Verstorbener Pavel Dostal wurde als beliebtester Politiker verabschiedet
Mit einer würdigen Trauerfeier haben am Donnerstag im Gebäude des Prager Nationaltheaters führende Vertreter aus Politik und Kultur sowie Bürger der Tschechischen Republik Abschied vom am Sonntag verstorbenen Kulturminister Pavel Dostál genommen. Der 62 Jahre alt geworde Politiker und Bühnenschaffende verließ dabei als der derzeit populärste Politiker des Landes das Licht der Welt. Weiteres über die Trauerfeier und die große Beliebtheit des in Olomouc/Olmütz geborenen Dostals hören Sie nun von Lothar Martin.
"In den letzten Monaten entdeckten wir noch eine, bis zu dieser Zeit für die Mehrheit von uns nicht bekannte Größe seiner Persönlichkeit: Es war sein ungeheuer tapferer Kampf gegen die Krankheit, den er nicht aufgeben und den er - wie ich aus unserem Gespräch vor einer Woche erfahren konnte - mit all seinen Kräften bestehen wollte. Auch dies wird sicher nicht vergessen werden."
Regierungschef Paroubek wiederum verglich Dostal in seiner Abschiedsrede mit den französischen dekadenten Dichtern des 19. Jahrhunderts, indem er Dostál im positiven Sinne als "einen Aufrührer und Rebell" bezeichnete. In seiner emotionsvoll gehaltenen Dankesrede wusste der Premier jedoch noch andere Vorzüge des Politikers und Parteigenossen hervorzuheben:"Ich bin überzeugt davon, dass gerade in der heutigen komplizierten Zeit die ´Dostalsche´ Menschlichkeit, seine Liebe zum einfachen Menschen, sein Eintreten für Freiheit und Würde ohne soziales Notleiden das Wertvollste, Teuerste und Strahlendste an seinem Vermächtnis sind."
Gerade mit diesen Eigenschaften in Verbindung mit seinem publik gewordenen Kampf gegen die Krebserkrankung hatte sich Pavel Dostal in den zurückliegenden Monaten den Spitzenplatz in der Rangliste der populärsten Politiker gesichert. Mit diesem "Platz an der Sonne" verabschiedete sich der Kulturminister dann auch für immer von seinen Landsleuten. Denn in einer in der ersten Julihälfte von der Gesellschaft STEM durchgeführten Umfrage erhielt Dostal von nicht weniger als 74 Prozent der befragten Tschechen das Vertrauen. Mit elf bzw. 22 Prozent Vorsprung verwies er dabei die gleichfalls sozialdemokratischen Regierungspolitiker, Premierminister Jiri Paroubek und Finanzminister Bohuslav Sobotka, auf die Plätze zwei und drei. Erst auf Rang vier und mit weiteren vier Prozent Rückstand folgt mit dem Prager Oberbürgermeister Pavel Bem der erste Vertreter der oppositionellen ODS. Dieses Ergebnis schlägt sich auch bei der Anfang Juli beendeten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CVVM nach den Wahlpräferenzen der Parteien nieder, nach der die Sozialdemokraten (CSSD) um weitere zwei Prozent gegenüber dem Vormonat zugelegt haben. Mit 18 Prozent liegt die CSSD nun wieder vor den Kommunisten und nur noch knapp zehn Prozent hinter den Bürgerdemokraten (ODS) auf Platz 2. Mit 27,5 Prozent hat die ODS hingegen die 30-Prozent-Marke seit Mai erstmals wieder klar verfehlt.