Tschechien startet Corona-Flächentests

Foto: ČTK / Dalibor Glück

Wie weit ist das Coronavirus wirklich verbreitet in der tschechischen Bevölkerung? Das will die Regierung nun mit einer großangelegten Studie herausfinden. Den Plan dafür hat das Gesundheitsministerium am Dienstag vorgestellt.

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Adam Vojtěch  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie in Tschechien wurden hierzulande fast 7000 Infizierte gezählt, von denen knapp 1600 genesen und rund 200 gestorben sind. Die Aussagekraft dieser Zahlen ist jedoch fraglich, da sie sich nach einer begrenzten Gruppe Getesteter richtet, die Symptome entwickelt haben. Damit besteht derzeit nur eine unvollständige Momentaufnahme vom gesamten Ausmaß der Seuche. Dazu Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) bei einer Pressekonferenz am Dienstag:

„Es gibt eine Gruppe von Menschen, die nicht in den Statistiken auftauchen, die Krankheit aber trotzdem durchgemacht haben. Sie selbst wissen davon nichts, da sie keine Symptome hatten. Bei ihnen haben sich aber Antikörper gebildet, und sie könnten auch immer noch ansteckend sein.“

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Die Regierung will nun aber Klarheit schaffen und startet am Mittwoch eine großangelegte Studie in der Bevölkerung. Dabei sollen Flächentests in bestimmten Regionen durchgeführt werden. Ressortchef Vojtěch erläutert, wo in den kommenden Wochen die Abstriche und Blutproben genommen werden:

„Die Studie ist so ausgelegt, dass sie ein möglichst repräsentatives Bild der Bevölkerung ergibt. Das bezieht sich zum Beispiel auf Geschlecht und Alter. Getestet wird unter anderem in dem Gebiet um Litovel und Uničov, das vor einigen Wochen noch komplett unter Quarantäne stand. Zudem wollen wir eine bestimmte Zahl chronisch kranker Bürger erfassen.“

Ladislav Dušek  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)
Des Weiteren werden Prag, Brno / Brünn und Olomouc / Olmütz großflächig untersucht.

Insgesamt sollen rund 27.000 Menschen getestet werden. Diese werden zum Teil vom Statistikamt und der Akademie der Wissenschaften angesprochen, um einen möglichst repräsentativen Charakter der Erhebung zu erhalten. Ein weiterer Teil kann sich freiwillig melden. Dabei gelten aber bestimmte Kriterien, wie der zuständige Medizinstatistiker Ladislav Dušek erläutert:

„Die Probanden dürfen keine gesundheitlichen Probleme oder Fieber haben, und bei ihnen sollen keine Symptome von Covid-19 nachweisbar sein. Bei den Menschen darf Covid-19 in der Vergangenheit auch nicht bestätigt worden sein, und sie dürfen nicht unter Quarantäne stehen.“

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Erste Ergebnisse sollen Anfang Mai vorliegen. Warum ist dieser Überblick aber so wichtig, und welche Schlüsse soll man aus der Erkenntnissen ziehen? Gesundheitsminister Adam Vojtěch verspricht sich vor allem Planungssicherheit für die Zukunft:

„Die Studie hat eine strategische Bedeutung. Sie hilft uns zu begreifen, in welcher Phase der Epidemie wir uns derzeit befinden. Und anhand der Ergebnisse können wir auch die weitere Entwicklung einschätzen. So ist es uns dann möglich, unseren Ausstiegsplan aus den Corona-Maßnahmen je nach Lage anzupassen. Wenn die Werte beispielsweise niedrig sind, dann erwartet uns ein Anstieg der Infektionszahlen in den kommenden Wochen und Monaten.“