Tschechiens Asse fuhren bei Nordischer Ski-WM in Oberstdorf ihr bestes Ergebnis ein

Katerina Neumannova (Foto: CTK)
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Im heutigen Sportreport berichtet Lothar Martin über die am vergangenen Wochenende im süddeutschen Oberstdorf zu Ende gegangene Weltmeisterschaft im Nordischen Skisport. Denn bei diesem Championat hat die Tschechische Republik so erfolgreich wie noch nie abgeschnitten.

Katerina Neumannova  (Foto: CTK)
Es war in den zurückliegenden Jahren recht selten der Fall, dass es im Februar so oft und in solch großen Mengen geschneit hat. Die tschechischen Gebirge sind in diesem Jahr richtiggehend "eingeweißt", die Landschaft gleicht einem Wintermärchen. Nicht anders sah es in der zweiten Februarhälfte im süddeutschen Oberstdorf aus, so dass um diese Zeit in dem weithin bekannten Wintersportort im Allgäu eine Weltmeisterschaft im Nordischen Skisport stattfand, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. Und märchenhaft war es auch, was die tschechischen Skisportlerinnen und Skisportler bei ihr zu Wege gebracht haben. Am Ende der 19 Wettbewerbe standen sie mit vier Medaillen zu Buche - einer goldenen, einer silbernen und zwei bronzenen. Diese Ausbeute war gleichbedeutend mit dem erfolgreichsten Abschneiden einer tschechischen Vertretung bei einer Nordischen Ski-WM. Sie reichte zu Platz sieben in der Nationenwertung, noch vor solchen Wintersportländern wie Schweden, Slowenien oder Kanada.

Katerina Neumannova  (links) Foto: CTK
Gleich der Auftakt der WM-Tage bescherte der tschechischen Equipe ihren goldenen Höhepunkt. Denn als erste Disziplin stand der 10-km-Langlauf der Damen in der freien Technik auf dem Programm, für den sich auch die vierfache olympische Medaillengewinnerin Katerina Neumannova ihre größten Chancen ausgerechnet hatte. Und die kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft 32 Jahre alt gewordene junge Mutter aus dem südböhmischen Pisek konnte sich bei diesem Rennen endlich ihren großen Traum erfüllen - die Goldmedaille. Zum Abschluss der Konkurrenz lag sie zwar nur hauchdünn mit 1,2 Sekunden vor der auf Rang zwei platzierten Russin Julia Tschepalowa, doch das machte ihren ersten großen Sieg eher noch wertvoller. Auf die Frage, ob sie nun am Ziel ihrer Wünsche angelangt sei, antwortete die tschechische Ausnahmeläuferin nämlich:

Katerina Neumannova und ihre kleine Tochter Lucie  (Foto: CTK)
"Selbstverständlich, denn eine Weltmeisterschaft gewinnt man nicht jeden Tag. Alle ahnten, dass ich davon geträumt habe. Man braucht halt auch ein bisschen Glück, um nur eine Sekunde vorne zu liegen. Ich glaube aber, dass ich während all der Jahre hart genug gearbeitet habe, um ein wenig Glück zu verdienen. Denn einige Male hatte ich in meiner Sportkarriere auch Pech. Jetzt war das Glück auf meiner Seite."

Über diesen großen Erfolg freuten sich mit Katerina Neumannova zu Hause in der Tschechischen Republik nicht nur ihre kleine Tochter Lucie sowie Freunde und Verwandte, sondern auch die Einwohner der 1200-Seelen-Gemeinde Zadov im Böhmerwald, in der Katerina Neumannova nun schon seit einigen Jahren ihr neues Zuhause gefunden hat. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie in dem modernen Skiareal des zwischen Kasperske Hory/Bergreichenstein und Vimperk/Winterberg gelegenen Wintersportorts allerbeste Trainingsmöglichkeiten vorgefunden hat. Entsprechend stolz auf den WM-Sieg der Mitbürgerin ist daher auch der Direktor des Skiareals, Zdenek Strelecek, der gegenüber Radio Prag erklärte:

"Selbstverständlich ist das für alle Einwohner aus Zadov, für alle Skisportfans in Tschechien und auch für mich und meine Mitarbeiter im Areal ein epochaler Sieg, denn einen Weltmeistertitel gab es bisher noch nicht zu feiern. Daher sind auch die Feiern auf diesen Sieg im wahrsten Sinne des Wortes überschäumend gewesen. Wir haben den 10-km-Lauf live in unserer Stammkneipe in Zadov verfolgt, und als Katkas Sieg feststand, knallten die Korken und der Sekt floss in Strömen."

