Tschechiens Fußballer kicken deutsche Elf aus der EM

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Mit drei Siegen zieht Tschechien bei der Fußball-Europameisterschaft ungeschlagen ins Viertelfinale ein. Den letzten Gruppengegner Deutschland schickte die B-Mannschaft mit einem 2:1 nach Hause. Daniel Satra berichtet.

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Nach den Siegen über Lettland und die Niederlande war das tschechische Team um Trainer Karel Brückner bereits sicher im Viertelfinale. Doch auf das Spiel gegen Deutschland am Mittwoch hatten viele Fans in Tschechien hingefiebert. Denn 40 Jahre ist es her, dass die damaligen Tschechoslowaken zuletzt eine deutsche Elf auf internationalem Parkett in regulärer Spielzeit bezwingen konnten. Trotz eines kräftigen Regengusses kurz vor Spielbeginn hatten sich auch am Mittwoch wieder hunderte Fußballfans im Rieger-Prak im Prager Stadtteil Vinohrady versammelt. Vor einer Großbildleinwand, regennass aber optimistisch, so die Stimmung im Biegarten:

"Wir gewinnen 2:1." "2:1!", sind sich auch die beiden anderen sicher. Das tschechische Team hat sich bei der "Euro 2004" nicht nur vom Geheimfavoriten zum Favoriten gemausert, ein Sieg über den deutschen Nachbarn sei nur gerecht, meint einer:

"Ich denke wir sollten die Deutschen schon aus dem Grund schlagen, weil wir so häufig gegen sie verloren haben. Damit wir unser Selbstvertrauen ein wenig auffrischen können."

Milan Baros  (Foto: CTK)
Nun, Selbstvertrauen dürften die Tschechen jetzt genug haben: Drei Spiele, drei Siege, und vor allem: Zwei Mal hatten sie schon in der Vorrunde zurückgelegen und das Spiel wieder umdrehen können. Und so musste wohl erstmal Deutschlands Stürmer Michael Ballack ein Tor machen, um die tschechische Elf anzukurbeln. Der 0:1-Rückstand der Tschechen in der 21. Minute ließ auch im Prager Biergarten einige Fans hoffen:

"Ich würde mal sagen Deutschland gewinnt auf jeden Fall 2:1."

Da war es wieder dieses Ergebnis: 2:1. Doch deutsche Fußballfreunde waren in Prag in der Minderheit, und so entschied sich der Fußball-Gott neun Minuten nach Ballacks Treffer für die demokratische Mehrheit: Marek Heinz zirkelt den Ball aus einer Standard-Freistoßsituation ins Tor. Deutschlands Torwart Oliver Kahn chancenlos. Bis zur Pause bekamen die Fans dann kaum noch was zu sehen. Erst in der zweiten Halbzeit stieg die Spannung wieder. Die Deutschen mit Drang aufs tschechische Tor, doch Ersatzkeeper Jaromir Blazek parierte sicher. Und überhaupt schlug sich die zweite Garde der Tschechen recht überzeugend gegen die zunehmend verunsicherte deutsche Elf. Neun Ersatzspieler hatte Tschechiens Coach ins letzte Vorrundenspiel geschickt. Und erst als Vratislav Lokvenc verletzt ausschied, zog Brückner mit Milan Baros ein As aus dem Ärmel. Mit Erfolg. Denn, Baros, Stürmer beim FC Liverpool, ließ bei einem schnellen Konter die deutsche Verteidiger Jens Nowotny und Christian Wörns links liegen und glänzte gegen Schlussmann Kahn. Das Turnier-K.o. für Deutschland war entschieden. Baros nach dem Spiel:

"Unsere Ertsatzjungs haben gezeigt, was sie können. Ich denke wir sind hier mit 23 Spielern, und jeder kann gegen jedes Team eingesetzt werden. Ich bin froh über diese drei Punkte, und auch darüber, dass wir unseren super Fans, die hierher gereist sind, zeigen konnten, dass wir kein Spiel auslassen, obwohl wir bereits sicher im Viertelfinale stehen. Und wir haben gewonnen."

Am Sonntag treffen die Tschechen auf Viertelfinalgegner Dänemark. Nun fürchten viele hierzulande, das der Schatten der Eishockeyweltmeisterschaft Tschechiens Fußballer einholen könnte. Vor zwei Monaten waren Tschechiens Eishockeystars im eigenen Land nach glanzvollem Auftakt im ersten Viertelfinalspiel ausgeschieden.