In Tschechien beginnt das dritte Schuljahr unter Corona-Einfluss

Am Mittwoch hat das neue Schuljahr in Tschechien begonnen. Es ist das dritte in Folge, das von der Corona-Pandemie beeinflusst ist. Sind die Schulen diesen Herbst besser vorbereitet auf einen möglichen Anstieg der Corona-Zahlen?

Foto: Libor Plíhal,  ČTK

Wird man in den nächsten Monaten zur Schule gehen können? Oder wird man wieder allein zu Hause lernen müssen? Mit dieser Frage gehen viele Kinder und Jugendliche in Tschechien am 1. September zur Schule.

Das Schuljahr startet mit einer Corona-Testserie. Am 1., 6. und 9. September werden die Proben genommen. Von der Pflicht befreit sind vollgeimpfte Kinder und Jugendliche sowie diejenigen, die binnen der letzten 180 Tage von Covid-19  genesen sind. Darüber, ob die Testreihe dann auch weiter fortgesetzt wird, soll in der kommenden Woche entschieden werden. Martina Koziar Vašáková ist stellvertretende Gesundheitsministerin:

„In der zweiten September-Woche sollen die Ergebnisse der ersten Testwelle vorliegen. Auf ihrer Grundlage können wir dann abschätzen, wie sich die Epidemie in Tschechien weiter entwickelt und ob Bedarf an weiteren Tests besteht.“

Foto: Libor Plíhal,  ČTK

Schüler, die den Test verweigern, müssen während des Unterrichts einen Mund- und Nasenschutz tragen. Ansonsten gilt die Maskenpflicht nur für den Aufenthalt in Gemeinschaftsräumen.

80 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Tschechien gehen gerne zur Schule. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kalibro Projekt zu den Folgen der Corona-Pandemie. Demzufolge stieg nach dem Distanzunterricht die Beliebtheit des klassischen Unterrichts um 15 Prozent. Darüber freut sich der stellvertretende zentrale Schulinspektor Ondřej Andrys:

Ondřej Andrys | Foto:  ČT24

„Wir sollten dies nutzen. Denn Tschechien war in der Vergangenheit unter den OECD-Ländern dasjenige, in dem sich die Kinder am wenigsten auf die Schule gefreut haben. Uns eröffnet sich daher eine Gelegenheit, die wir hoffentlich nicht verschwenden.“

Viele Kinder und Jugendliche müssen nun auch noch Lernstoff vom vergangenen Schuljahr nachholen. Laut einem Bericht der Tschechischen Schulinspektion haben mehr als 50.000 Schülerinnen und Schüler größere Lücken. Ondřej Andrys:

Foto: Vladimír Pryček,  ČTK

„Es handelt sich dabei um erste Schätzungen, die wir von den Lehrern bekommen haben. Im September wird die Lage an den Schulen weiter überprüft, um den Stand bei jedem Einzelnen zu erkennen und darauf zu reagieren. Wir haben den Schulen freiwillige Online-Tests für Schüler der 5., 7. und 9. Klasse angeboten. Die Ergebnisse werden das erste objektive Feedback zum derzeitigen Wissenstand liefern.“

Grund- und Sekundarschulen beginnen im neuen Schuljahr mit Nachhilfeangeboten außerhalb des üblichen Schulalltags. Insgesamt 250 Millionen Kronen (9,83 Millionen Euro) werden vom Bildungsministerium dafür zur Verfügung gestellt. Ressortchef Robert Plaga (parteilos):

Robert Plaga  (rechts) | Foto: Vít Šimánek,  ČTK

„Die Nachhilfe, die im Herbst beginnt, richtet sich an jene Schüler, bei denen die Probleme am größten sind. Ab Januar kommenden Jahres und in den nächsten zwei bis drei Schuljahren wird sie fortgesetzt. Wir nutzten dafür den Wiederaufbauplan, der von der EU finanziert wird.“

Schulleiter Miloslav Hons bestätigte gegenüber dem Inlandssender des Tschechischen Rundfunks, dass auch seine Grundschule in Chomutov / Komotau die Nachhilfe anbieten wird:

Foto: Václav Pancer,  ČTK

„Wir haben ein qualifiziertes Team von Assistentinnen an der Schule. Diese werden sich aktiv einbringen. Nach meinen Schätzungen brauchen maximal 15 Prozent der Schüler die Nachhilfe. Dafür nutzen wird die Gelder aus dem EU-Programm, aber auch für Aktivitäten sozialen Charakters im Klassenkollektiv.“

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