Tschechiens 100 Top-Firmen verzeichnenUmsatz- und Gewinnrückgang

Die ökonomische Situation in Tschechien wird ständig aus verschiedenen Blickwinkeln heraus betrachtet. Einer dieser Gradmesser ist das jährliche Wirtschaftsergebnis der 100 größten Firmen des Landes. Am Donnerstag hat deren Vereinigung, die Czech Top 100, die Bilanzen für das Jahr 2013 veröffentlicht. Und nach diesen Zahlen muss man feststellen: Die tschechische Wirtschaft ist nach der Krise immer noch nicht so recht in Schwung.

Die Umsätze der 100 größten Firmen in Tschechien sind im vergangenen Jahr um umgerechnet zwei Milliarden Euro gegenüber dem Jahr 2012 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 2,3 Prozent. Der Gesamtumsatz betrug 2013 rund 90 Milliarden Euro. Noch größer waren die Gewinneinbußen der Top 100 – sie lagen bei insgesamt 16 Prozent. Dabei waren sich die Analysten zuletzt immer ziemlich sicher, dass die Ökonomie des Landes im zweiten Quartal des Vorjahres ihre Talsohle durchschritten habe. Jan Struž, der Vorsitzende der Vereinigung Czech Top 100, sieht dies hingegen etwas differenzierter:

„Die wirtschaftliche Krise in Tschechien registrieren wir bereits seit dem Jahr 2011. Sie hat sich auch in den folgenden Jahren fortgesetzt und ich befürchte, dass wir den Start für eine Wende noch nicht so vollzogen haben, wie wir uns das vorgestellt hatten. Ich befürchte sogar, dass es auch im Jahr 2014 zu einem Umsatzrückgang kommen wird.“

Jan Struž  (Foto: Archiv der Czech Top 100)
Für diese Entwicklung macht Struž in erster Linie die anhaltend pessimistische Stimmung unter den Verbrauchern verantwortlich. Und diese Stimmung sei insbesondere in der Bedarfsplanung der Unternehmen zu spüren:

„Es herrschen immer noch gewisse Ängste vor, viele Unternehmen sehen perspektivisch keine großen Möglichkeiten für eine weitere Entwicklung. Deshalb sind die Firmen wie auch die Haushalte weiter auf Sparen bedacht. Das wiederum schlägt sich natürlich auf die Umsätze nieder, die nicht sehr hoch sind und so auch nicht an frühere Rekordzahlen heranreichen.“

Dennoch sieht Struž keinen Grund zur Besorgnis. Seiner Meinung nach seien die Wirtschaftskapitäne des Landes gerade dabei, sich neu zu sortieren und den Kurs für den Aufbruch zu neuen Ufern abzustecken. Vielmehr seien es vor allem die Medien, die das Wort Krise noch zu häufig benutzen würden, meint Struž:

Foto: ČT24
„Ich kann eigentlich keine Krise mehr erkennen. In letzter Zeit habe ich zudem viele Gespräche mit den Besitzern oder Generaldirektoren verschiedenster Firmen geführt. Dabei habe ich von fast keinem von ihnen vernommen, dass er unzufrieden sei.“

Für Unzufriedenheit besteht bei den 100 größten Firmen des Landes auch kein Anlass, wenn sie auf ihre Ergebnisse im Jahr 2013 schauen. Den größten Umsatz mit umgerechnet 9,76 Milliarden Euro hat einmal mehr Škoda Auto gemacht, auf den weiteren Plätzen folgen die Energieunternehmen ČEZ und RWE. Mit umgerechnet 1,6 Milliarden Euro hat die Firma ČEZ den größten Gewinn erzielt, in diesem Ranking kam Škoda Auto mit etwas über 500 Millionen Euro nur auf den vierten Rang. Einen in anderer Hinsicht beachtlichen Zugewinn verbuchte indes die Firma Agrofert, Eigner ist Finanzminister Andrej Babiš. Durch Fusionen mit anderen Firmen hat Agrofert nämlich im vergangenen Jahr die Tschechische Post (Česká pošta) als größten Arbeitgeber des Landes abgelöst. Agrofert beschäftigte zum Jahresende 34.400 Arbeitnehmer. Aber auch in punkto Beschäftigung sei die Zurückhaltung vieler Unternehmen immer noch zu spüren, sagt Stanislava Hronová. Sie ist Professorin an der Hochschule für Ökonomie in Prag:

Stanislava Hronová  (Foto: Archiv der Hochschule für Ökonomie in Prag)
„Die Arbeitgeber haben noch keine Eile mit der Einstellung neuer Arbeitskräfte. Mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote müssen wir also noch ein wenig warten.“