Tschechische Polizei hebt erste Terrorzelle aus

Tschechien galt bisher als vom Terror unberührtes Land. Nun hat die tschechische Polizei in Prag eine mutmaßliche Terrorzelle ausgehoben, die Verbindungen nach Deutschland gehabt haben soll. Die neun Festgenommenen würden der dagestanischen Terrorgruppe „Dschamaat Schariat“ angehören, teilte eine Spezialeinheit der Polizei am Dienstag mit.

Foto: Archiv der Polizei der Tschechischen Republik
Kaum waren die Sicherheitsdienste in aller Welt in erhöhter Alarmbereitschaft, nachdem die Tötung des Al-Kaida-Führers Osama Bin Laden bekannt geworden war, da teilte die tschechische Polizei mit, hierzulande die erste Terrorzelle ausgehoben zu haben. Die Terroristen hielten sich legal im Land auf, einige hatten sogar Asyl beantragt. Die am Dienstag beim Einsatz einer Spezialeinheit festgenommenen Islamisten nutzten die Tschechische Republik als logistisches Basislager. Von hier aus wurden Terroristen der dagestanischen Gruppierung „Dschamaat Schariat“ im Nordkaukasus unterstützt. Verhaftet wurden in einer Prager Wohnung acht Männer und eine Frau, darunter auch zwei Bulgaren, die Übrigen stammen aus dem Nordkaukasus. Ihnen wird vorgeworfen, falsche Reisedokumente, Waffen und Sprengstoff organisiert zu haben.

„Diese Leute und die, die durch sie eine andere Identität erhalten haben, haben auch Terroristen-Ausbildungscamps in Afghanistan und Pakistan durchlaufen.“

Erklärt der Chef der Polizeiabteilung zur Aufdeckung des organisierten Verbrechens (ÚOOZ), Robert Šlachta. Über Kuriere wurden die Dokumente sowie die Waffen von Prag nach Dagestan geliefert. Die gefälschten Pässe erlaubten den vermeintlichen Glaubenskämpfern freien Zugang in viele Teile der Welt. Die Festgenommenen hatten zuvor ihre Aktivitäten von Berlin nach Prag verlegt. Den Hinweis lieferte die deutsche Polizei.

Wo in Prag der Einsatz der tschechischen Spezialeinheit stattfand, hält die Polizei noch geheim. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Das vorgehen der schnellen Eingreiftruppe (URNA) Anfang April war sorgfältig geplant worden, wie der zuständige Leiter Libor Lochman gegenüber dem Tschechischen Fernsehen erklärte:

„Die Wohnung, die Unterkunft war sehr gut gesichert. Wir sind in das Objekt eingedrungen, als sie das Gebet gerade beendet hatten. Wir wussten also ganz genau, wo sich die Terroristen im Gebäude aufhielten. Es war also von daher gesehen relativ einfach. Aber die Festgenommenen verhielten sich insgesamt kühl.“

Robert Šlachta  (Foto: ČTK)
Und das ist bisher auch so geblieben. Schweigen - keiner der mutmaßlichen Terroristen hat bisher bei der Vernehmung etwas ausgesagt. Die Justiz hat aber bereits Anklage erhoben. ÚOOZ-Chef Robert Šlachta:

„Bisher ist noch nichts bewiesen, aber unsere Informationen stellen wir anderen Ermittlungsbehörden zur Verfügung.“