Tschechische Jugendliche kommen zum XX. Weltjugendtag nach Köln

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Hunderttausende von jungen Menschen aus verschiedenen Ländern werden beim XX. Weltjugendtag erwartet, der auf Initiative des Papstes Johannes Paul II. im August 2005 in Köln veranstaltet wird. Über die deutsch-tschechische Zusammenarbeit nicht nur bei den Vorbereitungen des Treffens erfahren Sie mehr von Martina Schneibergova in der Sendereihe "Begegnungen".

Die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Jugendseelsorge war eines der Themen, die während der Jahrestagung der deutschen Jugendseelsorger im November in Prag diskutiert wurden. Während der Tagung konnten sich die tschechischen Interessenten auch mit den Vorbereitungen auf den XX. Weltjugendtag bekannt machen, der im August 2005 in Köln veranstaltet wird. Pfarrer Michael Kühn ist bei der Deutschen Bischofskonferenz für die Jugendarbeit verantwortlich. Er sagte über das Prager Treffen:

"Das Thema dieser Jahreskonferenz hat ganz ausdrücklich geheißen: Jugendpastoral in Europa. Da es bei uns in Deutschland schon immer die Tradition gab, auch mit der Jahreskonferenz der deutschen Jugendseelsorger die Nachbarländer zu besuchen, hatten wir uns schon im Vorfeld vor drei Jahren mit den Tschechen verständigt, das Thema Europa in Prag zu verhandeln und für diese Konferenz nach Tschechien zu kommen. Das hat jetzt natürlich durch den Einigungsprozess und den Beitritt Tschechiens zur EU noch einmal eine große Aktualität bekommen, sodass zum Beispiel auch hier verschiedene europäische Länder sich mit ihrer Jugendarbeit vorgestellt haben."

Diese Arbeit beschränkt sich bestimmt nicht nur auf eine Jahrestagung.

"Wir sind sehr daran interessiert, vor allem die grenznahen Bistümer zu einer Zusammenarbeit zu ermutigen. Das funktioniert schon an vielen Stellen sehr gut. Ich mag nur das Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Budweis, Passau und Linz bringen. Es funktioniert gut auch an anderen Ecken. Durch diesen grenznahen Austausch ist es möglich, näher aneinander zu rücken. Denn dort ist so zu sagen das Nachbarsein am deutlichsten spürbar."

Sie haben bereits selbst gesagt - das Christentum ist nicht mehr selbstverständlich. In wie weit gelingt, das Selbstbewusstsein vor allem bei jungen Christen zu fördern?

"Die Erfahrung, die viele junge Menschen machen und die sie auch unterstreichen, ist die Erfahrung der Vereinzelung: Ich stehe in meiner Klasse, ich stehe in meinem Beruf, den ich erlernt habe, ich stehe im Studium als Christ oder Christin nicht mehr in einer großen Menge. Gerade die Möglichkeiten, Begegnungen mit anderen jungen Menschen zu schaffen, die im gleichen Alter und in der gleichen Lebenssituation sind, sind wichtig."

Ich habe ein paar Mal die Meinung gehört: Wie ist es mit der Toleranz? Untergehen wir nicht unter der Toleranz? Gibt es bestimmte Grenzen der Toleranz? Ich toleriere die anderen, aber darf meine eigene Meinung nicht verlieren oder?

"Genau. Toleranz bedeutet nicht, dass ich mich selber verleugne oder mich selber verbiege, sondern Toleranz ist eine Frage des Umgangs miteinander. Kann ich den anderen in seiner anderen Meinung wahrnehmen oder bin ich immer dabei, ihm meine Meinung aufzudrücken? Ich glaube, das gilt für beide Seiten und das ist oft die Gefahr in Europa, dass wir als Christen in dem Sinne zu sehr tolerant sind, dass wir uns zurückziehen. Wir wollen nicht auffallen - vor allem auch wegen der Geschichte, weil wir ja oft die andere Bewegung hatten. Wir waren eher diejenigen, die anderen die Meinung aufgedrückt haben. Dann hat man sich jetzt zurückgezogen und ist sehr vorsichtig. Aber es ist ja nichts dabei, zu sagen, ich bin Christ, ich fühle mich wohl drin und das ist meine Auffassung, damit begegne ich auch der Gesellschaft und das wird zum Dialog. Ich muss dialogfähig sein, ich muss bereit sein, den anderen anzuhören und mit dem anderen in Dialog zu sein. Das ist auch moderne Toleranz."

Eine ganze Woche, vom 16. bis zum 21. August 2005 werden die Veranstaltungen in Köln und Umgebung dauern, zu denen nicht nur gläubige, sondern alle an diesem Treffen interessierten Jugendlichen aus ganz Europa eingeladen sind. Unmittelbar vor den zentralen Veranstaltungen des von Papst Johannes Paul II. initiierten XX. Weltjugendtags in Köln finden die sog. "Tage der Begegnung" in den deutschen Diözesen statt. Sie stimmen vom 11. bis zum 15. August auf den Weltjugendtag ein. Nach dem Stand der Vorbereitungen fragte ich den Sekretär des Weltjugendtags, Pfarrer Georg Austen:

"Die Anmeldungsmöglichkeiten sind weltweit geschaltet. Man kann sich übers Internet registrieren - www.wjt2005.de. Dort kann man sich anmelden über die nationalen Bischofskonferenzen und es gibt einmal die Möglichkeit der Anmeldung für die Tage der Begegnungen in Diözesen und zum Weltjugendtag. Es gibt sehr gute Kontakte zu Tschechien - gerade aus Tschechien haben wir eine Langzeitfreiwillige bei uns im Weltjugendtagsbüro, die nicht nur mitarbeitet, sondern auch mitlebt und so gibt es einen Austausch im Vorfeld. Wir möchten sehr stark auch die Partnerschaften unterstützen, dass man sich nicht nur zum Weltjugendtag trifft, sondern dass es Austausch auch über den Weltjugendtag hinaus gibt."

Es wird damit gerechnet, dass auch ca. 3.000 junge Menschen aus Tschechien am Weltjugendtag teilnehmen werden. Jan Balík von der Tschechischen Bischofskonferenz dazu:

"Junge Menschen mögen es nicht, organisiert zu werden, die machen lieber alles allein. Wir versuchen nur, sie zu unterstützen. Wir verfügen über eine Webseite, auf der man sich zur Teilnahme am Weltjugendtag anmelden kann. Die Interessenten können sich auch direkt in Köln anmelden. Dann wird ihnen angeboten, dass sie mit den Jugendgruppen aus Tschechien mitkommen können. Wenn jemand allein hinfahren möchte, kann er natürlich auch allein hinfahren. Für die Jugendgruppen aus den Diözesen wird auch die entsprechend günstige Möglichkeit angeboten, mit Bussen nach Köln zu reisen."