Tschechiens Armee soll weiblicher werden

Illustrationsfoto: Michaela Danelová, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Der tschechischen Armee fehlt Personal. Deshalb sollen verstärkt auch Frauen für den Dienst an der Waffe begeistert werden. Auf Offiziersebene reicht aber selbst das nicht.

Illustrationsfoto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Foto: ČT24
Ein Jahr lang hat Hauptfrau Jana Poláčková im Kongo verbracht. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk schilderte sie ihre Erlebnisse als Militärbeobachterin.

„Es war wirklich schwer, den vergewaltigten Frauen zuzuhören. Die Rebellen hatten ihre Dörfer gestürmt und ihre Ehemänner verschleppt. Die Frauen sollten ihre Männer freikaufen, hatten aber dazu kein Geld. Wenn sie dann Widerstand leisteten, wurden sie vergewaltigt oder getötet. Manchmal war die Arbeit als Militärbeobachterin wirklich psychisch anstrengend, dabei vor allem das Sammeln von Informationen.“

Seit einiger Zeit dient Poláčková als eine der wenigen Offizierinnen der tschechischen Armee wieder in ihrer Heimat. Im Gegensatz dazu sind Frauen bei UN-Missionen sehr gefragt:

Jana Poláčková  (Foto: ČT24)
„Die Vereinten Nationen legen wirklich viel Wert auf Ausgeglichenheit bei Gender-Fragen. Das hat auch mir den Weg zur Mission vereinfacht. Eigentlich habe ich nicht alle Kriterien für die Teilnahme erfüllt, dennoch wurde ich ausgewählt.“

Bei den tschechischen Streitkräften herrscht tatsächlich akuter Frauenmangel. Denn nur 13 Prozent der momentan 22.000 aktiven Soldaten sind laut Armeeangaben weiblich. Wenn die Einheiten in diesem Jahr wie geplant um 2200 Bewerber aufgestockt werden, ist noch lange nicht klar, wie viele Frauen darunter sein werden. Denn diese sind nicht leicht für den Dienst an der Waffe zu begeistern. Generalin Lenka Šmerdová nennt dazu Gründe:

„Wir brauchen vor allem Menschen in technischen Berufen. Gerade die sind bei Frauen aber nicht beliebt.“

Heer und Luftwaffe wollen sich ihre Soldatinnen deshalb selbst erziehen. Dafür wolle man mehr in Bildung investieren und neue Fächer an den eigenen Schulen anbieten, so Lenka Šmerdová:

Lenka Šmerdová
„Derzeit haben wir zwei Ausbildungsrichtungen an unseren weiterführenden Schulen, das sind das allgemeinbildende Armee-Lyzeum und die Elektrotechnik. Von letzterer soll noch in diesem Jahr eine Filiale in Sokolov entstehen mit dem Schwerpunkt Maschinenbau.“

Man müsse sich tatsächlich jedes Jahr von neuem anstrengen, damit sich genug Interessenten bewerben, fügt Šmerdová hinzu. Deshalb seien die Investitionen in die Bildung wichtig. Dass dies vor allem nötig ist, um mehr junge Frauen anzulocken, zeigen aktuelle Zahlen. Denn von derzeit 380 Schülern an den weiterführenden Schulen der Armee sind gerade einmal 80 Mädchen.

Eine andere Baustelle könnte für das tschechische Heer aber zu einem noch weitaus größeren Problem werden. Es gibt nämlich viel zu wenige Offiziersanwärter. In den eigenen Reihen würde man nicht genug passendes Personal finden, meint Generalstabschef Aleš Opata:

Foto: ČT24
„Wir werben vor allem Zivilisten für Offiziersposten an, die erfolgreich ein Hochschulstudium beendet haben. Die werden von uns dann in speziellen Kursen geschult. Bei den jungen Offizieren machen diese Anwärter ungefähr den gleichen Anteil aus wie die Absolventen der Armee-Universität.“

Ganz so einfach ist das aber nicht, denn 40 Prozent der Bewerber erfüllen die gesundheitlichen Kriterien nicht, viele weitere fallen dann durch die Fitness-Tests. Dabei steht die Armee vor einem Wettlauf gegen den demographischen Wandel. Jana Křesťanová vom Statistikamt erklärt warum:

„Bis zur Mitte der 2020er Jahre wird der Anteil von 18- bis 30-Jährigen an der Gesamtbevölkerung noch weiter zurückgehen.“

Im Schnitt sind die tschechischen Soldaten 37 Jahre alt, das durchschnittliche Alter von Neuzugängen liegt bei 26 Jahren.