Tschechische Künstler hielten Dostál für ihren wahren Minister

Pavel Dostál
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Pavel Dostál wird nicht nur den Kulturschaffenden fehlen. Martina Schneibergova fasst die Reaktionen der tschechischen Politiker sowie einer Persönlichkeit aus dem Kulturmilieu zusammen.

Politiker aller Parteien würdigten Pavel Dostal als einen aufrechten Demokraten. Präsident Václav Klaus bezeichnete ihn als den erfolgreichsten Kulturminister seit 1989. Er sei dem Minister noch vor kurzem begegnet:

"Ich war neben seinen Verwandten wahrscheinlich der Letzte, der mit ihm vor seinem Tod gesprochen hat. Ich muss sagen, dass er trotz seines schlechten Gesundheitszustands unglaublich aktiv und optimistisch war. Er interessierte sich für alles. Ich möchte sagen, dass unsere gegenseitige Beziehung ein gutes Beispiel dessen war, dass die Politik die Leute nicht trennen muss und dass sie sehr freundschaftliche Beziehungen haben können. In dieser Hinsicht war Pavel Dostál wirklich ein außergewöhnlicher Mensch."

Der Präsident sagte des Weiteren, er sei bestimmt nicht der einzige, dem Pavel Dostál fehlen wird. Premier Jirí Paroubek erinnerte daran, dass es Dostal gelungen ist, viele Änderungen durchzusetzen, die für die tschechische Kultur auch weiterhin von Bedeutung sein werden. Der Minister setzte sich unermüdlich für größere finanzielle Mittel für das Kulturressort ein und die Künstler hielten ihn wirklich für ihren Minister. Premier Paroubek sagte dazu:

"Man wird wohl kaum ein Land finden, in dem der Kulturminister sieben Jahre lang sein Amt ausübt. Während dieser sieben Jahre sorgte Pavel Dostál für keine ernsthaftere Kontroverse mit dem Künstlermilieu."

Stepán Mares  (Foto: CTK)
Der populäre tschechische Karikaturist und Zeichner Stepán Mares ist vor allem durch seine endlose Comics-Serie über einen Außerirdischen namens der Grüne Raoul bekannt geworden. Raoul kommentiert darin oft das Geschehen in der tschechischen Politszene aus der Sicht eines unwissenden Wesens aus dem Weltall. Die Serie sorgte mehrmals unter den Politikern für Aufregung, denn manchmal fühlten sich einige von ihnen tief beleidigt und verlangten eine Entschuldigung. Stepán Mares lernte Pavel Dostál auf eine kuriose Weise kennen:

"Ich fuhr vor ein paar Jahren mit dem Auto, da klingelte mein Handy und es meldete sich ein gewisser Herr Dostál. Ich sagte, ich kenne keinen Dostál, und da sagte er, er sei der Kulturminister Dostál. Da war ich sehr überrascht. Er bot mir eine Ausstellung meiner Zeichnungen im Parlament an. Das hat mich begeistert. Nach zwei Monaten fand sie statt und ich traf ihn dort zum ersten Mal persönlich."

Stepán Mares traf den Minister, dem seine Zeichnungen gefielen, dann noch mehrmals. Wie er sagt, hatte Pavel Dostál einen großen Sinn für Humor. Als ihn der Zeichner zum letzten Mal im Ministerium besuchte, hatte der Minister einen Aufkleber auf der Tür. Auf dem Aufkleber war eine Zeichnung von Mares. Darauf waren der Grüne Raoul und drei Politiker - Václav Havel, Milos Zeman und Václav Klaus. Die Zeichnung entstand, als sie sich von ihren damaligen Posten verabschiedeten. Auf dem Aufkleber stand: "Truhlíci gehen, ich bleibe." Das Wort "truhlíci", das im Tschechischen dem als einem "Esel" verspotteten Menschen zuerkannt wird, ist auch dem Wort "truchlící" ähnlich, das soviel wie die "Trauernden" bedeutet. Als Stepán Mares von Pavel Dostáls Tod erfuhr, erinnerte er sich eben an diesen Aufkleber und sagte zu sich:

"In mir bleibst du, Pavel Dostál für immer - obwohl auch du schon von uns gegangen bist. Er war ein fantastischer Mensch. Ich schätze ihn sehr, es ist schade um ihn."