Tschechische Polizei setzt auf Virtual Reality

Virtual Reality, also Techniken der virtuellen Realität, bieten neue Möglichkeiten beim Training von Polizisten. Mit Hilfe von 3D-Brillen und psychologisch ausgearbeiteten Szenarien können sie auf besonders schwierige Situationen vorbereitet werden.

Foto: Ondřej Vaňura,  Tschechischer Rundfunk

Wie kann man einen Menschen beim Selbstmordversuch überzeugen, sein Vorhaben aufzugeben? Wie soll ein Polizist eine schlechte Nachricht vermitteln, wie etwa die Verwandten eines Unglücksopfers zu informieren? Eben solche Situationen können tschechische Polizisten in der imaginären Welt trainieren, bevor sie Realität werden. Dazu dient eine App, die gerade im  Studio 3dsense entwickelt wird. Sie konzentrierten sich in dieser Phase auf das Szenario. Eigentlich handle es sich um ein Virtual-Reality-Spiel, sagt Studio-Leiter Jan Hrdlička.

Bisher haben die Polizisten ähnliche Situationen trainiert, indem sie selbst verschiedene Rollen gespielt haben. Künftig bekommen sie eine 3D-Brille, die sie in eine imaginäre Welt versetzt. Die virtuellen Figuren sind im Stande, auf das konkrete Verhalten des jeweiligen Polizisten in Stress-Situationen zu reagieren. Jan Hrdlička:

Jan Hrdlička | Foto: Ondřej Vaňura,  Tschechischer Rundfunk

„Wichtig ist, dass man die Situationen wiederholen kann. In der Virtual Reality kann man sie immer wieder überspielen und Reaktionen auf extrem zugespitzte Emotionen und Stress-Konstellationen üben.“

Die Szenarien werden von Psychologen ausgearbeitet. Hinter dem Projekt steht Eliška Procházková vom Nationalen Institut für Geistesgesundheit. Die Erfahrung eines jungen Polizisten hat sie dazu inspiriert:

„Eine seiner ersten Aufgaben war, eine Hinterbliebene über den Tod einer nahestehenden Person zu informieren. Er stand wie erstarrt etwa eine Stunde lang vor der Tür, bis er es wagte zu klingen. Nachdem er die Nachricht überbracht hatte, entschloss er sich, seine Arbeit bei der Polizei aufzugeben.“

Quelle: Polizei der Tschechischen Republik

Procházková hat bisher beim Training von Polizisten hierzulande und in den Niederlanden Erfahrungen gesammelt. Es sei immer schwierig, solche Situationen zu üben, dennoch sehr wichtig, sagt sie:

„Die Polizisten müssen in ihrer Praxis mit solchen Aufgaben nicht oft konfrontiert sein. Das kann möglicherweise nur einmal in ihrer Karriere passieren. Wenn sie dabei aber scheitern, kann dies die psychische Gesundheit sowohl des Polizisten als auch des Hinterbliebenen beschädigen. Deswegen wollen wir das Training modernisieren und verbessern.“

Künftig ist zudem geplant, Gespräche mit Opfern von häuslicher Gewalt auf diesem Weg zu üben. Das Projekt findet auch bei Polizei-Psychologen Unterstützung. Michaela Borovanská von der Bildungsabteilung der tschechischen Polizei sieht in modernen Technologien eine große Zukunft.

Michaela Borovanská | Foto: Ondřej Vaňura,  Tschechischer Rundfunk

„Es öffnet sich ein großer Raum für die Nutzung von modernen Technologien bei der Ausbildung. Einer der Vorteile der Virtual Reality ist, dass man gewissermaßen durch Spielen lernt. Auch wenn die Themen sehr anspruchsvoll und schwierig sind.“

Die ersten tschechischen Polizisten sollen im kommenden Jahr ein Virtual-Reality-Training absolvieren.

Autoren: Markéta Kachlíková , Ondřej Vaňura
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