Skispringer Matura bejubelt Doppelsieg in Japan – Eishockey-Extraliga feierte Jubiläum

Jan Matura (Foto: ČTK)

Im fernen Australien geht dieser Tage das erste Grand-Slam-Tennisturnier des Jahres in seine finale Phase. Leider ohne tschechische Beteiligung, denn am Dienstag ist mit Tomáš Berdych auch der letzte Spieler aus Tschechien ausgeschieden. In einem anderen entfernten Land – in Japan – hat derweil ein anderer Tscheche für Furore gesorgt: der Skispringer Jan Matura. Im tschechischen Eishockey wurde indes vor kurzem ein stolzes Jubiläum gefeiert.

Gabriela Soukalová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
In fast allen Wintersportarten stehen die Top-Athleten schon kurz vor ihrem Saisonhöhepunkt. Denn im Februar wird eine ganze Reihe von Weltmeisterschaften ausgetragen. Die WM im attraktiven Biathlon findet dabei vom 7. bis 17. Februar im mährischen Nové Město na Moravě statt. Für die Tschechische Republik ist das eine absolute Premiere, entsprechend akribisch bereiten sich die hiesigen Biathleten und Biathletinnen auf ihre erste Heim-WM vor. Mit Ausnahme von Gabriela Soukalová aber werden ihnen mehr oder weniger nur Außenseiter-Chancen eingeräumt.

Jan Matura  (Foto: ČTK)
Nicht viel anders sieht es im Nordischen Skisport aus, wo derzeit eigentlich nur Langläufer Lukáš Bauer die tschechische Flagge hochhält. Bis zum vergangenen Wochenende, denn da meldete sich endlich auch wieder einmal ein tschechischer Skispringer mit einem kräftigen Paukenschlag zu Wort. Die Rede ist vom 32-jährigen Jan Matura, der im japanischen Sapporo völlig überraschend beide Weltcup-Sprungläufe gewann! Zum Jahreswechsel zeigte er bei der Internationalen Vierschanzentournee zwar bereits die stabilsten Leistungen unter den tschechischen Springern, doch zu einer Weltcup-Podestplatzierung hatte es bei ihm noch nie gereicht. Umso verblüffter war die Skisport-Fachwelt nun, als der Springer vom Klub Dukla Liberec am Samstag in Sapporo seinen ersten Weltcup-Sprunglauf überhaupt gewann. Matura selbst war überglücklich:

Jan Matura  (Foto: ČTK)
„Heute ist alles perfekt gelaufen. Mir sind beide Sprünge gelungen, was mich schrecklich freut.“

In einem Telefonat mit dem Tschechischen Rundfunk ließ Matura nachher wissen, dass ihm die Olympiaschanze in Sapporo besonders liege. Nicht von ungefähr hatte er dort bereits vor zwei Jahren mit einem 4. Platz sein bis dahin bestes Ergebnis im Weltcup erzielt. Wenn es Matura bisher noch nicht vergönnt war, ein solches Springen zu gewinnen, dann lag es nicht selten daran, dass er einem guten ersten Sprung dann im zweiten Durchgang meist keinen ebenso guten folgen ließ. Doch diesmal war alles anders:

Jan Matura  (Mitte). Foto: ČTK
„Ich habe die Situation, nach dem ersten Durchgang in Führung zu liegen, zum Glück schon beim Mattenspringen im Sommer erlebt. In Sapporo aber habe ich mir vor dem zweiten Sprung gesagt: Die Zeit ist gekommen, um das zu vollenden, wovon ich als kleiner Junge immer geträumt habe.“

Und Jan Matura machte seinen Kindheitstraum zur Wirklichkeit. Nach 132 Metern im ersten Durchgang kam er im zweiten Durchgang sogar auf 135 Meter und verwies damit den Norweger Tom Hilde mit knappem Vorsprung auf den Ehrenplatz. Trotz dieses Satzes aber war er sich im Auslauf zunächst nicht sicher, ob es auch zum Sieg gereicht hat:

Jan Matura  (Foto: ČTK)
„Ich hatte wirklich ein wenig Angst, dass es nicht reichen könnte. Während meines Fluges sah es nämlich zuerst nicht so aus, dass der Sprung so weit gehen wird. In der Luft hatte ich mit dem relativ starken Wind zu kämpfen, und so war ich mir bei der Landung gar nicht sicher, ob es weit genug war. Ich wusste, dass ich es unter die Top 5 geschafft hatte, mehr aber nicht. Ich hatte gehört, dass jemand vor mir bei 138 Meter gelandet sein soll, von daher konnte ich es nicht einschätzen.“

Am Ende aber konnte Jan Matura jubelnd die Arme hochreißen und sich erstmals als Weltcup-Sieger feiern lassen. Doch damit nicht genug. Schon einen Tag später bestätigte er seine Top-Form und gewann auch das zweite Springen von der Großchance in Sapporo. Ein toller Erfolg, auch wenn man fairer Weise anfügen muss, dass ein Teil der Weltelite bei den Springen in Japan nicht am Start war. Und dennoch: Nach dem vergangenen Wochenende schauen die tschechischen Skisprungfans nun wieder mit etwas mehr Vorfreude auf die WM Ende Februar im italienischen Val di Fiemme. Und wer weiß, vielleicht kann Matura in seiner bisher besten Saison zumindest noch einmal zu einem Paukenschlag ausholen.


