Tschechien will repräsentative Tests auf Covid-19 durchführen
Bislang wurden in Tschechien über 55.000 Tests auf das Coronavirus durchgeführt, allerdings nur bei Menschen mit Symptomen der Erkrankung oder in dringenden Verdachtsfällen. Das ergibt indes kein objektives Bild über die tatsächliche Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung. Deshalb will nun auch eine spezielle Arbeitsgruppe des zentralen Gesundheitsamtes, das sogenannte Covid-19-Team, eine repräsentative Untersuchung bei einem Teil der Einwohner vornehmen.
Die Vorbereitungen sollen schnellstmöglich abgeschlossen werden, denn nach Vorstellung von Prymula sollen die Tests schon in der kommenden Woche erfolgen. Dass dies keine leeren Versprechungen sind, bestätigte auch der Chef des zentralen Krisenstabs, der sozialdemokratische Innenminister Jan Hamácek:
„Wir sind natürlich darauf vorbereitet, für diese Untersuchungen die erforderliche Menge an Testpräparaten bereitzustellen. Das werden mehrere Zehntausende sein, aber auch 100.000 sind kein Problem. Ich gehe davon aus, das wir dazu die Schnelltester-Sets einsetzen werden, von denen wir genügend auf Vorrat haben.“
In Litovel / Littau und Uničov / Mährisch Neustadt waren rund 24.000 Menschen zwei Wochen lang in Quarantäne. Zur Untersuchung des Ansteckungsgrades in dieser Region werden die bereits erwähnten Schnelltester-Sets verwendet. Ein anderes Vorgehen aber werden die repräsentativen Tests haben, die in einem ausgewählten Teil der Bevölkerung durchgeführt werden. Hier wird laut Prymula eine Kombination von Schnelltestern und zuverlässigeren PCR-Tests zum Einsatz kommen.
Die geplante repräsentative Untersuchung der Bevölkerung begrüßt auch der Ökonom Jakub Steiner. Er arbeitet am Prager Forschungsinstitut Cerge-EI und befasst sich mit der Coronavirus-Pandemie aus der Sicht der Wirtschaft:„Wir sind uns nicht sicher, wie stark unsere Gesellschaft gegenwärtig mit dem Virus durchseucht ist. Ohne qualitativ gut gestützte Informationen werden wir das auch nicht erfahren. Bisher führen wir nur Tests an Personen durch, die Krankheitssymptome haben und die wir dann vor der Erkrankung retten wollen. Diese Tests helfen uns aber nicht weiter, denn die untersuchte Population ist nicht repräsentativ.“