sicht ist das wirklich überraschend. Aber wenn wir den langzeitigen Trend auf dem Arbeitsmarkt verfolgen, dann stellt es im Grunde genommen eigentlich keine Überraschung dar, weil der Trend ja schon lange anhält. In Tschechien sinkt die Arbeitslosigkeit seit 2004 und dabei steigt auch die Zahl der freien Arbeitsplätze“, sagt Dalibor Holý vom Tschechischen Amt für Statistik.

Die Tschechen sind im europäischen Vergleich diejenigen, die am längsten schuften. Noch vor zehn Jahren waren sie 45 Stunden pro Woche in der Arbeit, also um 5 Stunden länger, als es das Arbeitsgesetz vorschreibt. Im vorigen Jahr waren es nur noch 43 Stunden. Arbeiten die Tschechen nicht effektiv genug? Der Eindruck täuscht.

„Aus internationalen Studien geht hervor, dass wir viel arbeiten. Das kommt aber daher, dass Teilzeitbeschäftigungen bei uns nicht so üblich sind. In Westeuropa, in den Niederlanden zum Beispiel, arbeiten die Frauen selten 8 Stunden am Tag. Das gibt es dort fast nicht. Bei uns ist es aber ganz normal. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigungen ist bei uns sehr klein. Bei Frauen liegt er bei sechs, sieben Prozent, bei Männern bei fast drei Prozent. Ansonsten arbeiten alle acht Stunden und dann sieht es in den Statistiken so aus, dass wir ununterbrochen arbeiten,“ so Holý.

Mit der Arbeitsproduktivität hat sich Tschechien in den letzten Jahren schwer getan. Vor allem wegen der Anforderungen der ausländischen Firmen, an die man nicht gewöhnt war. Das Beratungsunternehmen Proudfootconsulting untersucht die Arbeitsproduktivität in Tschechien seit 1994.

„Als wir 1995 das erste Mal die Produktivitätsstudie publiziert haben, waren knapp 50 Prozent der Arbeitszeit unproduktiv. Heute beträgt dieser Wert nach der aktuellen Studie ca. 33 Prozent. Dabei gehen wir davon aus, dass 15 Prozent der Arbeitszeit nie produktiv genützt werden können,“ sagt der Direktor der tschechischen Filiale von Proudfootconsulting Klaus Harrer und fügt hinzu:

„Die schlechtesten Länder, bei denen der Wert bei 38 Prozent liegt, sind zum Beispiel Portugal oder Spanien. In Summe kann man sagen, dass die Tschechische Republik bei der Produktivität im Mittelfeld liegt. In manchen Bereichen, in der Fertigunsproduktivität sogar über Deutschland oder Österreich. Aber im Prinzip sind die Größenordnungen nicht wesentlich unterschiedlich.“