Tschechien will erneut Soldaten nach Afghanistan schicken

Foto: www.army.cz

Die tschechische Regierung will im Mai erneut Soldaten nach Afghanistan schicken, um dort die internationalen Truppen zu unterstützen. Es soll sich dabei um eine rund 100 Mann starke Spezialeinheit handeln, die sich auch direkt an Kampfeinsätzen beteiligen soll. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus, aber unser Kollege Thomas Kirschner weiß trotzdem schon Genaueres. Christian Rühmkorf hat ihn dazu befragt.

Ministerin Vlasta Parkanová  (Foto: ČTK)
Das Kabinett hat die Entsendung tschechischer Soldaten auf Anforderung der Vereinigten Staaten offensichtlich bereits Anfang des Monates in einer geheimen Sitzung beschlossen. Das wollte die Regierung aber bislang nicht offiziell bestätigen. Jetzt sind die Entwürfe aber dem Senat und dem Abgeordnetenhaus vorgelegt worden, denn einem Auslandseinsatz müssen auch beide Parlamentskammern zustimmen. Und das soll voraussichtlich bereits in der kommenden Woche passieren.

Es wäre nicht der erste Kampfeinsatz für tschechische Soldaten in Afghanistan…

Ganz richtig, tschechische Truppen würden sich bereits zum dritten Mal an vorderster Front an der Operation „Enduring freedom“ und der Bekämpfung der Taliban in dem Hindukusch-Land beteiligen. Schon 2004 und 2006 waren jeweils 100 bis 120 tschechische Soldaten aus einer im mährischen Prostějov stationierten Eliteeinheit jeweils für ein halbes Jahr in Afghanistan eingesetzt worden. Ihre Aufgaben lagen damals vor allem in der Aufklärung und Überwachung. Daneben waren mehrfach einige Dutzend tschechische Soldaten im Rahmen der deutschen Aufbautruppe im Norden des Landes und am Flughafen in Kabul im Einsatz.

Bei dem jetzigen ab Mai geplanten Einsatz soll wieder auf die Elitekräfte aus Prostějov zurückgegriffen werden. Verteidigungsministerin Vlasta Parkanová hatte bereits zuvor angegeben, dass die Soldaten auch in den gefährlichsten Teilen des Landes eingesetzt werden könnten. Die Soldaten sollen voraussichtlich bis Ende des Jahres bleiben, die Mission würde den Steuerzahler rund 213 Millionen Kronen kosten, das sind etwa 8,5 Millionen Euro.

Es wurde bereits erwähnt: Das Parlament muss der Entsendung noch zustimmen. Im Abgeordnetenhaus hat die Regierung nur eine knappe Mehrheit. Könnte es sein, dass die Parlamentarier den Plänen noch einen Strich durch die Rechnung machen?

Das ist sehr unwahrscheinlich. Von den oppositionellen Sozialdemokraten hieß es zwar, dass der Entwurf zunächst noch diskutiert werden müsse, und man erwartet wohl dort auch, dass die Verteidigungsministerin der Fraktion noch einen Besuch abstattet, aber zugleich hat man doch schon durchblicken lassen, dass man sich nicht querlegen wird. Auch die ersten beiden Afghanistan-Einsätze sind jeweils von einer breiten parlamentarischen Mehrheit beschlossen worden, der erste ja sogar noch unter der sozialdemokratischen Regierung. Strikte Ablehnung kam zuletzt nur von den Kommunisten. Die hatten früher gefordert, statt dem Militäreinsatz humanitäre Hilfe im gleichen Wert nach Afghanistan zu schicken.