Tschechische Neonazis planten Terroranschläge
Vor etwa zwei Wochen gelang der tschechischen Polizei ein wichtiger Schlag gegen die rechtsextreme Szene. Bei einer Großrazzia wurden mehrere mutmaßliche Neonazis verhaftet. Nationalsozialistisches Propagandamaterial wurde sichergestellt. Gegen einige der Rechtsextremen aber erhärtet sich nun ein weiterer Verdacht. Sie sollen terroristische Anschläge geplant haben.
Bereits wenige Tage nach der Polizeirazzia bestätigte Polizeipräsident Oldřich Martinů am 26. Oktober im Tschechischen Fernsehen den Verdacht. Recherchen des Journalisten Janek Kroupa von der Tageszeitung Mladá fronta dnes brachten nun Einzelheiten ans Licht: Elf der 24 Festgenommenen sollen Mitglieder der Neonazi-Gruppierung „White Justice“ sein. Wie der Journalist herausgefunden hat, haben sie in mindestens vier Terrorcamps eine paramilitärische Ausbildung erhalten. Diese haben sie laut Kroupa höchstwahrscheinlich bereits angewandt:
„Auf Demonstrationen in Janov und Přerov haben nachweislich Personen teilgenommen, die in den Camps ausgebildet wurden. Die Polizei war nicht in der Lage, ihnen erfolgreich Einhalt zu gebieten, da sie ihre Taktik sehr professionell geändert hatten. Sie griffen in kleinen Gruppen an, was im Grunde, das war, was sie in den Trainingscamps gelernt hatten.“
Paradoxerweise, so Kroupa, soll aber die praktische Anwendung der Ausbildung nicht das eigentliche Ziel der bisher bekannten Terrorcamps gewesen sein. Vielmehr sei die Aufgabe der Teilnehmer gewesen, nach der Absolvierung der Trainings, weitere Terrorzellen zu bilden und weitere Gesinnungsgenossen auszubilden.
Ebenso beunruhigend sind aber konkrete Pläne für Terroranschläge, die auch die Polizei bei einem der Verhafteten gefunden hat.
„Sie haben Anschläge auf „hoch gestellte Juden“ und die Energieinfrastruktur des Landes vorbereitet“, sagt Janek Kroupa, dem es gelungen war einen Verbindungsmann in die Neonazi-Gruppe einzuschleusen.
Innerhalb der Gruppe habe eine extreme Geheimhaltung geherrscht. Die einzelnen Mitglieder hätten sich untereinander nur mit Spitznamen gekannt. In den Trainingscamps verbargen sie ihre Gesichter unter Strumpfmasken. Sämtliche Kommunikation sei über verschlüsselte Internetseiten abgelaufen, so Kroupa:
„Es zeigt sich hierbei, dass die tschechischen Neonazis Strukturen ausländischer Terrorvereinigungen kopieren. Am stärksten wohl die der deutschen ‚Rote Armee Fraktion’ der 70er und 80er Jahre.“
Auch der Extremismusexperte Miroslav Mareš bezeichnet die Gefahr rechter Terroranschläge als real. Für das größte Risiko aber hält er, dass die Rechtsextremen beginnen Listen mit den Namen ihrer Feinde zu erstellen. Die Verbreitung von Angst und Schrecken könnte in Zukunft den Kampf gegen Extremisten erschweren, befürchtet Mareš, nämlich dann wenn Personen, die sich an diesem Kampf beteiligen, tatsächlich angegriffen und bedroht würden.