Tschechisch-österreichisches Grenzfest zur EU-Erweiterung in Guglwald

Tschechisch-österreichisches Grenzfest zur EU-Erweiterung in Guglwald

Die tschechisch-deutsche Grenzregion zwischen Hradek nad Nisou und Zittau war nur eine der zahlreichen Lokalitäten, in denen der EU-Beitritt Tschechiens sozusagen auch grenzüberschreitend gefeiert wurde. Am südböhmisch -oberösterreichischen Grenzübergang Predni Vyton - Schönegg, genauer in dem Ort Guglwald, hat sich am Freitagabend Jitka Mladkova umgesehen bzw. umgehört und bietet Ihnen jetzt einen kleinen Stimmungsbericht.

Tschechisch-österreichisches Grenzfest zur EU-Erweiterung in Guglwald
Vor 15 Jahren war hier - wie die Einheimischen sagen - eine tote Grenze mit dem Eisernen Vorhang. Kaum vorstellbar für diejenigen, die diese Gegend erst in den letzten Jahren, geschweige denn erst am Freitagabend, besucht haben, als hier viele Tschechen und Österreicher einfach so hin und her über die unsichtbare Grenzlinie ungehindert von einem Land in das andere flanierten. Man höre und staune, dachte ich mir als Tschechin und fragte den Chef der anwesenden Grenzschutzpatrouille:

"Ich denke, das ist deswegen der Fall, weil heute ein Tag der Freude ist, ein Festtag. Es gelten zwar immer noch die Gesetze, und es müsste eigentlich kontrolliert werden, aber ich denke, dass man heute die Dinge etwas toleranter sehen kann, als es sonst üblich ist."

Stimmt, bleibt doch das EU-Neumitglied Tschechien noch zwei Jahre außerhalb der Schengengrenzen. Daran hat aber am Freitagabend in Guglwald kaum jemand gedacht. Dort ging es ausgelassen zu - auf einem Podium und rings um das Podium

Tschechisch-österreichisches Grenzfest zur EU-Erweiterung in Guglwald
oder aber in einem großen Zelt mit Bier, Würsteln und Blasmusik, zu hören in einer Direktübertragung des ORF Oberösterreich und des Tschechischen Rundfunks Ceske Budejovice. Seiner Freude darüber gab auch Helmut Obermayr, ORF Landesdirektor in Linz:

"Heute ist ein wunderschöner Tag. Wir haben vor vielen, vielen Jahren schon gemeinsame Aktionen mit dem Tschechischen Rundfunk gemacht, und dass wir heute gemeinsam diesen Tag feiern können, das ist ein Hochgefühl."

Außer Obermayr wurden auch andere prominente Gäste auf das Podium mit zwei Moderatorinnen geladen. Jedoch nicht Politik, sondern Spaß stand im Vordergrund. Eines der Themen waren z.B. typisch österreichische Namen, nämlich die, die unverkennbar tschechischen Ursprungs sind. Wie z.B. Helmut Kukacka - der Kuckuck, so die Übersetzung aus dem Tschechischen, ansonsten der Name des Staatsekretärs im Ministerium für Verkehrtechnologie und Innovation. Er bekannte sich öffentlich zu seinen Wurzeln, nachdem das deutschsprachige Publikum erfuhr, dass er Herr Kuckuck heißt:

"Ja, das ist richtig. Ich habe natürlich Wurzeln in Mähren. Meine Urururgroßeltern sind von dort nach Wien eingewandert, und mein Vater ist als junger Bub nach Oberösterreich gekommen, und ich bin hier aufgewachsen und fühle mich trotz meines tschechischen Namens als waschechter Oberösterreicher."

Tschechisch-österreichisches Grenzfest zur EU-Erweiterung in Guglwald
Im Publikum ging es, soviel ich erfahren konnte, wiederum nicht ganz so euphorisch zu, wie bei den Politikern. Denn mancher kleine Mann ist, ob diesseits oder jenseits der Grenze, eher mit sinkendem Mut in die EU eingetreten. Eine Tschechin aus der Gegend der nahen Talsperre Lipno fragte ich, ob sie mit ihrem Mann nach Guglwald kam, um zu feiern:

" Ein bisschen schon. Hoffentlich bleibt es bei der feierlichen Stimmung", sagte sie. Und was erwartet sie von der EU?

"Ja, eben, etwas Besseres. Und was sollte besser sein? Na also, mehr Arbeit, und diese sollte besser bezahlt werden."

Da schaltete sich auch schon der Ehemann ein:

"Dass wir endlich auch das Geld wie die drüben haben und nicht immer wie arme Verwandte da stehen."

Und hier noch zwei Frauen von der österreichischen Seite, die ich fragte, ob sie die Euphorie der Politiker teilen:

Jitka Mladkova im Gespräch mit zwei jungen Österreichern
"Ich denke, dass es gut ist, dass wir in der Nachbarschaft so miteinander leben. In der Wirtschaft wird es sicher noch Probleme geben."

"Euphorisch bin ich nicht gerade, aber ich freue mich, dass es so weit ist, dass wir auch auf der persönlichen Ebene unsere Nachbarn kennen lernen."

Ein blutjunger Österreicher hingegen scheint die EU-Erweiterung optimistischer zu sehen:

"Na, ich find´, dass es ja nützlich ist, weil jetzt auch alles viel einfacher mit der Grenze geht. Ich glaube, es ist auch für viele Tschechen ein großes Ereignis."

Am Montag kehrt schon wieder der Alltag ein, und mit ihm neben der hoffentlich nicht nachlassenden Freude ganz bestimmt auch etliche, mittlerweile auch schon gemeinsame - sagen wir EU-Probleme. Immerhin, die gute Laune von Guglwald bleibt wohl trotzdem vielen in Erinnerung - als man im großen Zelt saß und z.B. die oberösterreichische Stadtkapelle Freistadt böhmische Marschmusik spielen hörte.