Tschechiens Skisportler stecken im Tief – Biathlet Moravec brilliert

Ondřej Moravec (Foto: ČTK)

Die Wintersport-Saison 2012/13 neigt sich allmählich ihrem Ende zu. Lediglich im Eiskunstlauf und im Eishockey stehen noch die diesjährigen Welttitelkämpfe aus. Im Nordischen Skisport wurden die Weltmeisterschaften am vergangenen Sonntag beendet. Aus dem norditalienischen Fleimstal aber haben die tschechischen Skisportler keine Medaille mit nach Hause gebracht. Dafür ließ Biathlet Ondřej Moravec über 1500 Kilometer weiter nördlich richtig aufhorchen: Am berühmten Holmenkollen feierte der Tscheche seinen ersten Weltcupsieg. Und in der tschechischen Eishockeyliga trennt sich inzwischen die Spreu vom Weizen – die Pre-Playoffs haben begonnen.

Jiří Raška  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
In der Tschechischen Republik ist der Skisport ziemlich populär. Eine ausgemachte Skination wie die Österreicher und Schweizer in den alpinen Disziplinen oder die Skandinavier in den nordischen Disziplinen aber sind die Tschechen nicht. Dazu sind die Gebirge im Schnitt zu niedrig und die Schneesicherheit auch etwas zu gering. Dennoch hat das Land schon einige Topathleten hervorgebracht wie den Skisprung-Olympiasieger Jiří Raška oder den Weltmeister im 50-km-Langlauf Martin Koukal, um nur zwei zu nennen. Bei der WM in Val di Fiemme allerdings war diesmal nur ein Tscheche gut im Bilde – Skispringer Jan Matura. Im Springen von der Großschanze belegte der 33-Jährige einen hervorragenden fünften Platz.

Jan Matura  (Foto: ČTK)
„Dass ich Fünfter der Weltmeisterschaft geworden bin, das muss ich erst noch sacken lassen. Vor der Saison hätte ich meine diesjährigen Ergebnisse im Reich der Träume angesiedelt. Deshalb bin ich darauf irgendwie so gar nicht vorbereitet“, sagte der Weitenjäger vom Skiklub Dukla Liberec, der ursprünglich ein Nordischer Kombinierer war, unmittelbar nach dem Wettkampf von der Schanze in Predazzo.

Wäre Matura im ersten Durchgang nur ein, zwei Meter weiter gesprungen, hätte durchaus auch Edelmetall für ihn herausspringen können. So aber lag er mit guten 127,5 Metern zunächst nur auf Platz 12 in der dichtgedrängten Spitzengruppe, bevor ihm im zweiten Durchgang ein phantastischer Satz von 132 Metern gelang:

Jan Matura  (Foto: ČTK)
„Ich war dann etwas ruhiger, denn die Attacke auf eine Medaille war mir im ersten Durchgang nicht geglückt. Ich wollte aber unbedingt unter die Top Ten, und ich bin froh, dass ich das geschafft habe. Zudem ist mir der zweite Sprung wirklich gut gelungen, was mich ermutigt.“

Zur Belohnung durfte Matura bei der inoffiziellen Siegerehrung, wenn sich die besten Sechs noch einmal präsentieren, dann auch die Ovationen des Publikums entgegennehmen:

„Das ist eine weitere Premiere für mich und ich werde sie genießen. Es ist für mich nach einer so langen Karriere eine echte Genugtuung. Ich bin froh, dass es dieses Jahr so gut bei mir läuft.“

Lukáš Bauer  (Foto: ČTK)
Die vordere Platzierung von Matura aber war unter den tschechischen Skisportlern leider die Ausnahme. Bei seinen Teamgefährten ist es dagegen nicht so gut gelaufen, auch nicht beim bisherigen Vorzeige-Langläufer Lukáš Bauer. Der 35-Jährige hatte im vergangenen Jahr gesundheitliche Probleme, die offenbar auch seine Vorbereitung auf die laufende Saison beeinträchtigt haben. In diesem Winter hat Bauer nämlich noch kein einziges Topresultat vorzuweisen, und auch bei der WM zeigte er sich nur in mäßiger Form. Seine beste Platzierung in einer Einzeldisziplin war der 16. Rang im abschließenden 50-km-Langlauf, und auch im Staffel-Wettbewerb war Bauer alles andere als das Zugpferd des tschechischen Quartetts. Auf Position zwei des Teams war Bauer von Startläufer Jiří Magál noch als Zugehöriger einer Spitzengruppe ins Rennen geschickt worden, nach seinem Lauf aber übergab er mit fast 40 Sekunden Rückstand an den dritten Tschechen Aleš Razým. Deshalb konnte Bauer nach dem Rennen, in dem die tschechische Staffel Elfter wurde, nur ernüchtert feststellen:

„In der Regel stand und fiel die Platzierung unserer Staffel mit meiner Leistung. Und heute bin ich eingebrochen.“

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen im russischen Sotschi wissen die tschechischen Skisportler nun mit Sicherheit, dass es viel zu tun gibt, um die Weltspitze nicht ganz aus den Augen zu verlieren.