Eishockey-Extraliga feierte Jubiläum: 1000 Spieltage in 20 Jahren

Eishockey-Extraliga  (Foto: ČTK)
In unserem Sportreport vor 14 Tagen haben wir unter anderem darüber berichtet, dass der Lockout in der nordamerikanische National Hockey League (NHL) der tschechischen Eishockey-Extraliga eine großartige Aufwertung beschert hatte. Von Mitte September bis Anfang Januar, als in der NHL weder trainiert noch gespielt wurde, haben nämlich gleich 29 NHL-Cracks in der Extraliga gespielt. Seit dem 9. Januar ist das aber schon wieder Geschichte, denn mittlerweile hat die NHL ihre verkürzte Saison begonnen.

Josef Řezníček  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Auf ein weiteres Highlight aber musste die Extraliga nicht lange warten. Schon vier Tage später, am 13. Januar, feierte sie nämlich ein stolzes Jubiläum: den 1000. Spieltag in der Geschichte der Liga. Einer, der diese Liga als Aktiver jahrelang mitgeprägt hat, ist ihr heutiger Chef, der ehemalige Verteidiger Josef Řezníček. Der 46-Jährige hatte vor der Einführung der Liga in der Saison 1993/94 bereits zehn Jahre in der obersten Spielklasse der Tschechoslowakei gespielt. Zum Ligastart selbst stand er bei Füchse Sachsen in Weißwasser unter Vertrag. Weil er aber seit 1996 wieder konstant in Tschechien spielte, kam er als erster Akteur überhaupt auf 1000 Spieleinsätze in der höchsten Spielklasse des Landes. Mit 1035 Spielen hielt Řezníček schließlich über drei Jahre den Ligarekord, der erst in dieser Saison vom Budweiser František Ptáček übertroffen wurde. Auf die Extraliga aber blickt Řezníček mit großem Stolz:

Josef Řezníček  (Foto: Archiv HC Energie Karlsbad)
„Diese Extraliga bedeutet für mich selbstverständlich sehr viel. Ich bin ein Kind der Extraliga, auch wenn ich zu deren Beginn vor 20 Jahren schon ein erwachsener Spieler war. Deshalb bin ich, die tschechoslowakische Liga eingeschlossen, letztlich auf über 1000 Spiele gekommen. Aber 1000 Spieltage in 20 Jahren Extraliga, das ist schon eine tolle Zahl!“

Im April 2009 bestritt Řezníček sein letztes Punktspiel als Proficrack. Es war aber kein gewöhnliches Match, sondern die alles entscheidende Begegnung zwischen Energie Karlsbad und Slavia Prag in den Play-off-Finals. Sie wurde – sehr zur Freude des Ligachefs – von den Karlsbadern gewonnen, denn damit beendete Řezníček seine lange Karriere auf dem Höhepunkt – mit dem tschechischen Meistertitel. Danach war der gebürtige Pilsener rund drei Jahre als Berater einer Spielervermarktungsagentur tätig, ehe er am 1. Juni 2012 den Posten des Ligaleiters übernahm. Eine Aufgabe, in der er voll und ganz aufgeht:

Foto: Archiv ČRo 7
„Die Extraliga muss so präsentiert werden, dass man den Namen auch mit ihrer Geschichte verbindet. Das ist für mich das Wichtigste, und als Ligachef habe ich jetzt auch die Aufgabe, die Extraliga als Produkt weiter nach vorn zu führen.“

Das Produkt kann sich indes schon jetzt sehen lassen. In den 20 Jahren ihres Bestehens hat die Liga eine ganze Reihe von Meilensteinen gesetzt. Sie begann mit 12 Mannschaften, seit der Saison 1995/96 hat sie 14 Teilnehmer. In der Liga haben bisher 24 Clubs gespielt, doch nur sechs von ihnen waren jede Saison dabei: Litvínov, Pardubice, Pilsen, Sparta Prag, Vítkovice und Zlín. Diese sechs Vereine gehören auch zu den Top 8 der ewigen Punkte-Tabelle, unter die es ansonsten noch Slavia Prag (4.) und Třinec (7.) geschafft haben. Das Ranking wird angeführt von Sparta Prag mit 1531 Punkten, gefolgt von Pardubice (1456 Punkte) und Zlín (1454 Punkte). Am häufigsten tschechischer Meister wurde der Club aus Vsetín mit sechs Titeln. Danach folgen Sparta Prag (4 Titel), Pardubice (3 Titel), Slavia Prag (2 Titel) sowie Olmütz, Zlín, Karlsbad und Třinec mit je einem Titel. Seit ihrem Beginn wurden in der Liga über 6900 Spiele ausgetragen, die in den vergangenen 19 Saisons von durchschnittlich 4554 Zuschauern verfolgt wurden. Den höchsten Zuschauerdurchschnitt hatte dabei die Saison 2009/10 mit 5240 Besuchern pro Spiel. Dank des NHL-Lockouts aber hat die laufende Saison noch gute Chancen, diesen Rekord zu knacken. Nach 42 Spieltagen liegt der Durchschnitt bei 5226 Zuschauern pro Spiel.

Schließlich nennt Josef Řezníček noch einen Grund, warum die Extraliga so beliebt ist:

„Warum die Extraliga so attraktiv ist? Dazu kann ich folgendes sagen: Wir haben gute junge Spieler, also einen guten Nachwuchsbereich, weil die Teams sehr viel Geld in ihre Entwicklung investieren – von ganz jungen Jahren an bis ins Juniorenalter. Probleme bereitet uns aber, dass die talentiertesten Jungs sehr oft und in einem sehr jungen Alter in die Juniorenliga nach Kanada gehen. Das ist für uns das Schlimmste.“

Aus diesem Grund wolle man jetzt im tschechischen Eishockey die Bedingungen so verändern, dass es die jungen Talente nicht mehr so häufig ins Ausland zieht, sagt Řezníček. Wer den ehemaligen Profi kennt, der weiß, dass dies keine leeren Worte sind.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen