Tschechisch im sächsischen Bummelzug
Züge bringen Menschen von A nach B und verbinden Orte miteinander. Manchmal verbinden sie auch Sprachen und Kulturen. Dass dies ebenso im Kleinen funktionieren kann, zeigt die bei Touristen und Ausflüglern beliebte Zittauer Schmalspurbahn in der Oberlausitz. Im ICE heißt es „Sänk ju for träwelling wiss Deutsche Bahn“. In der Zittauer Schmalspurbahn hören die Fahrgäste stattdessen demnächst „Ahoj!“ und „Děkuji!“.
„Einige Zugführer haben schon Erfahrungen im Zug gesammelt. Die Fahrgäste lächeln dann immer, aber sie finden das nett. Sie geben dann immer noch Hinweise, sagen die Zugführer. Dann lernen sie noch was dazu.“
Knappe drei Monate hat Sabine Barthelmes gemeinsam mit fünf Kollegen an der Zittauer Volkshochschule Tschechisch gelernt. Am Anfang gab es durchaus Bedenken bei den Kollegen, so Barthelmes:„Das Durchschnittsalter unserer Zugführer ist so zwischen 40 und 50. Entsprechend haben wir alle natürlich ein bisschen Angst gehabt. Wir haben aber eine sehr gute Lehrerin gehabt, und ein Kollege hat sich im Anschluss noch selbstständig für einen weiteren Kurs angemeldet. Es hat uns also tatsächlich Spaß gemacht!“
Wann fährt der Zug, was kostet eine Fahrkarte, wo fährt der Zug hin – einfache Fragen, auf die die Zugbegleiter nun in tschechischer Sprache antworten können. Die Idee lag nahe, einen solchen Grundlagen-Kurs anzubieten, erklärt Betriebsleiter Ullrich Sauer:„Ursache war ja eigentlich, dass sich in den letzten Jahren die Anzahl der tschechischen Gäste immer mehr erhöht hat. Natürlich können wir nicht verlangen, dass die Gäste, die zu uns kommen, alle Deutsch sprechen oder sich unbedingt verständigen können.“
Die Reisefreudigkeit der Tschechen ins Nachbarland steigt. Diese Entwicklung bestätigen auch die Zahlen der „Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen“: Knapp 55.000 Übernachtungen zählte der Tourismusverband im Jahr 2011 - ein Zuwachs von 12,6 Prozent zum Vorjahr. Neben Kultur- und Shoppingtrips in die großen Städte Dresden und Leipzig sind gerade auch Ausflüge in die Grenzregion beliebt. Tschechisch-Sprachkenntnisse sieht Ines Nebelung von der „Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen“ als Zeichen der Gastfreundschaft den Gästen gegenüber:
„Uns geht es ja im Ausland auch so, dass wir uns freuen, wenn wir in unserer Sprache angesprochen werden. Das ist wirklich ein Ausdruck des Willkommenseins.“So ist es kaum verwunderlich, dass die Grenzregion immer mehr Angebote in tschechischer Sprache bietet: Ob Kulturportale im Internet oder Stadtführungen für Schulklassen – die Angebote nehmen zu.
Bei der Zittauer Schmalspurbahn freut sich Mitarbeiterin Sabine Barthelmes auf die fremdsprachigen Gäste. Die Hauptsaison hat gerade erst begonnen. Ab jetzt heißt es am Zielbahnhof dann vielleicht statt ‚Auf Wiedersehen!’ auch mal ‚Na shledanou’!