Ondřej Moravec  (Foto: ČTK)
Die Weltspitze nicht nur im Visier, sondern schon den Anschluss zu ihr gefunden hat indes ein tschechischer Biathlet: Ondřej Moravec. Bei der WM im heimischen Nové Město na Moravě hatte der 28-Jährige nicht nur maßgeblichen Anteil am Gewinn der Bronzemedaille in der Mixed-Staffel, sondern sorgte auch mit zwei vierten Plätzen in den Einzelkonkurrenzen für Aufsehen. Zu Saisonbeginn hatte er im Weltcup bereits angedeutet, dass in dieser Saison mit ihm zu rechnen ist, denn er bestieg zweimal das Treppchen. Die oberste Stufe des Podiums aber hat er erst jetzt erklommen, beim Massenstartrennen am vergangenen Sonntag im norwegischen Oslo. Über seinen ersten Weltcupsieg freute sich der Biathlet vom Skiklub in Jablonec nad Nisou / Gablonz noch aus einem anderen Grund:

„Ein Weltcuprennen zu gewinnen, ist etwas Unglaubliches, und noch dazu hier am Holmenkollen, das ist noch um einiges schöner.“


Eishockey: Hauptrundensieger Zlín setzt verstärkt auf den Nachwuchs

Foto: ČTK
In ihrer Lieblingssportart Eishockey fiebern die Fans in Tschechien gegenwärtig wieder einmal dem nationalen Saisonhöhepunkt entgegen – in der höchsten Spielklasse, der Extraliga, werden ab Freitag die Play-offs ausgespielt. Für den Titelkampf sind bisher sechs der acht Teilnehmer des Playoff-Viertelfinales qualifiziert: Zlín, Slavia Prag, Pilsen, Třinec, Sparta Prag und Litvínov. In dieser Reihenfolge belegten die genannten Vereine die Plätze 1 bis 6 nach der Hauptrunde. Daher steht auch schon fest, dass zwei Halbfinalisten aus den Duellen Pilsen gegen Litvínov und Třinec gegen Sparta Prag hervorgehen werden. Hauptrundensieger Zlín und das zweitplazierte Team von Slavia Prag indes wissen noch nicht, auf wen sie im Viertelfinale treffen werden. Ihre Gegner werden in den so genannten Pre-Playoffs ermittelt, die derzeit gerade über die Bühne gehen. In den Paarungen Kladno gegen Pardubice und Budweis gegen Vítkovice geht es dabei sehr spannend und eng zu, denn von den bisherigen vier Begegnungen jeder Serie hat jede Mannschaft je zweimal gewonnen. Die endgültige Entscheidung über den Gewinner der Duelle fällt nun am Donnerstag, wenn in Kladno und Budweis das jeweils fünfte Match der Serien ausgetragen wird.

Martin Růžička  (Foto: Archiv HC Oceláři Třinec)
Die nach 52 Punktspielen beendete Hauptrunde hat indes schon für Begeisterung und zum Teil großartigen Eissport gesorgt. Die fast viermonatige Teilnahme der tschechischen Puckstars aus der nordamerikanischen NHL – dort wird nach dem Ende des Lookouts erst seit Mitte Januar wieder gespielt – hat die Zuschauer in Scharen in die Arenen gelockt. Punktspiele, in denen Superstar Jaromír Jágr im Team von Kladno auflief, waren fast ständig ausverkauft. Der Torjäger der Mannschaft aus Třinec, Martin Růžička, erzielte mit 83 Punkten und 40 Treffern neue Ligarekorde in der Scorer-Wertung und in der Torschützenliste. Und nicht zuletzt haben die Leistungen von Zlín und Slavia Prag besonders positiv überrascht. Beide Mannschaften boten das erfolgreichste Eishockey, obwohl beziehungsweise gerade weil sie sehr viele junge Spieler in ihren Reihen haben. Umso mehr genoss der Bürgermeister von Zlín und Präsidiumschef des dortigen Eishockeyvereins, Miroslav Adámek, die Auszeichnung der Mannschaft mit dem Präsidenten-Cup, der Trophäe für den Gewinner der Hauptrunde:

„Das ist der Beweis dafür, dass man auf den Nachwuchs setzen muss. Das ergibt sich schon aus der ökonomischen Situation aller Clubs. In unserem Verein waren wir eigentlich schon gezwungen, junge Spieler einzusetzen, aber es hat sich ausgezahlt.“

Und das auch mit klingender Münze, denn der Gewinn des Präsidenten-Cups ist mit der finanziellen Prämie von einer Million Kronen verknüpft. Geld, das die Zlíner sofort wieder investieren wollen, so Adámek:

„Die Million wird erneut in die Nachwuchsarbeit gesteckt, denn darauf bauen wir. Hierbei geben uns auch die Statistiken Recht.“

Rostislav Vlachu und Miroslav Adámek  (Foto: ČTK)
In der Tat, von den 31 Spielern, die Zlín in der Hauptrunde einsetzte, waren nicht weniger als 16 Cracks jünger als 23 Jahre. Trainer Rostislav Vlach sieht aber noch andere Gründe für den Aufschwung seines Teams:

„Die Truppe hat einen sehr guten Zusammenhalt, alle haben ihr Können zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft gestellt, zudem sind wir von Verletzungen und Formkrisen weitgehend verschont geblieben. Wir stehen aber auch oben, weil der Kader gut gemischt ist. Auch die älteren, erfahrenen Akteure spielen eine wichtige Rolle. Die Zusammenarbeit zwischen den Älteren und Jüngeren kann uns auch jetzt den Erfolg bringen.“

Dieser Erfolg wäre der erneute Gewinn der Meisterschaft nach neun Jahren. Doch dieses Ziel haben auch die anderen sieben Mannschaften, die ab Freitag in den Play-offs spielen.

Autor: Lothar Martin
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