Tschechien feiert den 20. Jahrstag der Wende

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Am kommenden Dienstag wird in Tschechien der 20. Jahrestag der politischen Wende von 1989 begangen. Der Staat hat nicht an die Feierlichkeiten zum 17. November gedacht, Prag wird im Vergleich zu Berlin und dem Mauerfall nur bescheidene Aktionen erleben – so oder ähnlich titelten dieser Tage tschechische Zeitungen im Vorfeld auf das 20jährige Jubiläum der so genannten Samtenen Revolution in der ehemaligen Tschechoslowakei.

Feierlichkeiten zum 17. November,  2004  (Foto: ČTK)
Meine Kollegin Jitka Mládková hat recherchiert und ist jetzt mit mir im Studio. Wie ist denn nun der aktuelle beziehungsweise wahre Stand der Dinge?

„Gemessen daran, wie die Deutschen vor einigen Tagen den Berliner Mauerfall gefeiert haben, werden die Prager Veranstaltungen in der Tat bescheidener ausfallen. Die Organisation von mehreren Gedenkaktionen an und um den historischen Tag wurde viel mehr verschiedenen Bürgerinitiativen überlassen. Ihr Zustandekommen war aber zum Teil nur durch finanzielle Unterstützung des Staates möglich.“

Kannst du einige der geplanten Veranstaltungen in der tschechischen Hauptstadt nennen?

„Die größte wird wohl ein Umzug am 17. November sein. Gestartet wird er im Prager Stadtteil Albertov in Richtung Národní třída / Nationalstraße. Genau vor 20 Jahren waren auf dieser Strecke die Demonstranten von der kommunistischen Polizei niedergeprügelt worden. Diesmal soll es eigentlich ein Happening sein, betitelt ´20 Jahre ohne Vorhang – wir haben Grund zu feiern´. Auch ein Open-Air-Konzert ist geplant.“

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Die Einladung hat auch der ehemalige Präsident Václav Havel angenommen, der selbst eine Feier initiiert hat.

„Richtig. Die findet schon am 14. November in der ehemaligen Kirche statt, die heute den Namen ‚Prager Kreuzweg’ trägt. Aus dem Ausland kommen auch einige Stars wie Lou Reed, Joan Baez oder Suzanne Vega.“

Sind das die einzigen ausländischen Gäste oder werden auch andere Prominente wie etwa bei der zehnjährigen Jubiläumsfeier der Samtenen Revolution erwartet?

„Ja. Damals kamen zum Beispiel Margaret Thatcher, George Bush Sr., Helmut Kohl oder Lech Wałesa. Diesmal wird es anders sein. Politiker von dieser Ranghöhe werden in Prag nicht erwartet. Präsident Klaus und Premier Fischer waren am Montag bei der Berliner Feier, aus Deutschland kommt aber niemand nach Prag. Es wird diesmal auch keinen festlichen Empfang auf der Prager Burg geben. Präsident Václav Klaus ließ durch seinen Sprecher verkünden, er wolle den 17. November lieber mit seinen Mitbürgern feiern als ein Spektakel veranstalten.“

Es wird aber sicher nicht nur in Prag gefeiert. Was gibt es aus anderen Landesteilen hervorzuheben?

„Zum Beispiel im südmährischen Brünn, allerdings erst am 19. November. Dort werden dieselben Schauspieler wie vor 20 Jahren die geplante Kundgebung moderieren. Vorgesehen ist ein Konzert und man hofft auf einen Besuch Václav Havels. Es wird auch einen Umzug mit Lampions oder verschiedene Ausstellungen geben. Drei Tage lang will man das Jubiläum der Wende im nordmährischen Ostrau feiern. In einem nachgestellten ‚totalitären Städtchen’ sollen junge Menschen etwas davon erleben, was in der Zeit ihrer Väter und Mütter als Gang und Gäbe galt.“