Tschechische Firmen und der Wiederaufbau: CzechTrade öffnet wieder Büro in Kiew

Radomil Doležal

Der Krieg in der Ukraine dauert an. Im Westen des Landes jedoch scheint die Lage stabil genug, sodass Tschechien langsam wieder seine kommerziellen Aktivitäten vor Ort aufnimmt. Nach einem halben Jahr Unterbrechung wurde das Kiewer Büro der Agentur CzechTrade wiedereröffnet.

„Die Lage ist weiterhin schwierig. Aber in bestimmten Teilen des Landes ist es zumindest so sicher, dass wir die geschäftlichen Aktivitäten wieder aufnehmen können. Darum haben wird die Entscheidung getroffen, den Betrieb unseres Büros in Kiew zu erneuern.“

Oksana Antonenko | Foto: Loreta Vašková,  Radio Prague International

Dies erklärte Radomil Doležal, Generaldirektor von CzechTrade, in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Die staatliche Agentur zur Unterstützung des Handels hatte ihre Filiale in der ukrainischen Hauptstadt kurz nach Einmarsch der russischen Truppen Ende Februar geschlossen und die Direktorin Oksana Antonenko nach Prag beordert. Seit Donnerstag ist sie wieder in Kiew und vermittelt tschechischen Firmen Aufträge. Wichtige Bereiche seien derzeit der Großhandel, das Gesundheitswesen, die Landwirtschaft und das Baugewerbe, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.

Damit würde den Menschen in der Ukraine geholfen, wieder zur Normalität zurückzukehren, sagt Doležal. Bis zum 24. Februar sei das Land für tschechische Exportunternehmen ein Markt wie jeder andere gewesen. Nun müssten sowohl die zivile Infrastruktur als auch die Industrieanlagen völlig neu aufgebaut werden:

„Der Umfang der anstehenden Investitionen wird unverhältnismäßig größer sein als in der Vergangenheit, als die wirtschaftliche Entwicklung schrittweise vonstattenging. Jetzt wird es einen sprunghaften Anstieg geben. Um die Nachfrage zu decken, ist eine große Zahl an Zulieferern – auch aus Tschechien – nötig.“

Foto: Michael_Fotofeund,  Pixabay,  Pixabay License

Dabei sei Tschechien nur eines von zahlreichen Ländern, die sich in der Ukraine zukünftig wieder verstärkt wirtschaftlich engagieren, so Doležal:

„Daran werden sich alle EU-Staaten beteiligen. Wichtig ist, dass Tschechien dabei seinen Platz findet. Der ukrainische Markt ist uns vertraut, die Mentalität ist ähnlich. Unsere Firmen waren bereits zu Sowjetzeiten vor Ort aktiv, und auch in der unabhängigen Ukraine haben wir viele Erfahrungen gesammelt.“

Auf die Frage, warum CzechTrade schon jetzt nach Kiew zurückkehrt und nicht das Ende des Krieges abwartet, erwidert der Ökonom, dass ein frühes Engagement die Erfolgsaussichten erhöhe. Zudem knüpfe man an die Hilfe für die Ukraine an, die Tschechien seit Kriegsausbruch gewähre, ergänzt Doležal. Dank der bestehenden Kontakte könne man die Entwicklungen auf dem ukrainischen Markt relativ genau beobachten:

„Wir legen eine Datenbank an, in der tschechische Firmen ihr Angebot für den Wiederaufbau der Ukraine eingeben können. Daneben erkunden wir auch die Nachfrage auf ukrainischer Seite und bauen Strukturen auf, um beides miteinander zu verbinden. Auf tschechischer Seiten haben sich bisher etwa 60 Firmen für die Registrierung in der Datenbank gemeldet. Auf ukrainischer Seite wissen wir von einigen Dutzend Unternehmen, die ein Interesse haben, Waren aus Tschechien einzuführen.“

Die konkreten Geschäftsverhandlungen zwischen den Firmen auf beiden Seiten müssten wegen der Kriegssituation genau vorbereitet werden, fügt Doležal an. Das Kiewer Büro von CzechTrade und seine erfahrene Direktorin Antonenko seien aber gerade dazu da, tschechische Investoren bestmöglich dabei zu unterstützen, neue Geschäftspartner zu finden, so der Generaldirektor.

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