Tschechien bei Fußball-WM nur Zaungast – Ex-Bundesligaspieler Lokvenc glaubt an Deutschland

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Spätestens seit dem Anstoß des WM-Eröffnungsspiels am Donnerstag in Sao Paulo verbreitet das Spiel mit dem runden Leder wieder seine Magie: Die ganze Welt redet jetzt vor allem über Fußball! Die Tschechische Republik macht da keine Ausnahme, auch wenn sich die eigenen Kicker nicht für die WM-Endrunde in Brasilien qualifiziert haben. Einige ehemalige wie auch aktuelle tschechische Nationalspieler haben sich gegenüber Radio Prag zur WM geäußert.

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Der Torhüter des AC Sparta Prag, Tomáš Vaclík, hat vor kurzem noch groß gefeiert. Mit der aktuellen Mannschaft des Traditionsvereins gewann er den Meistertitel – den ersten in seiner Karriere überhaupt. Als noch junger Nationalspieler aber hätte er seinen Traum vom internationalen Ruhm gerade jetzt in Brasilien ausleben können. Doch daraus wurde nichts:

„Es ist natürlich schade, dass wir uns nicht für die WM qualifiziert haben. Dabei hat uns nur ein kleines Stück gefehlt, und wir hätten die Teilnahme wenigstens über die Relegation geschafft. Doch dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt.“

Weniger durch die rosarote Brille wie Vaclík sieht indes der ehemalige National-und Bundesligaspieler Vratislav Lokvenc das Scheitern der Tschechen schon nach der Qualifikation:

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„Klar sind wir traurig. Andererseits aber haben wir die Qualifikation wirklich nicht gut gespielt, und deswegen müssen wir uns die WM leider als Zaungast im Fernsehen anschauen.“

Und was erwartet TV-Zuschauer Lokvenc von dieser WM?

„Da bin ich selbst gespannt. Ich habe zum Beispiel neulich das Spiel Deutschland gegen Kamerun im Fernsehen verfolgt. Es endete 2:2 und ich muss sagen, die Kameruner haben für mich überraschend stark gespielt. Auf der anderen Seite war Deutschland meiner Meinung nach ein bisschen müde von der Vorbereitung. Aber die Deutschen haben schon oft gezeigt, dass sie eine Turniermannschaft sind. Sie sind immer bereit, von daher sind sie für mich einer von drei Favoriten.“

Und wer sind die beiden anderen Favoriten für Lokvenc? Die Elf des Gastgebers ist jedenfalls nicht darunter:

„Die Brasilianer stehen unter großem Druck. Darum glaube ich, sie schaffen nur das Achtelfinale, mehr nicht. Spanien indes ist immer stark und Argentinien sowieso.“

Tomáš Vaclík  (Foto: Man77,  CC BY-SA 2.0)
Demgegenüber ist Tomáš Vaclík ganz anderer Meinung:

„Von der Weltmeisterschaft erwarte ich, dass sie ein Fest des Fußballs wird. Denn sie wird in Brasilien gespielt, wo der Fußball schon so etwas wie eine Religion ist. Und ich persönlich glaube auch, dass Brasilien diese Heim-WM gewinnen wird.“

Von der generellen Spielstärke der Teams aus Südamerika ist auch der ehemalige Nationalspieler und Fußball-Verbandspräsident Ivan Hašek überzeugt:

„Ich erwarte, dass die Teams aus Südamerika bei dieser WM dominieren werden. Und zwar einfach deshalb, weil sie die Bedingungen und klimatischen Verhältnisse in Brasilien bestens kennen. Und die sind etwas anders als in Europa. Ich wünsche mir aber, dass auch einige Mannschaften aus Europa für eine Überraschung sorgen werden. Und dafür drücke ich besonders den Belgiern die Daumen, denn deren Spielweise gefällt mir.“

Ivan Hašek, der zurzeit Trainer beim SC Doha in Katar ist, wirft indes auch schon einen Blick voraus. Unter ihrem neuen Trainer Pavel Vrba hat die tschechische Nationalmannschaft von drei Testspielen kein einziges gewonnen, sondern lediglich zweimal Remis gespielt. Hašek glaubt zu wissen, wo den Tschechen der Schuh derzeit am meisten drückt:

Ivan Hašek  (Foto: Tomáš Adamec)
„Was die Ergebnisse betrifft, sieht es in der Tat nicht rosig aus. Ansonsten aber hat Trainer Vrba ein gutes Fundament, auf dem er aufbauen kann. Die vielen jungen Spieler, die jetzt im Team stehen, brauchen halt noch etwas Zeit. Was uns derzeit aber fehlt, ist ein Stoßstürmer von internationalem Format, so wie es vor kurzem noch Milan Baroš oder Jan Koller waren. Seit beide sich aber aus der Nationalmannschaft verabschiedet haben, fehlen uns vor allem ihre Tore.“

Autor: Lothar Martin
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