Jakub Janda  (Foto: CTK)
Gleich doppelten Grund zum Feiern hatte auch die zweite große Medaillenhoffnung der tschechischen WM-Vertretung, der Skispringer Jakub Janda. Am ersten Wettkampfwochenende hatte er beim Springen von der Normalschanze gleich die Silbermedaille gewonnen, obwohl er nach dem ersten Durchgang noch auf dem siebten Platz gelegen hatte. Doch mit dem slowenischen Trainer Vasja Bajc, der erst vor dieser Saison die Betreuung der jahrelang in der Versenkung verschwundenen tschechischen Skispringer übernommen hatte, fand Janda dann das richtige Rezept für den Finaldurchgang:

"Wir haben es mit dem Trainer besprochen. Er riet mir, den zweiten Sprung noch einmal genauso sauber zu setzen wie den ersten, denn die Unterschiede zwischen den führenden Skispringern waren nicht groß. Dass ich aber Silber gewinne, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet."

Jakub Janda  (Foto: CTK)
Beim Springen von der Großschanze zeigte sich Janda erneut sehr gut in Form und landete hinter dem finnischen Weltmeister Ahonen und dem Norweger Ljokelsöj auf dem dritten Platz. Diesmal sprang also die Bronzemedaille heraus, deren Gewinn der 26-Jährige so kommentierte:

"Es war schwieriger, diese Medaille zu gewinnen, als das Silber auf der Normalschanze. Hier habe ich einen solchen Erfolg nicht erwartet und bin nun sehr glücklich darüber. Der dritte Platz ist super."

Noch überraschender war jedoch das Ergebnis, das die beiden jungen Skilangläufer Martin Koukal und Dusan Kozisek bei der WM-Premiere im so genannten Team-Sprint der Männer erzielten. Bei diesem Wettbewerb mussten insgesamt sechs Schleifen á 1,2 Kilometer bewältigt werden, die die Läuferduos im dreimaligen Wechsel zu absolvieren hatten. Und bei dieser für die Zuschauer sehr attraktiven Disziplin kam das tschechische Doppel auf dem beinahe schon sensationellen dritten Platz ein. Entsprechend groß war dann die Freude auch bei dem erst 21-jährigen Dusan Kozisek:

 Martin Koukal  (links) und Dusan Kozisek  (Foto: CTK)
"Ich habe erwartet, dass wir vielleicht den sechsten Platz belegen könnten. Ich wollte unter den besten Sechs sein, um an dem feierlichen Zeremoniell teilnehmen zu können. Ich war vorher krank, und deshalb bin ich froh, dass es uns trotzdem gelang, die Medaille zu gewinnen. Wenn wir mehr Glück gehabt hätten, hätten wir auch Silber gewinnen können. Doch ich bin ebenso froh darüber, dass wir die Bronzemedaille haben."

Aber es sind nicht nur die Medaillen, die Skisportfans in Tschechien erfreuen, sondern auch gute Platzierungen, mit denen niemand zuvor gerechnet hatte. So zum Beispiel mit dem sechsten Rang, den Milan Sperl im abschließenden 50-km-Langlauf der Herren errang. Bei diesem im klassischen Stil durchgeführten Rennen schlug sich der 25-Jährige prächtig, war stets im Spitzenfeld dabei und musste wie alle anderen Konkurrenten erst am letzten Anstieg die drei Norweger Estil, Aukland und Hjelmeset ziehen lassen, die in dieser Reihenfolge die Medaillen in der "Königsdisziplin" unter sich ausmachten. Sperl kam dabei entgegen, dass der Lauf mit einem Massenstart begann:

 Martin Koukal  (links) und Dusan Kozisek  (Foto: CTK)
"Ich würde sagen, das war besser für mich, denn niemand konnte davoneilen. Ich habe wirklich daran geglaubt, dass ich ein gutes Ergebnis erreichen kann, wenn ich beim letzten Anstieg noch vorn dabei bin und genügend Kraft habe. Also ich denke schon, dass dieser Start für mich besser war."

Die Tschechische Republik kann also ein überaus positives Fazit von der Ski-WM in Oberstdorf ziehen. Ja mehr noch: Die Medaillen und vor allem die gezeigten Leistungen gerade der jüngeren Skisportler machen Mut, dass es für die tschechischen Skisportfans auch in vier Jahren wieder einiges zu bejubeln gibt. Und zwar direkt an der Langlaufloipe oder im Skisprungstadion. Denn die übernächste Weltmeisterschaft im Nordischen Skisport wird im Jahr 2009 in der Jeschkenstadt Liberec/Reichenberg ausgetragen. Da auch deutsche und polnische Skisportler immer ein Wörtchen im Kampf um die Medaillen und vorderen Platzierungen mitreden, darf man sich schon jetzt auf eine tolle Weltmeisterschaft im Dreiländereck freuen.