Tschechische Forscher wühlen im Müll: Wieviel Lebensmittel landen bei der Generation Z im Abfall?

Ein Otto-Normal-Tscheche entsorgt im Jahr über 30 Kilogramm Lebensmittel. Verschiedene Studien legen dabei die Vermutung nahe, dass es vor allem junge Leute sind, die übermäßig viel Essen im Mülleimer verschwinden lassen. Diese These wollen nun Forscher der Mendel-Universität in Brno / Brünn hinterfragen und starten eine großangelegte Studie. Das Ziel ist dabei auch, junge Menschen zu einem Umdenken zu bewegen und die Lebensmittelverschwendung einzudämmen.

Den Forschern der Mendel-Universität in Brünn zufolge versucht die sogenannte Generation Z zwar nachhaltig zu leben, nicht in allen Aspekten habe dies aber Erfolg. Es seien nämlich gerade die Menschen, die ab der Mitte der 1990er Jahre bis ungefähr 2010 geboren wurden, die hierzulande am meisten Lebensmittel verschwenden würden, vermuten die Experten. Lea Kubíčková forscht an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Mendel-Universität. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagt sie:

„Die Vertreter dieser Generation kochen nicht zu Hause, essen viel auswärts und wissen oft nicht, wie man Lebensmittel richtig lagert oder wie man Reste weiterverarbeiten kann. Mitunter fehlen ihnen auch einfach die Tipps und Tricks unserer Großmütter.“

Illustrationsfoto: Lenka Žižková,  /z Radio Prague Internationalz/

Ob diese Vermutung aber stichhaltig ist, versuchen die Wissenschaftler nun herauszufinden. Auch Veronika Antošová ist an dem Projekt beteiligt. Für die Studie arbeite man etwa mit einem Müllabfuhrunternehmen zusammen, sagt sie:

„Die Firma wird den Abfall aus Studentenwohnheimen untersuchen. Konkret wird der Müll aus zehn Unterkünften in sieben größeren Städten Tschechiens analysiert.“

Doch nicht jeder Teenager oder junge Erwachsene ist Student und wohnt in einem Wohnheim. Deshalb sollen auch Daten von weiteren Menschen gesammelt werden – durch Interviews, Fragebögen und Forschungstagebücher.

Foto: Mendel-Universität in Brno

„Wir wollen das komplexe Verhalten der einzelnen Verbraucher ermitteln. Also etwa, ob die Person kocht, inwiefern sie ihre regelmäßigen Einkäufe im Voraus plant und wieviel Lebensmittelabfälle sie produziert. Es soll zudem vor allem darum gehen herauszufinden, was die Person zu einer Reduktion ihrer Abfälle motivieren würde“, so Veronika Antošová.

Die Daten sollen das gesamte kommende Jahr über zusammengetragen werden. Im Anschluss daran geht das Projekt in eine zweite Phase…

„Hauptziel ist, dass Verhalten der Generation Z zu verändern. Das heißt, dass diese Menschen weniger oder gar keine Lebensmittel mehr verschwenden“, meint Lea Kubíčková. Die Forscherin erläutert weiter:

„Im Laufe des ersten Jahres werden wir eine Informationskampagne erarbeiten. Sie soll auf die Generation Z abzielen. Dabei werden wir jene Kommunikationskanäle nutzen, die von diesen Menschen primär verwendet werden.“

Illustrationsfoto: U.S. Department of Agriculture,  CC BY 2.0

Laut der Leiterin des Projekts, Lucie Veselá, soll aber nicht nur online kommuniziert werden. Geplant ist auch eine Kontaktkampagne mit bekannten Influencern.

Ob das Projekt erfolgreich ist, soll dann im dritten Jahr herausgefunden werden. Angedacht ist im Übrigen auch ein Methodenkatalog.

„Darin fassen wir Prozesse und Hinweise zusammen, die später auch für weitere Akteure hilfreich sein könnten“, so Lea Kubíčková. Interesse an den Erkenntnissen könnte der Forscherin zufolge etwa das Umweltministerium zeigen, das in Zukunft eine eigene Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung starten will.

Autoren: Ferdinand Hauser , Michal Šafařík
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