Tschechische Brownfields werden nicht ausreichend genutzt

Die Tschechische Republik erlebt heute den größten Zuwachs von ausländischen Investitionen. Infolge dessen entstehen viele industrielle Neubauten auf der Grünen Wiese, und oft beanspruchen sie den besten Boden. Dabei weisen Naturschützer darauf hin, dass es in Tschechien für solche Zwecke eine ganze Menge von verlassenen und ungeschützten Flächen gäbe: So genannte Brownfields, also gewerbliche Brachflächen in ehemaligen Industriegebieten. Ein Beitrag von Jakub Siska.

Landwirtschaftliche Nutzflächen sind in Tschechien gesetzlich geschützt. Eigentlich müssen Neubauten vorzugsweise auf ungenützten Plätzen innerhalb der bisherigen Bebauung entstehen. Die Praxis sieht aber oft ganz anders aus. Es ist nämlich deutlich billiger, eine Wiese einfach in Baugelände umzuwandeln. Die Staatsagentur Czechinvest, die mit ausländischen Investoren Verträge vereinbart, möchte den Ausbau mehr in die verlassenen Industrie- und Landwirtschaftsobjekte lenken. Der Erfolg war aber bisher bescheiden, bekennt Zdenek Jana von der Agentur Czechinvest.

"Wir bereiten schon seit 2001 Projekte für die Revitalisierung der Brownfields vor. Aber die Behörden und Auftraggeber interessieren sich erst seit zirka zwei Jahren dafür. Im Moment erfassen wir ungefähr 60 Bauvorhaben auf solchen Grundstücken. Im Vergleich zu den Investitionen auf der Grünen Wiese ist das immer noch eine Minderheit. Aber es ist eine Trendwende zu erwarten, denn die Städte und Gemeinden können nun mit Geld aus den Brüsseler Strukturfonds rechnen. Im Budgetzeitraum bis zum Jahr 2013 wird diese Revitalisierung mit Hunderten Millionen Euro unterstützt."

Es gibt bereits einige Beispiele erfolgreich belebter Flächen. Etwa das 180 Hektar große Grundstück von Skoda Plzen, das in den 90er Jahren verkommen war. Letztes Jahr ist es gelungen, mehrere Investoren dorthin zu locken und die gesamte Fläche zu revitalisieren. Ein weiteres Beispiel ist eine Prager Geschäftszone, die an der Stelle eines früheren Maschinenbetriebs aufgebaut wurde. Tomas Gremlica, der Direktor der Anstalt für Ökopolitik, hält diese Beispiele aber nur für Einzelfälle:

"Es gibt kein zentrales Register dieser Flächen und Objekte, wir wissen also nicht, wie viele es sind, und wo sie sich befinden. Alles hängt von der Initiative der Lokalbehörden ab. Diese sind aber meist nicht in der Lage, dieses Problem selbst zu lösen. Darum brauchen wir einen allgemeinen Plan, wie die Brownfields revitalisiert werden können."

Weitere Bauvorhaben in freier Natur könnten auch durch das vor kurzem verabschiedete Baugesetz reguliert werden. Dieses ordnet an, bei der Raumplanung auch die Nachhaltigkeit in Betracht zu nehmen. Aber inwiefern die zuständigen Behörden diese Regel befolgen werden, das steht in Sternen.