Tschechiens Landwirtschaft feiert 2014 als neues Rekordjahr
Die tschechische Landwirtschaft hat 2014 ein Rekordjahr hingelegt. Die Agrarunternehmen haben den Gewinn um insgesamt fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Die Gesamtsumme des Jahresgewinns lag bei 22,9 Milliarden Kronen (ca. 840 Millionen Euro). Dies ist das beste Ergebnis seit dem Jahr 1998, ab dem die landwirtschaftliche Produktion in Tschechien statistisch erfasst wird, informierte das Tschechische Statistikamt (ČSÚ).
„Das, was das Ministerium in erster Linie freut, ist der Fakt, dass die tierische Produktion nach vielen Jahren endlich wieder gewachsen ist“, quittierte der Sprecher des Landwirtschaftsressorts, Hynek Jordán, die jüngste Entwicklung.
In dieser Sparte ist es besonders das Rindvieh, auf das man in Tschechien setzt. Mit der Produktion von Rindfleisch und Milch hat man nämlich hierzulande seit Jahren kein Problem, beide Lebensmittel werden in größeren Mengen auch exportiert. Doch weil die Rinder in Tschechien vor allem als Schlachtvieh gezüchtet werden, fordert Landwirtschaftsminister Marian Jurečka jetzt auch ein Umdenken:„Gegenüber der Nahrungsmittelindustrie haben wir immer noch eine große Bringschuld. Wir wollen deshalb in den nächsten fünf Jahren auch mit Hilfe der europäischen Subventionen sehr viel Geld in die Entwicklung der Nahrungsmittelindustrie stecken. Wir verfolgen dabei das Prinzip, dass wir die Lebensmittel, die wir in der Lage sind zu exportieren, viel stärker als bisher auch bei uns verarbeiten. Wir wollen damit einen Mehrwert schaffen, mehr Leute beschäftigen und letztlich auch die finalen Produkte auf dem Binnenmarkt und im Ausland absetzen.“
Ausschlaggebende Faktoren für den Rekordgewinn waren insbesondere die außergewöhnlich gute Ernte, die günstige Entwicklung der Aufkaufpreise bei tierischen Produkten und der Zuwachs bei den Subventionen. Gerade der letztgenannte Faktor werde in seinem Ressort fast optimal genutzt, sagt Minister Jurečka:„Was die europäischen Subventionen anbelangt, so haben wir als Landwirtschaftsministerium im zurückliegenden Finanzierungszeitraum von 2007 bis 2013 de facto 99 Prozent der Mittel abgeschöpft. Wir sind das einzige Ressort im Land, das zeigt, wie man die Zuschüsse effektiv ausschöpft.“
Allerdings müssten diese Mittel ebenso wie die staatlichen Zuschüsse auch postwendend genutzt werden. Besonders die ländliche Infrastruktur habe noch großen Nachholbedarf, betont der Minister:„Die Subventionen nutzen wir, um die Rückstände aufzuarbeiten, die wir seit zirka 40 Jahren haben. Diese Defizite sind groß, es genügt, durch die ländlichen Gegenden Tschechiens zu fahren, und man sieht, wie alt und marode viele landwirtschaftliche Areale und Gebäude sind. In diese Bauten wurde seit den 1970er Jahren so gut wie nichts investiert. Es ist ein wirklich großer Rückstand, den wir aufholen müssen.“
Das beste Ergebnis in seiner langjährigen Geschichte erzielte ebenso der Landwirtschaftsverband (Zemědělský svaz). Der Verband nimmt seine Berechnungen nach einer anderen Methodik als das Statistikamt vor und weist daher in der Regel Zahlen aus, die immer etwas unter denen des Amtes liegen. Die Berechnungen des Verbandes ergaben einen Gewinn von nahezu 19 Milliarden Kronen (ca. 700 Millionen Euro). Das ist mehr als das Doppelte des durchschnittlichen Wirtschaftsergebnisses, das in den Jahren von 2004 bis 2014 erzielt wurde. Trotzdem mahnt auch Verbandschef Martin Pýcha an, dass man sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen dürfe:„Ich fürchte ein wenig diese simple Formulierung, die tschechische Landwirtschaft hat ihr bisher bestes Ergebnis erzielt. Vor allem wegen der möglichen Schlussfolgerung: Alles ist in Ordnung und wir müssen uns um nichts scheren. Dem ist aber nicht so.“Und wie zum Beleg nennt Agrarminister Jurečka auch gleich die dringendsten Probleme, die es in Bälde zu lösen gilt. Dazu gehört schon in einem Monat das Ende der europäischen Milchquotenregelung. Das bedeute, dass man nun die Milchpreise in der EU und Tschechien sehr intensiv verfolgen und darauf basierend neue Absatzmärkte für die Milch finden müsse, erklärt Jurečka.