Präsident Klaus: Eier gegen Paroubek gefährden die Demokratie

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Die Eierschlacht auf den Wahlkampfveranstaltungen der Sozialdemokraten nimmt kein Ende. Am Mittwoch erreichte sie in Prag ihren vorläufigen Höhepunkt. Spitzenpolitiker der CSSD konnten sich der eierigen Flugobjekte nicht mehr erwehren. Langsam beginnt sich jedoch allgemeiner Widerstand zu regen. Auch der Präsident hat sich zu Wort gemeldet. Er sieht die Demokratie in Gefahr.

Jiří Paroubek  (Foto: ČTK)
Die Menge kocht, die Eier fliegen. Parteichef Jiri Paroubek und weitere Spitzenpolitiker der Sozialdemokraten besteigen angespannt die orangefarbene Bühne im Prager Stadtteil Smíchov. Sie wollen Wahlkampf machen für die Europawahlen. Noch bevor Paroubek überhaupt den Mund aufmacht, fliegen hunderte von rohen Eiern Richtung Bühne. Schon nach wenigen Sekunden stehen die Politiker von oben bis unten beschmiert auf der Bühne. Eigelb im Ohr, auf der Wange und auf seinem grauweiß gestreiften T-Shirt greift Parteichef Paroubek nach dem Mikrofon, die andere Hand hält er schützend vor die Augen.

„Das sind eure Argumente? Wir haben vor euch keine Angst“, ruft der kleine untersetzte Mann in den Eierhagel hinein. Auf dieser Bühne kommt heute niemand unbekleckert davon. Die Eierkampagne gegen die Sozialdemokraten ist ein bisher einzigartiger Vorgang. Geschlagene zwei Wochen geht es schon auf den Wahlkampf-Meetings der ČSSD so zu. Aber so eine Schlacht wie am Mittwoch hatte es bisher noch nicht gegeben.

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Schuld daran ist auch das Internet. Der erste Eierwerfer aus Kladno hatte ruckzuck ein Facebook-Forum gegründet. Schon 52.000 Eierwerfer und Sympathisanten verabreden sich dort virtuell.

Kurz nach dem Debakel in Prag-Smíchov tritt Parteichef Paroubek auf einer Pressekonferenz frisch geduscht und umgezogen vor die Kameras. Er sieht die Schuld bei der Konkurrenz, der bürgerdemokratischen Partei:

„Die Angriffe waren so massiv; wenn wir permanent ausgewichen wären, dann hätten wir ausgesehen wie Figuren aus der Csárdásfürstin. Die volle moralische Verantwortung tragen die Bürgerdemokraten. Jeder kann sehen, dass es sich um eine organisierte Aktion und nicht um spontane Angriffe handelt.“

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Die Bürgerdemokraten weisen alle Vorwürfe von sich. Dennoch geht der sozialdemokratische Kreishauptmann David Rath einen Schritt weiter:

„Das ist der normale Faschismus, den die Bürgerdemokraten übernommen haben. Interessant und traurig zugleich ist, dass dieser Faschismus sich in der Gesellschaft so schnell ausbreitet.“

Mittlerweile läuft die Situation so aus dem Ruder, dass selbst der Präsident sich eingeschaltet hat. Er sei entsetzt über „die Gewalt, den Hass und die Intoleranz“. Es handle sich um einen „Angriff auf die Prinzipien des demokratischen Parteienwettbewerbs“. Es gehe um mehr, als man sich zurzeit bewusst sei, heißt es in der öffentlichen Erklärung von Präsident Klaus.

Auch Innenminister Pecina hat sich nun überreden lassen, mehr Polizei bereit zu stellen. Und ebenso der Facebook-Initiator bläst zum Rückzug. Ob sich der herbeigerufene Eiergeist jedoch wieder in seine Flasche stecken lässt, das ist unklar.