Tschechische Armee soll im Mai ihre erste Generalin haben

Lenka Šmerdová (Foto: Jana Deckerová, Archiv der tschechischen Armee)

Die Tschechische Armee hat zirka 22.000 Berufssoldaten. Rund 13 Prozent davon sind Frauen. Sie stehen „ihren Mann“, und das nicht etwa nur in der Küche und im Feldlazarett. Allerdings nur knapp 300 von ihnen haben einen Offiziersdienstrang, und eine Generalin ist nicht dabei. Das aber soll sich schon bald ändern.

Martin Stropnický  (Foto: ČT24)
Im Mai will Verteidigungsminister Martin Stropnický (Partei Ano) die erste Frau für die Ernennung zur Generalin vorschlagen. Die Tschechische Armee bestehe nun schon ein Vierteljahrhundert, da sei es an der Zeit, dass auch eine Frau zum Kommandostab gehöre, so der Politiker. Mit diesem Tweet ließ Stropnický in der vergangenen Woche durchaus aufhorchen. Und es handelte sich dabei keineswegs um einen verfrühten Aprilscherz, bestätigte der Sprecher des Ministeriums, Jan Pejšek:

„Der Minister wird der Regierung eine Frau zur Ernennung in den Dienstgrad eines Generals vorschlagen. Diesem Vorschlag muss dann der Präsident zustimmen.“

Lenka Šmerdová  (Foto: Jana Deckerová,  Archiv der tschechischen Armee)
Das Staatsoberhaupt befördert zweimal im Jahr Militäroffiziere sowie Polizei- und Feuerwehrbeamte in den Dienstgrad eines Generals, und zwar am 8. Mai und am 28. Oktober. Beides sind staatliche Feiertage. Den Namen seiner Kandidatin hat Verteidigungsminister Stropnický zwar noch nicht bekanntgegeben, doch alle Anzeichen sprechen dafür, dass es Lenka Šmerdová sein wird. Sie ist die Befehlshaberin des Ressorts zur Anwerbung neuer Rekruten und steht im Dienstrang eines Obersts. Šmerdová dient in der Armee mit dem Selbstverständnis, einen vollwertigen Job zu leisten:

„Wir stehen nicht hinter den Männern zurück, drängen uns auf und bereiten uns ebenso gewissenhaft auf alle Gefahren vor, die uns erwarten könnten.“

Ivana Otřísalová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Die Gleichbehandlung mit ihren männlichen Kollegen, das ist überhaupt einer der Prämissen, weshalb Frauen in den Militärdienst eintreten. Ivana Otřísalová hat den Rang eines Hauptmannes im Generalstab der Personalabteilung:

„Die Armee ist eine der wenigen Institutionen, die sowohl Frauen als auch Männern die gleichen Möglichkeiten einräumen. Sie werden nach denselben Kriterien bewertet und müssen dieselben Anforderungen erfüllen.“

Detailliert betrachtet ist dem nicht ganz so. Frauen erhalten bei den physischen Tests ein paar Zugeständnisse, müssen zum Beispiel weniger weit springen oder brauchen keine Liegestütze zu absolvieren. Doch das hat wohl eher etwas mit ihren körperlichen Voraussetzungen zu tun. Deshalb dürfen die Frauen auch bis zu fünf Zentimeter kleiner sein als die Männer, um überhaupt Soldatin werden zu können. Ihr Mindestmaß beträgt 1,55 Meter, für Männer sind es 1,60 Meter. Um aber beispielsweise Mitglied der Burgwache werden zu können, wird ein Gardemaß von mindestens 1,78 Meter gefordert.

František Šulc  (Foto: ČT24)
In der Mitteilung über seine Absicht, demnächst eine Frau zur Anwärterin auf den Generaldienstrang vorzuschlagen, vergaß Stropnický nicht zu erwähnen, dass die tschechischen Streitkräfte im Vergleich mit anderen Armeen einen sehr hohen Frauenanteil haben. Der Sicherheitsanalyst František Šulc indes befürchtet, dass diese Beförderung nur den Zweck erfülle, gute PR zu machen:

„Mich würde interessieren, welche Funktion die Generalin ausüben wird. Ich würde mir wünschen, dass es eine wichtige Rolle ist. Ansonsten würde ihre Beförderung für mich auch eine gewisse Degradierung bedeuten. Und zwar wenn sie nur deshalb vorgenommen wird, damit sich die Statistik besser liest.“

Foto: YouTube Kanal der tschechischen Armee
Šulc wies in diesem Zusammenhang zudem darauf hin, dass die Aufnahme von Frauen in der tschechischen Armee in den zurückliegenden Jahren eher rückläufig ist. So waren unter den 1566 Soldaten, die im Jahr 2015 neu aufgenommen wurden, nur 57 Frauen. Das sind 3,6 Prozent. Mit einer Generalin an der Spitze des Ressorts zur Anwerbung neuer Rekruten aber soll sich auch das ändern.