Tschechien erwartet die Jahrhundert-Mondfinsternis
Der astronomische Höhepunkt des Jahres steht bevor: Man kann die längste Mondfinsternis dieses Jahrhunderts beobachten.
„Eine Mondfinsternis erfolgt nur unter bestimmten Bedingungen. Der Mond muss dazu im Vollmond stehen, und zwar nahe seinem sogenannten Bahnknoten. Also dort, wo sich seine Bahn mit dem Standpunkt der Sonne überschneidet. In einem solchen Fall kommt der Mond dann in den Kernschatten der Erde, und die Mondfinsternis ist besonders lang.“
Das astronomische Ereignis sei heutzutage aber eher für Schaulustige und Fotografen interessant. Für Wissenschaftler habe das Ereignis keine besondere Bedeutung mehr, sagt der Astronom:„Das war in der Geschichte anders: Nachdem man im antiken Griechenland das Prinzip der Mondfinsternis begriffen hatte, nämlich dass der Mond von der Erde bedeckt wird, erkannte man aus der Form dieses Schattens, dass die Erde kugelförmig ist und etwa viermal größer als der Mond. Ich glaube aber, dass die bevorstehende Finsternis visuell so attraktiv sein wird, dass auch meine Kollegen ihre Augen vom Computer wegbekommen und nach oben schauen. Ansonsten machen sie ja nichts anderes als pure Forschung.“
Seit jeher wurden Verfinsterungen von Himmelskörpern nicht nur beobachtet, sie fanden auch Eingang in sämtliche Chroniken:„Besonders Sonnenfinsternisse wurden in der Vergangenheit oft beschrieben, zum Beispiel in China bereits im 3. Jahrtausend vor Christus. Da sich die Finsternisse übrigens relativ gut berechnen lassen, ist heute noch etwas anderes ganz gut möglich. Anhand eines Vergleichs der Berechnungen mit den Eintragungen in den historischen Quellen kann man bestimmte Ereignisse relativ genau datieren.“
In den böhmischen Ländern wurde erstmals im 12. Jahrhundert über eine Mondfinsternis berichtet:
„Die erste Erwähnung findet man in der Kosmas-Chronik. Demnach fand eine Mondfinsternis im Frühling 1122 statt.“Aus der Geschichte nun zurück in die Gegenwart. Die bevorstehende Mondfinsternis wird laut Prosecký von jedem Standort in Tschechien gut sichtbar sein, falls das Wetter nicht dagegen spielt. In der Prager Štefánik-Sternwarte bereitet man sich auf ein großes Interesse der Öffentlichkeit vor:
„Die Besucher können die Mondfinsternis durch unsere Teleskope beobachten, dazu bieten wir ihnen einen fachlichen Vortrag an. Wir haben die Öffnungszeit verlängert, um das ganze Spektakel genießen zu können. Die Sternwarte ist von neun Uhr abends bis Mitternacht geöffnet.“