Tschechien beginnt mit Waffenfertigung für die Ukraine – und stellt dazu ukrainische Fachkräfte ein
Um die Ukraine zu unterstützen, beginnt Tschechien demnächst mit der Herstellung von Waffen für den Krieg gegen Russland. Dazu sollen mehrere Tausend ukrainische Arbeiter und Fachkräfte hierzulande angestellt werden.
Dass tschechische Rüstungsfirmen schon bald damit anfangen, Waffen für die Ukraine herzustellen, beruht auf einer Absprache beider Länder. Bei ihrem Treffen im Oktober haben sich Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj darauf verständigt. Der stellvertretende Verteidigungsminister Tomáš Kopečný koordiniert die tschechischen Waffenlieferungen seit Beginn des Krieges. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte er am Montag, dass für die Produktion in den Betrieben mehrere Tausend Ukrainer eingestellt werden sollen. Das nehme aber keinem einzigen Arbeitnehmer hierzulande den Job weg, betonte Kopečný:
„Wir werden logischerweise sowohl Ingenieure brauchen als auch ausführende Arbeitskräfte. Beide lassen sich aber auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht so einfach finden, denn das ist eine höchst spezialisierte Branche. Die Ukraine hat in dem Bereich allerdings bereits zehn Jahre Erfahrung und gehört zu den Besten.“
Wie viele ukrainische Fachkräfte und Arbeiter letztlich eingestellt werden sollen, ließ Kopečný offen. Dies hänge davon ab, wie sehr die Rüstungsunternehmen ihre Kapazitäten erhöhen würden, so der Vize-Außenminister.
Die Aufträge für die Waffenherstellung kommen aus Kiew. Die Herstellungskosten übernehmen jedoch die Nato-Partner…
„Außer aus rein ideologischen Gründen kann ich mir kein Argument vorstellen, das dagegenspricht. Stattdessen erhöhen sich die Einnahmen des tschechischen Staates dadurch deutlich. Zugleich muss keine einzige Krone ausgegeben werden, denn die Investitionen werden von den ausländischen Partnern getätigt. Das heißt, die Wirtschaft und die Menschen in Tschechien werden dadurch reicher“, so Kopečný.
Was in den tschechischen Fabriken konkret gefertigt werden soll, wird aus kriegstaktischen Gründen nicht im Detail veröffentlicht. Laut Tomáš Kopečný wird aber zunächst dafür gesorgt, dass ukrainische Waffen hierzulande repariert werden können. Wie Polen und die Slowakei auch hat Tschechien in diesem Bereich einen Vorteil, weil man sich als ehemaliges Ostblockland mit Militärmaterial sowjetischen und russischen Typs auskennt. In der zweiten Phase solle dann schweres Gerät für den Krieg neu hergestellt werden, so der stellvertretende Minister.
Könnte Tschechien aber durch die Fertigung von Waffen für die Ukraine nicht zum Ziel russischer Aggression werden? Tomáš Kopečný verneint dies:
„Indem die Produktionskapazitäten der tschechischen Waffenhersteller ausgeweitet werden, erhöht sich auch die Sicherheit Tschechiens. Andersherum kann jeder zum Ziel eines russischen Terrorangriffs werden. Das haben schon viele Staaten in Europa erfahren müssen. Und in der Zeit des Anschlags auf das Waffenlager im mährischen Vrbětice wurden hierzulande keine militärischen Güter für die Ukraine hergestellt. Deswegen ist es unter Sicherheitsaspekten eigentlich egal, ob wir etwas für die Ukraine produzieren oder nicht.“
Zu den zwei Anschlägen auf das Waffenlager in Vrbětice war es im Sommer 2014 gekommen. Laut den Ermittlungen der tschechischen Polizei stand der russische Militärgeheimdienst GRU dahinter.
Tschechien hat Schätzungen zufolge seit Kriegsbeginn militärische Güter im Gesamtwert von 40 Milliarden Kronen (1,7 Milliarden Euro) an die Ukraine geliefert. Das ist insgesamt weniger, als einige westliche Staaten für solche Exporte bisher ausgegeben haben. Die USA und Großbritannien hätten sich jedoch ein Beispiel an der Herangehensweise Prags genommen, betont Vize-Außenminister Kopečný. Denn Tschechien war das erste Land nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar dieses Jahres, das der Ukraine mit Waffen geholfen hat.
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Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine