Tschechisch-russische Handelsbeziehungen wieder im Aufwind

Die zurückliegende Wirtschaftskrise hat auch den Handel der Tschechischen Republik mit Russland beeinträchtigt. Nach zweijähriger Stagnation aber haben beide Länder den bilateralen Ex- und Import wieder angekurbelt. Maßgeblich zu dieser Aufwärtsentwicklung beigetragen hat die Tatsache, dass Russland am 16. Dezember vorigen Jahres der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten ist. Auf dem russischen Markt ist andererseits aber auch die Konkurrenz für die tschechischen Firmen gewachsen.

Martin Tlapa
Für die tschechischen Exporteure ist der russische Markt – gleich nach dem Binnenmarkt der EU – von zentraler Bedeutung. Noch bis vor kurzem aber haben hohe Zölle und Steuern den Unternehmern das Geschäft erschwert. Nach dem Beitritt Russlands zur WTO aber ist vieles einfacher geworden, erklärt Tschechiens stellvertretender Minister für Industrie und Handel, Martin Tlapa:

„Aus dem Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation kann die Europäische Union in ihrer Gesamtheit einen Vorteil von bis zu vier Milliarden Euro ziehen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die mit dem Export verknüpften Kosten für alle europäischen Firmen geringer geworden sind.“



Foto: Europäische Kommission
Auch für die Unternehmer aus Tschechien, die auf dem russischen Markt vor allem Maschinen, Elektrotechnik, chemische Produkte und medizinische Ausstattung absetzen, ergeben sich jetzt ganz neue Möglichkeiten:

„Die tschechischen Unternehmer reisen vor allem nach Moskau und St. Petersburg. Ich darf ihnen aber empfehlen, dass sie ihre Schritte vielmehr auch in die im Wachstum begriffenen ländlichen Gegenden lenken sollten, denn dort gibt es ein riesiges Potenzial“,

erklärte der stellvertretende Handelsrat der russischen Botschaft in Prag, A. M. Newmetschanow.



Dieses Potenzial können die Unternehmer aus Tschechien nicht mehr so leicht abschöpfen wie früher. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatten sich viele böhmische und mährische Firmen aus Russland zurückgezogen, jetzt aber haben sie starke Konkurrenz besonders aus Deutschland, Frankreich, Italien und den USA erhalten. Das bestätigte auch der Direktor der Kammer für wirtschaftliche Beziehungen mit den GUS-Staaten, František Masopust:

„Der russische Kunde ist wählerisch geworden, auch deshalb, weil er sehr solvent ist. Wir haben einen gewissen Vorteil, weil wir in Russland bekannt sind durch die Exporte, die wir dort schon mehrere Jahrzehnte realisieren. Aber wir haben noch nichts gewonnen.“

František Masopust
Dennoch: Alle Kennziffern sprechen dafür, dass die Handelsbeziehungen zwischen Tschechien und Russland zu neuer Blüte reifen. So ist der tschechische Export nach Russland im Jahresvergleich vergangenes Jahr um rund 1 Milliarde Euro gestiegen und der Import aus Russland sogar um zirka 1,6 Milliarden Euro. Die weitere Entwicklung des bilateralen Handels mit Russland wird aber jetzt wohl auch davon abhängen, wie die Weltwirtschaft in naher Zukunft gedeiht.